In Städten wird Wohnraum knapp, während Garagen und Carports vielerorts ungenutzte Flächen bieten. Die Idee, ein Tiny House einfach auf die Garage zu setzen, klingt nach einer cleveren Lösung – und gewinnt immer mehr Anhänger. Architekten und Bauherren sehen darin ein Modell für die urbane Nachverdichtung. Doch welche Möglichkeiten gibt es, und was gilt es dabei zu beachten?
Eine Illustration zeigt: Kleine Häuser auf der Garage könnten neuen Wohnraum schaffen. Illustration: KI
Platz sparen durch Bauen nach oben
Anstatt Gartenflächen für Stellplätze zu opfern oder Straßenraum mit parkenden Autos zu unten, Wohnen oben. Gerade weil Tiny Houses fast immer in leichter Holz- oder Trockenbauweise errichtet werden, sind sie statisch gut für solche Konzepte geeignet. Wichtig ist jedoch, dass die Wärmedämmung und Baukonstruktion von Anfang an in das Gesamtkonzept integriert werden.
Nachverdichtung mit Konzept
In Karlsruhe zeigt Architekt Falk Schneemann, wie es geht: Für die VOLKSWOHNUNG GmbH hat er Studien zu Garagenaufstockungen durchgeführt. Das Ergebnis: Zwölf Wohneinheiten entstehen aktuell auf drei Garagenanlagen – ein praktisches Beispiel dafür, wie Brachflächen sinnvoll genutzt werden können. Auch in Esslingen wirbt Architektin Angelina Haug für das Wohnen auf Garagen und hat mit ihrem Engagement bereits lokale Politik und Medien überzeugt. Solche Projekte zeigen, dass Garagenaufstockungen mehr als eine Nischenidee sind.
Alternative: Stelzen- und Carportlösungen
Nicht immer muss es eine geschlossene Garage sein. Wer sein Minihaus auf Stelzen errichtet, gewinnt ebenfalls Stellplatzfläche darunter – und profitiert zusätzlich von Vorteilen wie mehr Tageslicht, Schutz der Bausubstanz vor Feuchtigkeit oder erhöhter Sicherheit. Eine andere Variante: das Wohnen über dem Carport. Hier sorgt die leichte Bauweise kombiniert mit großen Glasflächen für helle Räume und zusätzliche Nutzfläche darunter, etwa für Fahrräder oder Gartengeräte.
Carport oder Garage – was passt besser?
Ob sich eine Garage oder ein Carport als Basis eignet, hängt von verschiedenen Faktoren ab: den örtlichen Bauvorschriften, der Bodenbeschaffenheit und nicht zuletzt den eigenen Vorstellungen. Während die Garage beim Wetterschutz punktet, bietet ein Carport mehr architektonische Leichtigkeit. Wer morgens ins trockene Auto steigen will, wird eher zur Garage greifen – wer ein luftiges Design bevorzugt, zum Carport.
Fazit: Viel Potenzial, aber genaue Planung nötig
Ob Garage, Carport oder Stelzenhaus: Das Bauen nach oben bietet in Ballungsräumen enorme Chancen. Gleichzeitig braucht es eine sorgfältige Abstimmung mit dem Bebauungsplan, eine statische Prüfung und eine durchdachte Planung. Wer diese Hürden meistert, schafft nicht nur zusätzlichen Wohnraum, sondern setzt auch ein Zeichen für nachhaltige und intelligente Nachverdichtung.
Geschrieben am 23.10.2025
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