Haus oder Wohnung kaufen?
Der Traum vom Eigenheim ist nach wie vor weit verbreitet – ob als sichere Altersvorsorge, Rückzugsort für die Familie oder Investition mit Wertsteigerungspotenzial. Doch ganz am Anfang steht eine entscheidende Frage: Haus oder Wohnung? Und so simpel sie klingt, so tiefgreifend ist ihre Bedeutung. Denn die Wahl wirkt sich auf Lebensstil, Alltag und Finanzen über Jahrzehnte hinweg aus.
Was ist für dich die bessere Wahl? Haus oder Wohnung? iStock.com / sommart
Haus oder Wohnung kaufen? 7 Punkte musst du beachten
- Deine Entscheidung fürs Wohnen
- Platzbedarf und Lebensmodell
- Lage, Lage, Lage – und der Weg zur Arbeit
- Preise im Vergleich: Wo lohnt sich was?
- Hausgeld oder Eigenverantwortung?
- Laufende Kosten und Alltagstauglichkeit
- Finanzierung: Der Zinsdruck verändert alles
- Freiheit vs. Gemeinschaft: Wer entscheidet?
- Fazit: Was passt zu wem?
Deine Entscheidung fürs Wohnen
Ob sich ein Haus oder eine Eigentumswohnung besser eignet, hängt von zahlreichen Faktoren ab – von der Lage über das Platzangebot bis hin zur Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Wir zeigen, worauf es wirklich ankommt – mit Beispielen, aktuellen Daten und ehrlichen Abwägungen.
Platzbedarf und Lebensmodell
Ein Einfamilienhaus mit Garten bietet viel Freiraum, eine Wohnung punktet mit kompakter Übersichtlichkeit – was besser passt, hängt stark vom individuellen Lebensentwurf ab.
Wer eine Familie plant oder bereits Kinder hat, denkt langfristiger. Ein Haus bietet dann Platz für alle – und für das, was später einmal kommt: ein Homeoffice, ein Hobbyraum, ein Gästezimmer. Wohnungen hingegen sind oft ideal für Singles, Paare oder Ältere, die urban wohnen und nicht mehr so viel Fläche benötigen.
Trotzdem: Auch eine 100-Quadratmeter-Wohnung in einem modernen Mehrfamilienhaus kann großzügig wirken – zum Beispiel mit offenem Grundriss, Balkon und Aufzug. Entscheidend ist, wie die Fläche genutzt wird – und ob sie auch noch in zehn Jahren zum Leben passt.
Lage, Lage, Lage – und der Weg zur Arbeit
Ein häufiger Irrtum: Häuser sind auf dem Land günstiger – also spart man Geld. In der Anschaffung mag das stimmen, doch das große Aber folgt beim Pendeln.
Wer jeden Tag 30 Kilometer zur Arbeit fährt, investiert nicht nur Zeit, sondern bares Geld. Rechnen wir mit einem Benzinpreis von 1,80 Euro pro Liter und einem Verbrauch von 7 Litern pro 100 Kilometer, ergeben sich bei 60 Kilometern täglich bereits rund 170 Euro Kraftstoffkosten pro Monat. Und da sind Reparaturen, Verschleiß und Versicherung noch nicht mit eingerechnet.
Zudem steigt das Risiko, im Stau zu stehen – insbesondere, wenn es keine Bahnverbindung gibt. In der Stadt hingegen gibt es Alternativen: Mit dem Rad zur Arbeit, im Sommer vielleicht sogar durch den Park. Und wenn es regnet, fährt die U-Bahn.
Wer aufs Land zieht, um beim Kaufpreis zu sparen, sollte die Mobilitätskosten realistisch gegenrechnen – auch im Hinblick auf steigende Energiepreise oder mögliche CO₂-Abgaben in der Zukunft.
Preise im Vergleich: Wo lohnt sich was?
Im Durchschnitt kostet der Quadratmeter für eine Wohnung in Deutschland rund 3.400 Euro – für ein Haus etwa 3.000 Euro. Klingt nach einem Vorteil fürs Haus? Nicht unbedingt, denn Häuser sind meist größer.
Beispiel: In München liegt laut immowelt-Daten der durchschnittliche Quadratmeterpreis für Häuser bei 9.634 Euro, bei Wohnungen bei 8.197 Euro. In Essen hingegen ist die Differenz noch deutlicher: Häuser kosten etwa 3.870 Euro pro Quadratmeter, Wohnungen rund 2.610 Euro. Und es gibt auch Gegentrends: In Berlin, Hamburg oder Frankfurt sind Wohnungen oft teurer, etwa wegen zentraler Lagen oder renditestarker Kleinanlegerobjekte.
Ein Vergleich lohnt sich – nicht nur zwischen Haus und Wohnung, sondern auch zwischen Regionen. Unser immowelt Datenbestand zeigt: In über 80 Prozent der 200 größten Städte ist das Haus inzwischen teurer als die Wohnung. Nur vereinzelt – etwa an der Küste oder in Ferienregionen – ist es umgekehrt.
Hausgeld oder Eigenverantwortung?
Wer eine Wohnung kauft, muss jeden Monat Hausgeld zahlen – in der Regel zwischen 2,50 und 4,00 Euro pro Quadratmeter. Bei 90 Quadratmetern kommen so schnell über 300 Euro monatlich zusammen. Enthalten sind darin unter anderem:
- Betriebskosten für Aufzug, Heizung, Versicherung und Reinigung
- Beiträge zur Instandhaltungsrücklage
- Verwalterhonorar
- Kosten für den Hausmeister
Ein Teil davon ist mit den klassischen Nebenkosten vergleichbar. Doch das Hausgeld fällt auch dann an, wenn man die Wohnung bereits vollständig abbezahlt hat. Es ist Pflicht und kein freiwilliger Sparbeitrag.
Hausbesitzer zahlen kein Hausgeld – tragen dafür aber alle Kosten selbst. Das bedeutet: Rücklagen fürs Dach, neue Fenster, die Heizung. Wer hier nicht rechtzeitig spart, riskiert hohe Einmalausgaben.
Ein Beispiel: Muss das Dach neu gedeckt werden, können schnell 25.000 Euro fällig werden. In einer Eigentümergemeinschaft teilen sich das zehn Parteien – im Haus zahlt man allein. Wer sich also für ein Haus entscheidet, sollte mit einem soliden Instandhaltungsplan arbeiten und monatlich mindestens 1 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche zurücklegen – besser mehr.
Laufende Kosten und Alltagstauglichkeit
Nicht nur Kaufpreis und Zins zählen – entscheidend ist, was Monat für Monat wirklich vom Konto geht.
Wohnungen sind in der Regel energieeffizienter. Eine 75-Quadratmeter-Wohnung in einem Mehrfamilienhaus benötigt deutlich weniger Heizenergie als ein freistehendes Haus mit 150 Quadratmetern. Gründe: geringere Außenfläche, Wärmeübertragung von Nachbarwohnungen, zentrale Heizsysteme.
Auch Dinge wie die Müllentsorgung, Straßenreinigung oder Versicherungen sind in der Wohnung meist günstiger. Dafür fehlt die Entscheidungsfreiheit: Ob neue Klingelanlage, Solar auf dem Dach oder neue Haustür – in der WEG muss darüber abgestimmt werden.
Im Haus ist man allein verantwortlich – das bietet Freiheit, aber auch Risiko. Wer handwerklich geschickt ist, kann vieles selbst erledigen. Wer auf Fachkräfte angewiesen ist, sollte die anhaltend hohen Handwerkerkosten mit einplanen.
Finanzierung: Der Zinsdruck verändert alles
Lange Jahre galten Zinsen unter 1 Prozent als Standard. Doch das ist Geschichte. Aktuell (Stand August 2025) liegen Bauzinsen mit 10-jähriger Laufzeit zwischen 3,3 und 3,8 Prozent. Das verändert die Spielregeln.
Beispielrechnung:
- Hauspreis: 500.000 €
- Eigenkapital: 100.000 €
- Kreditbedarf: 400.000 €
- Zins: 3,5 %
- Tilgung: 2 %
→ Monatsrate: 1.833 € – vor Nebenkosten und Rücklagen!
Noch 2021 hätte die gleiche Finanzierung nur rund 1.200 € gekostet. Käufer müssen heute mehr Eigenkapital mitbringen oder kleinere Objekte wählen. Dabei lohnt es sich, genau zu rechnen: Manchmal ist eine zentral gelegene Wohnung die langfristig günstigere Lösung – trotz höherem Quadratmeterpreis.
Freiheit vs. Gemeinschaft: Wer entscheidet?
Der größte Unterschied zeigt sich oft im Alltag:
Im Haus kann man sofort die Fassade streichen, den Garten umgestalten oder eine Wallbox installieren – ohne Abstimmung. In der Wohnung braucht es oft die Zustimmung der Miteigentümer. Auch dann, wenn man eine Klimaanlage oder neue Fenster möchte.
Dafür kümmert sich in der Wohnung oft der Hausmeister um den Winterdienst, Reparaturen am Dach oder defekte Lampen im Treppenhaus. Das kann im Alltag eine echte Entlastung sein – gerade im Alter.
Fazit: Was passt zu wem?
Die Frage „Haus oder Wohnung?“ ist keine reine Preisfrage. Es geht um Lebensstil, Verantwortung und Perspektive. Ein paar Faustregeln:
- Familien mit Kindern profitieren oft vom eigenen Haus mit Garten – aber nur, wenn das Einkommen und die Rücklagen stimmen.
- Singles und Paare genießen in der Wohnung kurze Wege, geringere Verantwortung und ein überschaubares Kostenprofil.
- Ältere Menschen sollten barrierearme Wohnungen mit Aufzug bevorzugen – und möglichst in zentraler Lage.
- Berufspendler müssen die Mobilitätskosten mitbedenken – auch bei steigenden Benzinpreisen.
Unterm Strich gilt: Wer seine eigenen Prioritäten kennt, sorgfältig rechnet und sich mit den langfristigen Folgen auseinandersetzt, trifft keine falsche Entscheidung. Ob Haus oder Wohnung – der Wohntraum bleibt realistisch, wenn man ihn auf stabile Beine stellt.
Geschrieben am 16.10.2025
von
0% der Leser fanden diesen Artikel hilfreich
Seite weiterleiten
Artikel drucken