Die Jahreszeit ist nicht alles – aber oft entscheidend. Wer falsch plant, verzögert sein Vorhaben um Monate. Und wer glaubt, im Sommer sei immer die beste Zeit für Handwerker, zahlt oft drauf.
Wann ist die beste Zeit zum Sanieren? Foto: stock.adobe.com / Kristin-Gruendler
Die 7 häufigsten Fehleinschätzungen bei der Sanierungszeit – und was wirklich dahintersteckt
Wer eine Sanierung plant, denkt oft zu technisch – aber selten taktisch. Dabei entscheidet der richtige Zeitpunkt über Verfügbarkeit, Bauzeit, Materialqualität und sogar die Genehmigung. Und: Die beste Jahreszeit ist nicht automatisch die mit den besten Temperaturen. Es geht um Gewerke, Trockenzeiten, Behördengänge und das, was andere gerade nicht tun.
Denn wer gegen den Strom saniert, spart oft Geld – und kommt schneller ans Ziel.
Im Sommer ist alles einfacher
Der Sommer gilt als die klassische Sanierungszeit – und genau das ist das Problem. Handwerker sind ausgelastet, Lieferketten überlastet, Preise ziehen an. Bauzeiten verlängern sich durch Engpässe, nicht durch das Wetter. Wer sich auf den Hochsommer verlässt, riskiert Wartezeiten von mehreren Wochen – oder zahlt für spontane Lücken im Handwerkerkalender Aufschläge. Wer früh im Jahr plant, bucht nicht nur günstiger, sondern profitiert auch davon, dass Behörden im Frühjahr meist schneller arbeiten. Die Kombination aus entspannter Terminsituation und zügiger Genehmigung ist oft mehr wert als drei Grad Außentemperatur.
Dämmung geht immer
Dämmung klingt banal – bis man mit feuchten Wänden und durchweichter Mineralwolle dasteht. Viele Dämmstoffe reagieren empfindlich auf Feuchtigkeit und müssen bei bestimmten Luftfeuchten verarbeitet werden. Und wer im Spätherbst dämmt, dämmt oft nasses Mauerwerk ein – mit allen bekannten Folgeschäden. Der ideale Zeitpunkt liegt im Spätsommer oder Frühherbst, wenn das Mauerwerk trocken ist, aber noch genug Zeit bleibt, bevor die Heizsaison startet. Wer clever plant, reduziert seine Heizkosten schon in der ersten Saison.
Innenausbau geht im Winter immer
Drinnen kann man doch immer arbeiten – so lautet das Mantra vieler Bauherren. Dabei unterschätzen sie die Bedeutung von Trocknungszeiten. Ohne regelmäßige Lüftung bleiben Feuchtigkeit und Kondenswasser im Raum, was bei Putz, Estrich oder Fliesen zum Problem werden kann. Gerade wenn viel Wasser im Spiel ist – sei es bei Fliesen, Malerarbeiten oder Estrichen – braucht es milde Außentemperaturen, um dauerhaft zu lüften. Wer im Februar bei geschlossenen Fenstern verputzt, spart Heizkosten – und bekommt Schimmel gratis dazu.
Heizungstausch im Sommer? Klingt logisch
Der Heizungswechsel im Sommer scheint ideal – schließlich wird nicht geheizt. Doch genau das tun im Sommer alle. Heizungsbauer warten und installieren auf Hochtouren. Wer sich nicht frühzeitig einen Termin sichert, wird durchgeschoben – oder landet in der Warteschleife. Zudem fehlt im Sommer der Praxistest: Neue Anlagen lassen sich schlecht optimieren, wenn draußen 28 Grad sind. Der klügere Weg: ein Tausch im Übergang, etwa im späten Frühling oder frühen Herbst. So bleibt genug Zeit zum Einregeln – bevor es wirklich kalt wird.
Photovoltaik im Hochsommer lohnt sich am meisten
Viele schieben ihre PV-Anlage in den Juli – wegen der Sonne. Was sie dabei vergessen: Netzanschluss, Förderanträge und Installationszeiten dauern oft länger als gedacht. Wer spät startet, produziert zwar Strom, bekommt ihn aber möglicherweise nicht rechtzeitig vergütet – weil der Zähler noch fehlt. Sinnvoller ist es, früh im Jahr zu starten: Planung im Januar, Installation im Frühling – und die erste volle Ernte schon im Sommer. Wer später dran ist, verschenkt nicht nur Sonne, sondern oft auch den steuerlichen Vorteil des laufenden Jahres.
Balkon und Terrasse: Je wärmer, desto besser
Bei Balkonsanierungen oder dem Terrassenbelag denken viele an heiße Sommertage. Doch Temperaturen über 30 Grad machen vielen Materialien zu schaffen. Abdichtungen haften schlecht, Beschichtungen reißen durch schnelle Aushärtung, Steine dehnen sich aus. Die besten Bedingungen finden sich im späten Frühling oder im Frühherbst: trocken, aber nicht überhitzt. Wer hier arbeitet, gibt Materialien die Chance, sich in Ruhe zu setzen – ohne Hitzestress und ohne Dauerregen.
Wer zuerst kommt, saniert zuerst
Der Reflex ist verständlich: Sobald die Finanzierung steht, soll’s losgehen. Doch eine Sanierung folgt selten einem linearen Zeitplan. Materialien brauchen Vorlauf, Handwerker sind gebucht, manche Gewerke bauen aufeinander auf. Wer blind startet, riskiert unnötige Baustopps. Deshalb ist Rückwärtsplanung der Schlüssel: Vom gewünschten Bezugstermin oder Bauabschluss aus rückwärts denken – und die wetterabhängigen Schritte zuerst terminieren. Wer sich im Dezember für ein März-Projekt entscheidet, hat im Februar keine Chance mehr auf den besten Dachdecker. Sanieren ist kein Handwerk, sondern ein Taktikspiel. Wer nur nach Wetter und Bauchgefühl plant, verliert schnell Wochen oder tausende Euro. Die beste Zeit ist nicht die heißeste – sondern die am wenigsten überlaufene. Wer strategisch statt saisonal denkt, saniert klüger.
Geschrieben am 05.06.2025
von
0% der Leser fanden diesen Artikel hilfreich
Seite weiterleiten
Artikel drucken