Zimmerpflanzen verbessern das Raumklima und wirken beruhigend – heißt es zumindest. Doch zu viel Grün kann genau das Gegenteil bewirken: schlechte Luft, Schimmel, Stress. Ab wann es kritisch wird, worauf man achten sollte – und warum manchmal weniger mehr ist.
Wieviel Grün ist noch in Ordnung, wann wird es gesundheitschädlich? Foto: stock.adob.com / Indian
Pflanzen heben die Stimmung – aber nicht in jedem Ausmaß
Pflanzen tun der Seele gut, das ist wissenschaftlich belegt. Studien der Universität Exeter und der NASA zeigen, dass Zimmerpflanzen Stress reduzieren, die Luftqualität verbessern und die Konzentrationsfähigkeit steigern können. Eine Untersuchung im Journal of Physiological Anthropology legt sogar nahe, dass Pflanzen den Blutdruck senken. Aber: Der positive Effekt entsteht vor allem dann, wenn Pflanzen gezielt eingesetzt werden – nicht, wenn das Zuhause zum Urban Jungle mutiert. Wer in jeder Ecke Blätter sieht, hat keinen bewussten Kontrast mehr zum stressigen Alltag. Die beruhigende Wirkung kehrt sich dann mitunter ins Gegenteil: Visuelle Überreizung kann zu innerer Unruhe führen – ähnlich wie bei zu vielen Möbeln oder Farben.
Wie viele Pflanzen sind in welchem Raum noch gesund?
Als Faustregel gilt: In kleinen Räumen reichen zwei bis fünf Pflanzen – zum Beispiel ein größeres Exemplar plus ein paar Akzente auf Fensterbank oder Regal. In mittelgroßen Räumen können es fünf bis zehn Pflanzen sein, sofern sie sich optisch nicht in die Quere kommen. In großen Zimmern ist mehr möglich, aber nur mit System: Gruppenbildung und klare Linien statt Chaos. Entscheidend ist nicht nur die Anzahl, sondern auch die Wirkung im Raum: Hat das Auge noch Platz zum Ausruhen? Wirkt der Raum geordnet oder zugewuchert?
Zu feuchte Luft – wenn das Mikroklima kippt
Über ihre Blätter geben Pflanzen Wasser an die Umgebung ab – ein Prozess namens Transpiration. Das verbessert normalerweise die Luftfeuchtigkeit, vor allem im Winter mit trockener Heizungsluft. Doch in überfüllten Pflanzenzimmern kann die Luftfeuchte auf über 70 Prozent steigen – und das ist der perfekte Nährboden für Schimmel. Besonders bei großblättrigen Arten wie Monstera, Ficus oder Calathea sollte man aufpassen. Werden die Fenster dauerhaft von innen feucht, zeigen sich Stockflecken an der Wand oder riecht es muffig, ist das ein Warnzeichen.
Ein Hygrometer hilft: Optimal sind 40 bis 60 Prozent Luftfeuchtigkeit. Pflanzen sollten nicht direkt an kalte Außenwände oder schlecht gedämmte Fenster gestellt werden. Auch das Gießen sollte überdacht werden – lieber gezielt nach Bedarf als wöchentlich nach Plan.
Grünes Licht – oder doch zu wenig davon?
Ein weiteres Problem: Lichtmangel. Große Pflanzen oder hängende Ranken können Fenster verdecken und Räume unnötig abdunkeln. In kleinen Wohnungen oder Schlafräumen wirkt sich das besonders negativ aus. Zwar ist die Sorge, Pflanzen würden nachts zu viel Sauerstoff verbrauchen, meist unbegründet – der Effekt ist minimal. Doch bei zu dichter Bepflanzung und schlechtem Lüften kann die Luftqualität tatsächlich leiden. Gerade in Schlafzimmern ist ein Übermaß an Grün nicht immer ideal – besonders bei empfindlichen Menschen.
Pflanzenpflege darf nicht zur Last werden
Nicht zuletzt spielt auch der Pflegeaufwand eine Rolle. Wer viele Pflanzen hat, muss regelmäßig gießen, düngen, umtopfen und gelegentlich auch Schädlinge bekämpfen. Was als Hobby beginnt, kann schnell in Arbeit ausarten. Wer merkt, dass er Pflanzen aus Zeitmangel vernachlässigt oder sich von ihnen gestresst fühlt, sollte seine Sammlung überdenken. Pflegeleichte Alternativen wie Bogenhanf, Glücksfeder, Philodendron oder Efeutute sind ideal, wenn es grün, aber unkompliziert sein soll.
Fazit: Weniger ist oft mehr – auch beim Urban Jungle
Pflanzen sind keine bloße Dekoration, sondern lebendige Mitbewohner. Sie brauchen Aufmerksamkeit, Licht und Raum. Wer seine Wohnung bewusst begrünt, erzielt eine positive Wirkung auf Stimmung und Raumklima. Wer es übertreibt, läuft Gefahr, das Gegenteil zu erreichen. Weniger ist oft mehr – und wer seine Pflanzen mit Bedacht auswählt und platziert, hat langfristig mehr Freude daran als mit einem überwucherten Zimmer-Dschungel.
Geschrieben am 13.06.2025
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