Tiny Houses sind oft energieeffizient – aber nicht immer ist das offiziell belegt. Während bei klassischen Wohnimmobilien die Energieeffizienzklasse längst zum Preisfaktor geworden ist, herrscht bei Tiny Houses häufig Unklarheit. Ein Überblick, wann ein Energieausweis Pflicht ist.
Nicht jedes Tiny House hat auch einen Energieausweis. Foto: visoot / stock.adobe.com
Eine immowelt Analyse zeigt, wie stark die Energieeffizienzklasse inzwischen die Immobilienpreise beeinflusst: Häuser mit der besten Klasse A+ kosten im Schnitt 16 Prozent mehr als vergleichbare Objekte mit mittlerem Standard D. Bei Wohnungen liegt der Aufschlag sogar bei 23 Prozent. Umgekehrt verlieren ineffiziente Immobilien deutlich an Wert – bei Klasse H sind es bis zu 14 Prozent Abschlag.
Doch wie sieht es mit der Energieeffizienz bei Tiny Houses aus? Wer sich ein solches Minihaus zulegen will, sucht oft vergeblich nach einer offiziellen Energieklasse im Exposé – aus gutem Grund.
Kein Standard für alle: Energieeffizienz bei Tiny Houses
Anders als bei klassischen Häusern unterliegen Tiny Houses je nach Bauart und Nutzung ganz unterschiedlichen Regeln. Vor allem die Frage, ob es sich um ein Fahrzeug oder ein festes Gebäude handelt, ist entscheidend für die Pflicht zur Angabe der Energieeffizienzklasse.
Ein Tiny House auf Rädern gilt meist nicht als Wohngebäude – und damit greift auch das Gebäudeenergiegesetz (GEG) nicht. Entsprechend entfällt die Pflicht zur Angabe der Energieeffizienz. Bei stationären Häusern sieht es hingegen anders aus: Hier muss bei Verkauf oder Neuvermietung in vielen Fällen ein Energieausweis vorliegen – inklusive offizieller Effizienzklasse.
Energieausweis beim Tiny House: Wann ist er Pflicht?
| Tiny-House-Typ | Ist ein Energieausweis nötig? | Rechtliche Grundlage |
|---|---|---|
| Mobil (auf Rädern) | Nein – keine Ausweispflicht | Gilt nicht als Gebäude nach GEG |
| Stationär (mit Fundament) | Ja – bei Neubau, Verkauf oder Neuvermietung ab ca. 50 m² Wohnfläche | Energieausweis laut Gebäudeenergiegesetz (GEG) |
Wichtig: Ob ein Energieausweis nötig ist, hängt nicht allein von der Größe ab – auch die Art der Nutzung und der baurechtliche Status spielen eine Rolle. Bei Unsicherheit hilft die Nachfrage beim Bauamt oder einem Energieberater.
Energieklasse selbst berechnen?
Wer den energetischen Zustand seines Tiny Houses einschätzen möchte, kann die Energieeffizienzklasse zumindest grob selbst berechnen:
- Den Endenergieverbrauch kannst du anhand deines Energieverbrauchs der letzten 3 Jahre bestimmen.
Endenergieverbrauch in kWh/(m²a) = (Energieverbrauch 1. Jahr + 2. Jahr + 3. Jahr) / 3 / Wohnfläche in m² - Mit dem Endenergiebedarf kannst du die Effizienzklasse deines Hauses noch genauer bestimmen. Die Berechnung des Endenergiebedarfs ist allerdings auch etwas aufwändiger.
Endenergiebedarf in kWh/(m²a) = Heizlast in kW / Wohnfläche in m²
Anschließend vergleichst du das Ergebnis mit folgender Tabelle und erhältst eine Einschätzung der Energieklasse deines Tiny Houses:
| Klasse | Energiebedarf oder Energieverbrauch in kwh/qm | Haustyp |
|---|---|---|
| A+ | 0-30 | Passivhaus oder Effizienzhaus 40 |
| A | 30-50 | Niedrigstenergiehaus, 3-Liter-Haus oder KfW-Effizienzhaus 55 |
| B | 50-75 | Niedrigenergiehaus und die meisten Neubauten, die frühere EnEV-Anforderungen erfüllten. |
| C | 75-100 | Neubauten, KfW-Effizienzhaus 100 |
| D | 100-130 | Referenzklasse |
| E | 130-160 | Altbauten, die energetisch den Standards der 2. Wärmeschutzverordnung (1982) entsprechen. |
| F | 160-200 | Die meisten Altbauten |
| G | 200-250 | Altbauten, die energetischen Standards der 1. Wärmeschutzverordnung (1977) entsprechen. |
| H | über 250 | Unsanierte, energetisch schlechte Altbauten. Oft auch Häuser, die unter Denkmalschutz stehen. |
Wichtig: Eine rechtsverbindliche Energieeffizienzklasse lässt sich jedoch nicht selbst berechnen. Nur ein zertifizierter Energieberater darf einen offiziellen Energieausweis ausstellen – inklusive Einordnung in die bekannte Skala von A+ bis H.
Fazit: Energieeffizienz bei Tiny Houses bleibt Grauzone
Während klassische Immobilien durch die Energieeffizienzklasse immer stärker im Preis bestimmt werden, bleibt bei Tiny Houses vieles uneinheitlich. Käufer sollten sich daher nicht von der kompakten Bauweise täuschen lassen – sondern genau prüfen, ob ein Energieausweis vorliegt oder zumindest vergleichbare Angaben zur Dämmung und Heiztechnik gemacht werden. Denn auch bei Minihäusern können hohe Energiekosten schnell zum Nachteil werden.
Geschrieben am 03.11.2025
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