Schaltest du nachts die Heizung aus? Ist dir bewusst, dass das unter Umständen die Kosten in die Höhe treibt? Wir sagen dir, darum das so ist.
Heizung nachts an oder aus? Auf dein Haus kommt es an. Foto: iStock.com / schulzie
Rund 1.360 Euro betrug laut dem Vergleichsportal Verivox 2023 die durchschnittliche Gasrechnung eines deutschen Musterhaushalts. Ein Wert, der – trotz kurzfristiger Preisdellen – im Langzeittrend weiter steigt. Nach einer Auswertung der Bundesnetzagentur mussten auch 2024 viele Haushalte höhere Abschläge zahlen, insbesondere für Gas.
Die Folge: Hohe Energiepreise bereiten laut mehreren Verbraucherumfragen einem Großteil der Deutschen Sorgen. Viele reagieren darauf, indem sie die Heizung herunterdrehen – so weit, dass laut Verivox rund 1,8 Millionen Menschen angeben, im Winter zeitweise zu frieren, weil aus Kostengründen weniger geheizt wird.
Was die Einsparpotenziale angeht, liefert die Forschung klare Werte:
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6 bis 8 Prozent Heizenergie spart man pro Grad weniger Raumtemperatur.
Das bestätigt eine Untersuchung der Hochschule Biberach und deckt sich mit Berechnungen von Öko-Test und Efahrer. -
Auch deutsche Energieversorger wie die Rheinhessische kommen in Musterrechnungen auf ähnliche Werte: Bei einer 120-m²-Wohnung sinken Verbrauch und Kosten bei −1 Grad um 1.608 kWh bzw. rund 289 Euro pro Jahr (Rechenbeispiel 2022).
Lohnt sich also das nächtliche Abschalten?
Antwort: Es kommt darauf an. Je nach Heizsystem und Gebäudestandard kann ein nächtliches Abschalten sogar mehr Kosten verursachen.
Welches Heizsystem hast du?
Auf den ersten Blick klingt das nächtliche Abschalten logisch: Nachts braucht man weniger Wärme, man liegt unter der Decke, und kühlere Temperaturen fördern nachweislich einen besseren Schlaf – das empfehlen auch deutsche Schlafforscher.
Doch entscheidend ist die Technik im Haus.
Bei Gas- oder Ölheizungen: lieber nicht komplett ausschalten
Der Grund: Boiler und Brenner verbrauchen beim Wiederanlaufen am Morgen besonders viel Energie. Heizungsbauer bestätigen, dass der Startvorgang bei Gas- und Ölkesseln der ineffizienteste Moment ist.
Auch bei trägen Systemen wie: Gusseisenradiatoren oder Fußbodenheizungen gilt: Das tägliche Abkühlen und Wiederaufheizen führt zu Mehrverbrauch, weil die große Masse der Heizflächen stark auskühlt und morgens viel Energie braucht, um wieder auf Betriebstemperatur zu kommen.
Bei Elektroheizungen oder Konvektoren: Absenken lohnt sich
Elektrische Direktheizungen und moderne Konvektoren haben eine geringe thermische Trägheit. Sie reagieren schnell und benötigen keinen energieintensiven „Neustart“.
Hier bringt eine nächtliche Temperaturabsenkung durchaus Einsparungen – deutsche Verbraucherzentralen empfehlen sie auch ausdrücklich.
Ist Ihr Haus gut isoliert?
Der zweite große Faktor ist der Wärmeschutz des Gebäudes.
Gut gedämmte Häuser
In Häusern mit guter Dämmung und niedrigen Wärmeverlusten kann man die Heizung nachts stärker absenken oder sogar zeitweise ausschalten. Die gespeicherte Wärme bleibt lange im Haus.
Heizungsfachbetriebe bestätigen: Moderne Effizienzhäuser (KfW-Standards) verlieren über Nacht oft nur 1 bis 2 Grad.
Das bedeutet:
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Am Morgen muss die Heizung wenig nachheizen
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Der Energieverbrauch bleibt niedrig
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Die Einsparung durch die Absenkung lohnt sich
Schlecht gedämmte Häuser
In Altbauten ohne energetische Sanierung sieht es anders aus. Dort können Räume über Nacht um 5 bis 7 Grad auskühlen – Messwerte der Verbraucherzentralen zeigen das regelmäßig.
Die Folge:
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Die Heizung muss morgens sehr stark „hochfahren“
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Der Energieverbrauch steigt
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Das vermeintliche Sparen wird zum Kostenfalleffekt
In solchen Fällen empfehlen Fachleute deshalb:
Nicht ausschalten – nur um einige Grad absenken.
Zusätzliche Spartipps beziehen sich auf die Heizkörper-Platzierung, etwa:
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Heizkörper nicht zustellen
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Abstand zu Vorhängen einhalten
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Thermostate nicht verdecken
Geschrieben am 02.12.2025
von
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