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Wohn-Schock Österreich: Jeder Zweite unglücklich – und sogar Wien stürzt im internationalen Ranking ab

Ein Hochhaus in Wien. Foto: stock.adobe.com / Agata-Kadar
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Unzufriedenheit, Angst und fehlende Perspektiven: Für viele Menschen in Österreich ist Wohnen zur täglichen Belastung geworden. Besonders Mieter, Jüngere und Städter fühlen sich benachteiligt. Zwei aktuelle immowelt-Studien zeigen das Ausmaß der Krise. Und selbst Wien, einstige Vorzeigestadt in Sachen Lebensqualität, verliert international an Boden.

Zufriedenheit? Nur die Hälfte aller Österreicher fühlt sich zu Hause wirklich wohl

Laut der aktuellen immowelt Studie „Ist Wohnen in Österreich noch leistbar?“ empfindet nur knapp jeder zweite Österreicher echte Zufriedenheit mit seiner aktuellen Wohnsituation. Besonders hoch dagegen ist der Frust bei Mietern, jüngeren Menschen und Stadtbewohnern.

Gerade in Großstädten wie Wien, wo Mietwohnungen dominieren, berichten viele vom täglichen Albtraum: von beengten Wohnverhältnissen, zu hohen Kosten und einer unattraktiven Umgebung. 28 Prozent der Befragten planen in den nächsten 5 Jahren einen Wohnungswechsel. Bei den 16- bis 29-Jährigen liegt die Wechselbereitschaft sogar bei 61 Prozent.

Die Gründe sind vielfältig: Während Jüngere oft partnerschaftliche oder berufliche Veränderungen angeben, wünschen sich die 30- bis 39-Jährigen mehr Platz. Ab 40 rücken Lärm, schlechte Infrastruktur und eine unpassende Nachbarschaft in den Fokus. Menschen über 50 beschäftigen sich zunehmend mit altersgerechtem, barrierefreiem Wohnen.

„Wohnen ist weit mehr als ein Dach über dem Kopf – es ist ein zentrales Element von Lebensqualität. Unsere Studie zeigt, dass sich viele Menschen in ihrer aktuellen Wohnsituation nicht dauerhaft zu Hause fühlen. Mit unserer Plattform möchten wir sie bei der Suche nach passendem Wohnraum unterstützen“, sagt immowelt-Geschäftsführer Robert Wagner.

Angst und Existenzsorgen: Zwei Drittel fürchten um ihr Zuhause

Bereits in einer früheren immowelt Studie, veröffentlicht am 1. Juli 2025, zeigte sich das ganze Ausmaß der Wohnsorgen in Österreich: Zwei Drittel der Befragten machen sich aktuell Sorgen um ihre Wohnsituation. Besonders in Wien ist die Belastung überdurchschnittlich hoch: 40 Prozent der Wienerinnen und Wiener empfinden ihre Wohnkosten als große Herausforderung.

Österreichweit beschreibt fast ein Drittel der Haushalte die eigene Lage als „gerade noch leistbar“. Jeder zehnte Haushalt berichtet von ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten – sei es bei der Mietzahlung oder der Rückzahlung von Immobilienkrediten. Betroffen sind vor allem Singles, Menschen unter 40 Jahren sowie Alleinerziehende mit Kind.

Die Ängste der Menschen sind konkret: 40 Prozent fürchten weiter steigende Lebenshaltungskosten, 32 Prozent haben Angst vor einer weiteren Miet- oder Kreditkostenexplosion. Jeder fünfte Haushalt sieht in den Energiepreisen eine erhebliche Belastung.

Wien rutscht auch international an

Der Frust lässt sich auch andernorts ablesen: In der Studie der Economist Intelligence Unit, in der Wien über Jahre ganz oben stand, rutschte die Stadt nun ab.

Im Global Liveability Index 2025, erstellt von der Economist Intelligence Unit (EIU), musste Wien nach 3 Jahren an der Spitze erstmals wieder Platz 1 abgeben. Die dänische Hauptstadt Kopenhagen übernahm die Führungsposition. Wien landete nur noch auf dem zweiten Rang – punktgleich mit Zürich.

Der Global Liveability Index bewertet 173 Städte weltweit anhand von 30 Indikatoren in Kategorien wie Stabilität, Gesundheitsversorgung, Bildung, Infrastruktur und Kultur. Wien konnte in einigen Kategorien – darunter Infrastruktur und Umwelt – nicht mehr mit der bisherigen Top-Bewertung glänzen. In der offiziellen Auswertung des Economist wird hervorgehoben, dass sich die Wohnsituation und die allgemeinen Lebenshaltungskosten in Wien zuletzt verschlechtert hätten. Auch die angespannte Lage am Mietmarkt könnte zur Abwertung beigetragen haben.

Politik will mit Mietpreisbremse regeln, aber…

Um die steigenden Wohnkosten einzudämmen, hat die österreichische Regierung eine neue Mietpreisbremse beschlossen. Das 4. Mietrechtlichen Inflationslinderungsgesetz (4. MILG), das seit dem 1. April 2025 in Kraft ist. Hintergrund sind unter anderem Zahlen der SPÖ, wonach die Mieten im freien Wohnungssektor seit 2010 um rund 80 Prozent gestiegen sind. Laut Statistik Austria steigen die Mieten zwar seit 2023 langsamer, liegen aber weiterhin deutlich über dem langjährigen Durchschnitt.

Mit de, 4. MILG  soll ein Zeichen gesetzt und die Mietbelastung gedämpft werden – allerdings nur vorübergehend. Die Regelung stoppt nämlich nur für das Jahr 2025 geplante Mieterhöhungen bei Richtwert- und Kategoriemieten sowie bei Genossenschaftswohnungen. Ab 2026 könnten die Mieten jedoch wieder steigen. Auch die ursprünglich geplante Reform der Wertsicherungsklauseln, die viele Mietverträge betreffen würde, wurde auf später verschoben. Kritiker bemängeln: Die Maßnahme lindert zwar kurzfristig den Druck, löst aber die grundlegenden Probleme auf dem österreichischen Wohnungsmarkt nicht.

Eigentum als Sicherheitsanker – Mieter bleiben Verlierer der Krise

Die immowelt Studien zeigen aber deutlich auf: Eigentümer spüren die finanziellen Belastungen deutlich weniger. Nur 7 Prozent der Eigentümer geben an, Schwierigkeiten mit den Wohnkosten zu haben. Unter Mietern ist dieser Anteil deutlich höher. Besonders in Wien, wo die Eigentumsquote deutlich unter dem Landesschnitt liegt, trifft die Krise viele Menschen mit voller Wucht.

Während Menschen mit abbezahlten Immobilien oder alten, günstigen Kreditkonditionen relativ sicher durch die Krise kommen, droht Mietern eine dauerhafte Belastungsspirale. Besonders für junge Menschen ohne Erspartes oder mit unsicheren Arbeitsverhältnissen wird die Lage zunehmend aussichtslos.

Fazit: Österreich steckt tief in der Wohnkrise

Die Kombination aus Unzufriedenheit, Angst und fehlenden Alternativen zeigt: Österreich steht vor einer großen wohnungspolitischen Herausforderung.

Selbst Wien, lange Aushängeschild für Lebensqualität, verliert an internationalem Ansehen. Die aktuellen Studien liefern deutliche Hinweise: Ohne weitere politische Maßnahmen droht sich die Wohnkrise

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