Tiny House – das klingt nach Freiheit, Minimalismus und Leben im Einklang mit der Natur. Doch wer wirklich unabhängig sein will, stellt sich schnell die Frage: Reicht das kleine Dach für genügend Solarstrom? Und was kostet die Technik, die aus dem Traum Realität macht? Wir haben nachgerechnet – und zeigen, was geht.

Was kostet es, ein Tiny House zum Selbstversorger zu machen? Foto: stock.adobe.com / Rapit
Ein kleines Haus auf Rädern, irgendwo im Grünen. Kein Nachbar, kein Lärm, kein Stromanschluss. Nur Ruhe, Natur – und die Sonne, die aufs Dach scheint. Für viele ist das die Vorstellung von echter Freiheit. Ein Tiny House bedeutet Reduktion auf das Wesentliche. Aber bedeutet es auch Unabhängigkeit vom Stromnetz?
Die Antwort lautet: Ja, Autarkie ist möglich – aber sie braucht Planung, Technik und ein wenig Disziplin.
Wie viel Dach, wie viel Strom?
Auf den ersten Blick wirkt ein Tiny House nicht gerade wie ein Solar-Kraftwerk. Die Dächer sind klein, oft schmal, und manchmal schräg. Trotzdem lässt sich erstaunlich viel Leistung herausholen. Je nach Größe und Ausrichtung passen auf ein typisches Modell etwa 10 bis 14 Solarmodule. Das entspricht einer Leistung von rund 5,6 Kilowatt-Peak (kWp).
Damit lässt sich laut Erfahrungswerten pro Jahr etwa 5.000 bis 6.000 Kilowattstunden Strom erzeugen – und das ist mehr, als man denkt. Zum Vergleich: Ein Zwei-Personen-Haushalt in einem Tiny House verbraucht für Licht, Kühlschrank, Kochen, Laptop und Co. etwa 1.500 bis 2.000 Kilowattstunden im Jahr.
Was, wenn es kalt wird?
Wer sein Tiny House auch im Winter nutzen will, braucht mehr Energie – vor allem für Heizung und Warmwasser. Eine kleine Luft-Luft-Wärmepumpe ist dafür die effizienteste Lösung. Sie bringt es auf etwa 1.000 bis 1.500 kWh Heizbedarf pro Jahr. Dazu kommen 800 bis 1.200 kWh für die Warmwasserbereitung. Insgesamt liegt der Gesamtbedarf damit bei 3.000 bis 4.500 kWh im Jahr – und genau das kann eine gut geplante Solaranlage liefern.
Der PV-Planer Ruben Kunze, der in einem Interview mit dem Tiny-House-Hersteller Vagabundo seine Einschätzung teilte, sagt: „Auch bei Tiny Houses bin ich überzeugt, dass Photovoltaik eine gute technische Lösung darstellt.“ Die Dachfläche reiche in der Regel aus, um auch im Winter autark zu leben – wenn Schnee regelmäßig entfernt wird und die Komponenten gut aufeinander abgestimmt sind.
Balkonkraftwerk-Rechner
Dieser Rechner ermittelt die jährliche Energieerzeugung einer PV-Anlage.
Ohne Speicher? Keine Chance
Die Sonne scheint nicht auf Zuruf – und wer abends kochen oder morgens duschen will, braucht einen Batteriespeicher. Der nimmt tagsüber überschüssigen Strom auf und gibt ihn bei Bedarf wieder ab. Ein Speicher mit 10 bis 15 Kilowattstunden Kapazität ist in der Regel ausreichend, um 1–2 Tage autark zu überbrücken – auch bei schlechter Wetterlage.
Auch Ruben Kunze betont: „Bei einer autarken Versorgung ohne Netzanschluss muss natürlich auch ein kleiner Batteriespeicher installiert werden.“ Er hält die Kombination aus Modulen, Speicher und Wärmepumpe für besonders effizient – und geeignet, ein Tiny House ganzjährig zu versorgen.
Was kostet die Unabhängigkeit?
Ganz ohne Investition geht es nicht. Eine solide PV-Anlage mit rund 5,6 kWp kostet heute zwischen 7.000 und 9.000 Euro. Ein passender Speicher kommt auf 7.000 bis 10.000 Euro, dazu rund 3.000 Euro für eine Mini-Wärmepumpe und etwa 2.000 bis 4.000 Euro für Installation und Steuerung.
Insgesamt landet man also bei 18.000 bis 25.000 Euro. Zuzüglich zu Haus und Grundstück versteht sich. Viel Geld – aber wer dauerhaft ohne Stromrechnung leben will, bekommt das langfristig wieder rein. Laut Kunze amortisieren sich Photovoltaikanlagen oft nach 8 bis 10 Jahren, vor allem durch die Einsparungen beim Strompreis.
Fazit: Wer sich vorbereitet, kann frei leben
Der Traum vom autarken Tiny House ist greifbar – nicht nur für Technikfans. Mit einer gut geplanten Photovoltaikanlage, einem ausreichend großen Speicher und einer sparsamen Wärmepumpe lässt sich auch ein kleines Haus energieautark betreiben. Das Dach reicht aus, die Technik ist ausgereift, die Preise sind kalkulierbar.