Ein Tiny House – das klingt nach Freiheit, Minimalismus und einem charmanten Rückzugsort im Grünen. Doch neu kosten die Minihäuser oft so viel wie ein Mittelklassewagen. Kein Wunder also, dass sich viele fragen: Gibt’s die auch gebraucht? Und lohnt sich das?

Ein gebrauchtes Tiny House ist um einiges günstiger - du solltest aber genau hinschauen. Foto: AHNH5 / stock.adobe.com
Gibt es überhaupt einen Markt für gebrauchte Tiny Houses?
Ja, den gibt es – wenn auch noch in der Nische. Die Tiny-House-Community wächst, und damit auch das Angebot an gebrauchten Modellen. Manche Menschen stellen fest, dass das Leben auf 20 Quadratmetern doch nicht ihr Ding ist. Andere upgraden, ziehen um oder bauen selbst neu.
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Du findest gebrauchte Tiny Houses vor allem hier:
- In Kleinanzeigen
- Spezialisierte Tiny-House-Portale mit Kleinanzeigenbereich
- Tiny-House-Gruppen auf Facebook (hier wird viel direkt gehandelt)
- Selbstbau-Projekte über DIY-Foren
Die Preise? Gebrauchte Modelle starten oft schon ab 15.000 €, während neue Häuser je nach Ausstattung schnell 40.000 – 80.000 € kosten.
Worauf solltest du beim Kauf unbedingt achten?
Gebraucht heißt nicht automatisch „Schnäppchen“. Deshalb: Augen auf – und zwar bei diesen Punkten
Checkliste für den Kauf eines gebrauchten Tiny Houses:
1. Zustand & Materialien:
Schau dir das Haus am besten persönlich an. Achte auf Feuchtigkeit, Schimmel, Dämmung, Fensterdichtungen und allgemeine Bauqualität. Wurde es professionell gebaut oder selbst zusammengeschraubt?
2. Mobilität & Transport:
Ist das Tiny House auf einem Trailer? Ist der noch fahrbereit? Hast du eine Transportmöglichkeit? Oder steht das Häuschen fest auf einem Grundstück?
3. Genehmigung & Nutzung:
Ein Tiny House zu besitzen ist das eine – es aufstellen und bewohnen dürfen das andere. Frag nach der Baugenehmigung (wenn vorhanden) und checke, ob das Modell für eine dauerhafte Nutzung überhaupt zugelassen ist.
4. Technik-Check:
Wie alt sind Heizung, Stromleitungen, Wasser- und Abwassersystem? Gibt’s eine Solaranlage? Ein gebrauchtes Haus mit veralteter Technik kann schnell zur Kostenfalle werden.
5. Innenausbau:
Manche gebrauchte Tiny Houses sind echte Designperlen – andere eher improvisierte Wohnkisten. Ein Blick hinter die Verkleidung kann Gold wert sein.
6. Zusatzkosten einplanen:
Transport (häufig 1.000 – 5.000 €), eventuell ein neues Fundament, Anschluss ans Strom-/Wassernetz – all das kann nochmal ordentlich zu Buche schlagen.
Neben der Einrichtung und dem Tiny House selbst musst du auch rechtliches bedenken.
Tiny House aufstellen – was ist in Deutschland erlaubt?
Ein Tiny House zu besitzen ist das eine – es legal aufzustellen etwas ganz anderes. In Deutschland gelten Tiny Houses als bauliche Anlagen und brauchen damit in der Regel eine Baugenehmigung – egal ob neu oder gebraucht. Die wichtigsten Punkte im Überblick:
Was du wissen solltest:
- Standort entscheidet: Je nach Bundesland und Gemeinde gibt’s unterschiedliche Vorschriften. Vorher immer beim Bauamt nachfragen!
- Bebautes Grundstück nötig: Auf einem Freizeit- oder Wochenendgrundstück darfst du meist nicht dauerhaft wohnen – auch wenn’s dein eigenes ist.
- Bauantrag notwendig: Meist brauchst du einen genehmigungsfähigen Bauplan, auch bei gebrauchten Häusern. Ist der nicht vorhanden? Schwierig.
- Anschlüsse klären: Woher kommt Wasser, Abwasser, Strom? Manche Gemeinden verlangen einen voll erschlossenen Standort.
- Mobil auf Rädern ≠ automatisch genehmigungsfrei: Selbst wenn dein Tiny House auf einem Anhänger steht, brauchst du eine Genehmigung zum dauerhaften Wohnen.
Unser Vergleich Second Hand vs. Neues Tiny House
Kategorie | Gebrauchtes Tiny House | Neues Tiny House |
Preis | Ab ca. 15.000 Euro, oft günstiger | Ab ca. 35.000 Euro, mit Ausstattung schnell 60.000 Euro |
Verfügbarkeit | Sofort oder kurzfristig | Oft Wartezeit (3–9 Monate) |
Individuelle Gestaltung | Bereits vorhanden, wenig flexibel | Wunschdesign möglich – Grundriss, Materialien, Extras frei wählbar |
Technik & Zustand | Variiert stark – je nach Pflege, Alter und Ausbauqualität | Neueste Technik, energieeffizient, mit Garantie |
Genehmigungsfähigkeit | Kann komplizierter sein ohne Bauplan oder Nachweise | Meist leichter, wenn Anbieter Erfahrung mit Behörden hat |
Nachhaltigkeit | Wiederverwertung spart Ressourcen | Möglich, wenn mit ökologischen Materialien |
Risiken | Mängel, fehlende Unterlagen, keine Gewährleistung | Höherer Preis, aber mehr Sicherheit und Rechtssicherheit |
Die Vorteile eines gebrauchten Tiny Houses sind:
- Günstiger Einstieg: Deutlich günstiger als ein Neubau
- Sofort verfügbar: Kein monatelanges Warten auf Planung und Bau
- Nachhaltiger: Wiederverwenden statt neu produzieren
- Charme & Charakter: Oft liebevoll eingerichtet und individuell gestaltet
Aber Achtung: Diese Risiken gibt’s auch:
- Keine Garantie oder Gewährleistung – du kaufst wie gesehen
- Selbstausbau? Dann besser nochmal genau hinschauen
- Schwierige Genehmigungslage – gerade bei älteren Modellen
- Verdeckte Mängel können teuer werden
Fazit: Lohnt sich ein gebrauchtes Tiny House?
Wenn du gut hinsiehst, richtig fragst und ein bisschen Geduld mitbringst – auf jeden Fall! Der Markt ist klein, aber charmant. Und wer Glück hat, findet ein echtes Schmuckstück, das sofort einziehen lässt.
Unser Tipp: Lass dir am besten Bilder, Baupläne und eine detaillierte Beschreibung schicken – und schau dir das Tiny House vor dem Kauf persönlich an. Im Idealfall mit einem Profi im Schlepptau.