Ratgeber

Raus aus Berlin: Warum Oberhavel und Uckermark die Preise treiben

Autorenbild Kilian Treß
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Während in vielen ostdeutschen Regionen die Immobilienpreise stagnieren oder sogar sinken, erlebt Brandenburg einen überraschenden Boom. Besonders Oberhavel und Uckermark verzeichnen zweistellige Preissprünge – und das in einer Zeit, in der hohe Zinsen und Inflation eigentlich bremsen sollten. Ein Blick in die Zahlen zeigt, warum sich das Blatt gerade dort wendet.

Oberhavel: Spitzenreiter mit über 13 Prozent Wachstum

Im Landkreis Oberhavel kletterten die Angebotspreise für Eigentumswohnungen im vergangenen Jahr um 13,1 Prozent. Damit liegt der Quadratmeterpreis inzwischen bei 3.409 Euro. Im Vierjahresvergleich (2022 bis 2025) summiert sich das Plus auf 8,2 Prozent – ein klares Zeichen für eine anhaltend hohe Nachfrage. Das ergeben Daten von immowelt.

Die Lage nördlich von Berlin macht Oberhavel zum klassischen Profiteur des Speckgürtel-Effekts: Wer sich die Hauptstadt nicht mehr leisten kann oder ins Grüne ziehen will, weicht nach Oranienburg oder Hennigsdorf aus. Gleichzeitig treibt die gute Anbindung mit S-Bahn und Autobahn die Attraktivität.

Uckermark: Vom Randgebiet zum Aufsteiger

Noch deutlicher überrascht die Uckermark. Die ländliche Region an der polnischen Grenze war lange geprägt von Abwanderung. Jetzt legten die Preise binnen eines Jahres um 12,7 Prozent zu, auf aktuell 2.076 Euro pro Quadratmeter. Auf vier Jahre gerechnet bedeutet das ein Plus von 7,8 Prozent.

Gründe sind neben der Nähe zu Berlin vor allem neue Wohntrends: Viele Menschen suchen bewusst Ruhe und Natur, kaufen Zweitwohnungen oder nutzen die Uckermark für Homeoffice. Auch touristische Investoren entdecken die Region – Ferienwohnungen und kleine Höfe sind gefragt wie selten zuvor.

Wirtschaftlicher Gegenwind: Warum die Zahlen überraschen

Eigentlich müsste der Markt derzeit ganz anders aussehen. Seit 2022 lasten hohe Bauzinsen auf der Nachfrage: Hypotheken stiegen zeitweise auf über 4 Prozent. Hinzu kommt die Inflation, die Kaufkraft frisst und Budgets einschränkt. In vielen Regionen Ostdeutschlands führte das zu Preisrückgängen – etwa in Thüringen oder Mecklenburg-Vorpommern.

Umso bemerkenswerter ist, dass Oberhavel und Uckermark trotzen: Die Nachfrage übersteigt das Angebot, da Neubauten aufgrund hoher Baukosten ausbleiben. Das treibt die Preise nach oben, obwohl die Finanzierung schwieriger geworden ist.

Auch andere Brandenburger Kreise profitieren

Nicht nur Oberhavel und Uckermark ziehen an: Auch Ostprignitz-Ruppin verzeichnete im letzten Jahr ein deutliches Plus von 11,4 Prozent, der Quadratmeterpreis liegt nun bei 2.463 Euro. Im Vierjahresvergleich ergibt sich ein Zuwachs von 4,8 Prozent. Ähnlich dynamisch präsentiert sich die Prignitz, wo die Preise 2024/2025 um 10,2 Prozent anzogen – obwohl die Region über vier Jahre hinweg leicht im Minus liegt (–0,8 Prozent).

Einen Kontrast bildet der Landkreis Elbe-Elster im Süden Brandenburgs: Dort stiegen die Preise im letzten Jahr lediglich um 2,3 Prozent, im Vierjahresvergleich sogar ein Minus von 1,4 Prozent. Damit zeigt sich eine deutliche Spreizung innerhalb des Bundeslandes: Während die Regionen rund um Berlin von der Nähe zur Hauptstadt profitieren, bleiben peripherere Kreise deutlich zurück.

Berlin: Stagnation nach Boomjahren

Ein spannender Vergleich ergibt sich mit der Hauptstadt selbst: Berlin war über viele Jahre der Wachstumsmotor schlechthin, doch inzwischen ist die Preisrallye ins Stocken geraten. Die jüngsten Zahlen zeigen nur noch minimale Zuwächse, teilweise sogar Stagnation. Während Käufer in Berlin mit hohen Preisen und wenig Angebot kämpfen, verlagert sich die Nachfrage zunehmend ins Umland – ein Effekt, der den Brandenburger Landkreisen ihre zweistelligen Anstiege beschert.

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