Ratgeber

Wie der Industriestrompreis auch beim Mieter ankommen kann

Autorenbild Kilian Treß
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Der geplante Industriestrompreis ab 2026 soll besonders energieintensive Branchen entlasten. Doch die Frage geht weit über die Werkstore hinaus: Wenn Zement, Stahl oder Glas günstiger produziert werden, kann das auch Baukosten beeinflussen – und langfristig sogar Mieter entlasten.

91 Branchen stehen auf der Liste

Das Bundeswirtschaftsministerium plant, mindestens 91 Sektoren und Teilsektoren für den Industriestrompreis zu öffnen. Grundlage ist die EU-Liste „Kuebll“, die besonders stromintensive Unternehmen aufführt, die im internationalen Wettbewerb stehen. Dazu gehören unter anderem:

  • Teile der chemischen Industrie
  • die Metall- und Stahlbranche
  • Gummi- und Kunststoffverarbeitung
  • Glas- und Keramikherstellung
  • die Produktion von Zement
  • Batteriezellen und Halbleiter
  • Teile der Papierindustrie
  • Maschinenbau und Rohstoffgewinnung

Damit befinden sich exakt jene Branchen in der ersten Reihe, die Grundstoffe für nahezu alle Bauprojekte liefern – vom Einfamilienhaus bis zum Großprojekt.

Warum der Industriestrompreis eine Chance für die Baukosten sein könnte

Bauen ist teuer, weil nahezu alle energieintensiven Baustoffe stark gestiegene Energiekosten eingepreist haben. Wenn Strom für diese Branchen wieder günstiger wird, entstehen mehrere mögliche Effekte:

1. Materialkosten könnten stabilisiert oder leicht gesenkt werden

Zement, Stahl, Glas, Keramik und Kunststoffe machen einen erheblichen Anteil der Baukosten aus. Jeder Prozentpunkt weniger bei der Herstellung landet mit Verzögerung in den Preislisten der Lieferanten – und damit bei Bauunternehmen.

2. Gedämpfte Kostensteigerungen bei laufenden Projekten

Selbst wenn Großunternehmen Entlastungen nicht sofort weitergeben, können sie Preissteigerungen bremsen. Schon das würde Wirkung zeigen, denn viele Bauprojekte scheitern derzeit an extrem schwankenden Materialpreisen.

3. Angeschlagene Industrien gewinnen Investitionsspielraum

Stahl- und Baustoffkonzerne kämpfen seit Jahren mit hohen Energiepreisen. Ein Industriestrompreis schafft Luft für Investitionen, etwa in effizientere Produktionsanlagen. Die Folge: dauerhaft niedrigere Herstellkosten – und damit mittelfristig günstigere Baustoffe.

Wie das am Ende sogar bei der Miete ankommen kann

Direkt sinkende Mieten sind nicht zu erwarten – dafür ist der Wohnungsmarkt zu komplex. Aber es gibt reale Übertragungsketten:

1. Günstigere Neubauten dämpfen langfristig den Mietmarkt

Wenn Bauen wieder wirtschaftlicher wird, entstehen mehr Wohnungen. Ein höheres Angebot entspannter den Markt und bremst Mietsteigerungen. Der Effekt ist indirekt – aber volkswirtschaftlich gut belegt.

2. Modernisierungen könnten billiger werden

Viele Vermieter verschieben energetische Sanierungen wegen hoher Kosten. Wenn Dämmstoffe, Glas und Stahl wieder günstiger werden, könnten Modernisierungen bezahlbarer werden – und damit der Modernisierungsaufschlag für Mieter geringer.

3. Entlasteter Wohnungsbau schafft mehr Wettbewerb

Bauträger und Genossenschaften können Projekte wieder durchrechnen, die heute am Kostenblock scheitern. Mehr Wettbewerb im Neubau wirkt preisdämpfend – auch bei Bestandsmieten.

Grenzen: Warum es ohne Zinsen und Baureformen keine spürbaren Effekte gibt

Trotz aller Vorteile bleibt klar:
Der Industriestrompreis löst nicht die strukturellen Probleme des Bauens in Deutschland.

  • Hohe Zinsen
  • lange Genehmigungsverfahren
  • Fachkräftemangel
  • teure Grundstücke
  • verschärfte Standards

Diese Faktoren haben deutlich mehr Einfluss auf Miet- und Baupreise als die reinen Materialkosten.

Fazit: Entlastung möglich – Wunder nicht

Der Industriestrompreis kann entscheidende Grundstoffbranchen stabilisieren und damit indirekt Kosten im Baubereich dämpfen. Für Mieter ergibt sich daraus keine sofortige Entlastung. Aber ein verlässlicherer, günstigerer Strompreis für die Industrie kann ein wichtiges Element sein, um Wohnen langfristig wieder bezahlbarer zu machen – wenn die übrigen Rahmenbedingungen stimmen.

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