Der Sommer wird heißer, der Garten trockener – doch nicht jeder will zur Gießkanne greifen. Wer trotzdem nicht auf kühlenden Schatten verzichten will, sollte jetzt auf Bäume setzen, die Sonne, Trockenheit und Bequemlichkeit vereinen. Dabei geht es längst nicht mehr nur um Kleingärten: Auch Förster und Waldbesitzer suchen nach Bäumen, die den kommenden 100 Jahren standhalten.
Welche Bäume können den Klimawandel bestehen? Foto: stock.adobe.com / Jason
Klimawandel im Garten – und im Wald
Die Frage, welche Bäume mit Trockenheit, Dürre und Extremwetterlagen umgehen können, treibt nicht nur Hobbygärtner um. Auch Förster stehen unter Druck. Ihre Entscheidungen von heute beeinflussen den Wald von morgen – und übermorgen. Doch wer jetzt aufforstet, muss ins Ungewisse planen: Wie sieht das Klima in 50 oder 100 Jahren aus? Welche Baumarten kommen mit den dann herrschenden Bedingungen zurecht? Und welche Arten setzen sich vielleicht ohnehin durch, weil sie sich bereits jetzt unauffällig einbürgern?
In vielen Regionen Deutschlands testen Forstämter daher neue Arten – teils aus Südeuropa, teils aus dem Balkan oder Nordamerika. Doch es bleibt ein Spagat zwischen Bewährtem und Neuem, zwischen ökologischer Verantwortung und ökonomischer Sicherheit.
Im Kleinen wie im Großen: Auch Eigenheimbesitzer stehen vor der Entscheidung
Das große Waldbild lässt sich leicht auf den eigenen Garten herunterbrechen. Auch hier gilt: Wer jetzt pflanzt, entscheidet über das Mikroklima der nächsten Jahrzehnte. Ein Baum, der heute als kleiner Schössling gekauft wird, kann in 20 Jahren ein wertvoller Schattenspender sein – oder ein teurer Pflegefall, der mit Trockenstress kämpft, Schädlingsbefall bekommt oder frühzeitig abstirbt.
Deshalb setzen viele Gartenbesitzer heute auf Arten, die nicht nur robust und trockenheitsverträglich sind, sondern auch wenig Pflege benötigen. Gefragt sind Bäume, die:
- mit Hitze und Trockenheit gut zurechtkommen,
- Schatten spenden, aber nicht zu groß werden,
- keine ständige Pflege oder Rückschnitte brauchen
- und heimisch oder gut eingebürgert sind.
Die Top 5 der schattenspendenden Hitzekünstler
| Baumart | Herkunft | Wuchshöhe | Garten-Eignung | Pflege | Anpassung ans Ökosystem | Bienenfreundlich |
|---|---|---|---|---|---|---|
| Feldahorn | Mitteleuropa (heimisch) | 10–15 m | ✔️ auch für kleine Gärten | gering | sehr gut (heimisch) | ✔️ Ja, v.a. für Wildbienen |
| Baumhasel | Südosteuropa, Kleinasien | 15–20 m | ✔️ mittlere/große Gärten | sehr gering | gut eingebürgert | ➖ Eingeschränkt (Pollen) |
| Gleditschie 'Sunburst' | Nordamerika (östlich) | 8–12 m | ✔️ moderne kleine/mittlere | sehr gering | gut eingebürgert, nicht invasiv | ➖ Gering |
| Amberbaum | Südost-Nordamerika | 15–20 m | ✔️ nur große Gärten | gering | nicht invasiv, wenig ökologisch | ❌ Kaum |
| Manna-Esche | Südeuropa, Balkan | 6–10 m | ✔️ auch für kleinere Gärten | gering | zunehmend etabliert | ✔️ Ja, sehr attraktiv |
1. Feldahorn (Acer campestre)
Ein echter Allrounder aus der Heimat: Der Feldahorn ist in Mitteleuropa – und damit auch in Deutschland – heimisch. Er wächst langsam, ist aber robust, kommt mit Trockenheit gut zurecht und lässt sich hervorragend in Form schneiden. Seine dichte, aber kompakte Krone eignet sich ideal für kleinere Gärten und städtische Hitzeinseln.
Als heimische Baumart ist der Feldahorn ökologisch besonders wertvoll: Er bietet Nahrung und Lebensraum für viele heimische Insekten und Vögel. Seine unscheinbaren Blüten sind eine wichtige frühe Pollenquelle für Wild- und Honigbienen.
2. Baumhasel (Corylus colurna)
Die Baumhasel stammt ursprünglich aus Südosteuropa und Kleinasien, hat sich aber in unseren Breiten zunächst gut eingebürgert. Mittlerweile gibt es Hinweise, dass sie in Norddeutschland und zuletz auch im Raum Erfurt verhältnismäßig schnell absterben. Im Süddeutschen Raum gibt es dafür noch keine Hinweise. Die Baumhasel gilt als äußerst trockenresistent, stadtklimafest und pflegeleicht. Ihr gleichmäßiger Wuchs macht sie auch in öffentlichen Anlagen beliebt. Sie ist offensichtlich konkurrenzschwach, wie die Elsbeere, das ökologisches Optimum liegt da, wo andere Baumarten der Baumhasel auf trockenen Standorten nicht mehr gefährlich werden können.
Die Baumhasel wird von heimischen Tieren gut angenommen. Für Bienen ist sie aber nur eingeschränkt nützlich: Ihre männlichen Kätzchen liefern früh im Jahr Pollen – jedoch kaum Nektar. Die Früchte – kleine, sehr harte Haselnüsse – sind zwar essbar, aber mehr für Eichhörnchen als für Menschen gemacht.
3. Gleditschie (Gleditsia triacanthos 'Sunburst')
Ursprünglich in den östlichen Regionen Nordamerikas beheimatet, erfreut sich die Gleditschie hierzulande wachsender Beliebtheit. Die Sorte 'Sunburst' ist dornenfrei und besonders geeignet für Gärten und Städte. Ihre gefiederten Blätter spenden leichten, luftigen Schatten, der sich auch für andere Pflanzen als vorteilhaft erweist.
Trotz ihrer exotischen Herkunft zeigt die Gleditschie keine invasiven Tendenzen und gilt inzwischen als gut angepasst. Für Bienen und Insekten ist sie allerdings weniger attraktiv – ihre Blüten sind unscheinbar und liefern nur geringe Mengen an Pollen und Nektar.
4. Amberbaum (Liquidambar styraciflua)
Der Amberbaum stammt aus dem südöstlichen Nordamerika und wird besonders wegen seiner auffälligen Herbstfärbung geschätzt – von Goldgelb über Orangerot bis Purpur. Gleichzeitig überzeugt er durch seine gute Toleranz gegenüber Hitze und Trockenheit, insbesondere in den wärmeren Regionen Süddeutschlands.
Ökologisch spielt er bislang eine eher untergeordnete Rolle: Seine Blüten sind weder für Bienen noch andere Insekten besonders relevant, und auch die Samen dienen nur wenigen Tieren als Nahrung. Dafür bleibt er pflegeleicht und nicht invasiv – und macht als Zierbaum einiges her.
5. Manna-Esche (Fraxinus ornus)
Die Manna-Esche kommt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, vor allem aus Italien, Griechenland und dem Balkan. Inzwischen wird sie auch in Deutschland häufiger gepflanzt – nicht zuletzt wegen ihrer Trockenresistenz und der schönen weißen Blüten, die im Mai und Juni erscheinen.
Diese Blüten sind ein echter Magnet für Insekten: Honigbienen, Wildbienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen fliegen sie gleichermaßen an. Die Art ist nicht invasiv, zeigt aber vielversprechende Anpassungsfähigkeit an wärmer werdende Standorte – vor allem in Süd- und Mitteldeutschland.
Die Zukunft pflanzen – trotz Ungewissheit
Ob im Forst oder im Vorgarten: Entscheidungen für bestimmte Baumarten sind heute schwerer denn je. Klimamodelle geben zwar Orientierung, doch selbst Experten streiten darüber, welche Arten langfristig bestehen werden. Deshalb setzen viele auf „klimaresiliente Mischungen“: also Kombinationen aus verschiedenen Bäumen, um Ausfälle abzufangen und die Biodiversität zu fördern.
Ein ähnliches Prinzip lässt sich auch im Garten anwenden: Wer mehrere klimaangepasste Baumarten kombiniert, erhöht die Chance, dass zumindest einer davon in 20 oder 30 Jahren Schatten spendet – ohne dass man selbst ständig zur Gießkanne greifen muss.
Geschrieben am 29.10.2025
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