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Wohnkrise in Österreich: Warum sich zwei Drittel der Menschen um ihr Zuhause sorgen

Autorenbild Kilian Treß
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Miete, Strom, Kreditrate: Für Millionen Österreicher wird Wohnen zur finanziellen Zerreißprobe. Besonders in Wien spitzt sich die Lage dramatisch zu.

Laut einer aktuellen immowelt -Studie machen sich zwei Drittel der Menschen Sorgen um ihre Wohnsituation – ein Wert, der schockiert. Bei vielen reichen die Ängste von steigenden Mieten bis hin zur Furcht vor Kündigung oder Energiepreisexplosionen. In der Hauptstadt ist die Belastung besonders hoch: 4 von 10 Wienerinnen und Wienern sagen, ihre Wohnkosten seien kaum noch tragbar.

Wohnsorgen auf Rekordniveau: Jeder Dritte am Limit – jeder Zehnte schon darüber hinaus

Die neue Studie von immowelt.at zeigt, wie stark die finanziellen Belastungen in Österreich inzwischen drücken. Zwar sagen noch 55 Prozent der Befragten, dass sie mit ihren Wohnkosten gut zurechtkommen – doch fast ein Drittel beschreibt die eigene Lage als „gerade noch leistbar“. Jeder zehnte Haushalt gibt an, bereits ernsthafte Probleme zu haben, etwa bei der Mietzahlung oder der Rückzahlung eines Immobilienkredits. Betroffen sind vor allem Singles, Menschen unter 40 Jahren und Alleinerziehende mit Kind. Besonders prekär wird es, wenn ein Umzug ansteht – die Kombination aus steigenden Mieten und hohen Lebenshaltungskosten lässt immer mehr Menschen verzweifeln.

40 Prozent der Wiener vor großer Herausforderung

In Wien ist die Belastung überdurchschnittlich hoch: 40 Prozent der Befragten geben an, dass ihre Wohnkosten eine große Herausforderung darstellen. Damit liegt die Hauptstadt deutlich über dem österreichweiten Durchschnitt. Die Gründe liegen auf der Hand: Mieten sind in Wien traditionell höher als in anderen Regionen des Landes. Gleichzeitig wächst der Druck durch Nebenkosten, Inflation und steigende Energiepreise.

Für viele wird der Traum von einem Leben in der Großstadt zum Kraftakt. Besonders hart trifft es Menschen, die keine Rücklagen haben oder bei denen das Einkommen nicht mit den Ausgaben mithalten kann. Die Suche nach einer leistbaren Wohnung in Wien ist für viele längst zur Geduldsprobe geworden – und nicht wenige müssen sich mit kleineren, schlechter ausgestatteten oder weiter außerhalb liegenden Wohnungen zufriedengeben.
Laut Julia Herr, SPÖ-Nationalratsabgeordnete, sind die Mieten im freien Wohnungssektor „seit 2010 um 80 % gestiegen“. Der Grund, warum die Politik eine Mietpreisbremse beschlossen hat.

Eigentum als Ausweg? Mieter spüren den größten Druck

Ein deutlicher Unterschied zeigt sich zwischen Eigentümern und Mietern. Während nur 7 Prozent der Eigentümer angeben, Schwierigkeiten mit den Wohnkosten zu haben, ist der Anteil unter den Mieterinnen und Mietern deutlich höher. Eigentum scheint Stabilität zu geben – gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Wer eine abbezahlte Immobilie besitzt oder günstige Kreditkonditionen vor Jahren sichern konnte, ist aktuell klar im Vorteil.

In Städten wie Wien ist die Eigentumsquote allerdings deutlich niedriger als am Land. Dort dominiert weiterhin das Einfamilienhaus, oft im Familienbesitz über Generationen hinweg. In urbanen Zentren sind dagegen Mietwohnungen die Regel – und damit auch die Wohnform mit dem höheren finanziellen Risiko.

Angst vor der Zukunft: „Was passiert, wenn die nächste Stromrechnung kommt?“

Die größten Sorgen, die die Menschen aktuell beschäftigen, sind vielfältig: 40 Prozent fürchten steigende Lebenshaltungskosten, 32 Prozent haben Angst vor weiter steigenden Mieten oder Kreditraten. Jeder Fünfte nennt explodierende Energiepreise als Belastung, fast ebenso viele klagen über fehlenden leistbaren Wohnraum. Auch das Thema Altersgerechtigkeit beschäftigt viele – insbesondere ältere Menschen, die in nicht barrierefreien Wohnungen leben oder befürchten, im Alter nicht mehr versorgt zu sein. Tobias Thomas, Generaldirektor der Statistik Austria, verweist darauf, dass „die Mieten seit dem Höhepunkt im 2. Quartal 2023 zwar langsamer steigen, aber noch immer deutlich über dem langjährigen Durchschnitt liegen.“

Nur ein Drittel der Bevölkerung lebt laut Studie ohne wohnbezogene Sorgen. Für die Mehrheit ist Wohnen längst nicht mehr nur eine Frage der Lage oder Größe, sondern eine zentrale Lebenssorge – mit wachsendem psychischem und finanziellem Druck.

Ausblick: Der Druck steigt weiter

Die Ergebnisse der immowelt -Studie werfen ein grelles Licht auf eine Entwicklung, die sich seit Jahren abzeichnet und nun in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist: Wohnen wird für immer mehr Menschen zum existenziellen Problem. Besonders junge Menschen und Familien stehen vor einer ungewissen Zukunft, wenn es um die eigenen vier Wände geht.

Bleibt die Frage, wie die Politik reagieren will – mit Neubauförderungen, Mietpreisregulierung oder Entlastungen bei den Nebenkosten? Klar ist: Zwei Drittel der Bevölkerung sorgen sich. Wenn sich daran nichts ändert, wird der Wohntraum in Österreich für viele endgültig zur Wohnkrise.

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