Heizen mit Eis klingt wie ein Widerspruch. Doch die Kombination aus Eisspeicher und Wärmepumpe nutzt einen faszinierenden physikalischen Effekt, um Häuser im Winter effizient zu wärmen – und sie im Sommer sogar angenehm zu kühlen.
So ähnlich funktioniert ein Eisspeicher. Mithilfe ausgeklügelter Technik wird Wasser in einem Container Energie entzogen. Bis es zu Eis wird. Foto: stock.adobe.com / Titik
Die Wärmepumpe ist längst zum Star moderner Heiztechnik geworden. Sie arbeitet effizient, nutzt Umweltenergie und wird staatlich gefördert. Doch wie jede Technik hat auch sie Grenzen – vor allem dann, wenn die Temperaturen draußen über längere Zeit sehr niedrig sind.
Hier kommt der Eisspeicher ins Spiel: eine Technologie, die die Wärmepumpe nicht ersetzt, sondern ergänzt. Während viele Heizsysteme bei strengen Minusgraden an Leistung verlieren, läuft ein Eisspeicher gerade dann zur Höchstform auf. Er liefert nicht nur im tiefsten Winter verlässlich Wärme, sondern kann im Sommer auch zur Kühlung beitragen. Damit ist er im Prinzip ganzjährig nutzbar – vorausgesetzt, die Regeneration des Speichers wird kontinuierlich sichergestellt.
Wie Heizen mit Eis funktioniert
Das Grundprinzip ist ebenso simpel wie genial. Ein unterirdischer Wassertank – meist aus Beton und mehrere Kubikmeter groß – wird in der Nähe des Gebäudes eingelassen. Im Inneren zirkuliert in Rohrspiralen eine frostsichere Flüssigkeit, die dem Wasser Wärme entzieht. Diese Wärme gelangt zur Wärmepumpe, die sie auf ein höheres Temperaturniveau bringt und ins Heizsystem einspeist.
Das Besondere: Wenn Wasser gefriert, setzt es Kristallisationsenergie frei – sogenannte latente Wärme. Diese Energiefreisetzung ist enorm. Null Grad kaltes Wasser, das zu Null Grad kaltem Eis wird, gibt so viel Wärme ab wie Wasser, das vorher von 80 auf 0 Grad abgekühlt ist. Diese „eingebaute“ Energiereserve sorgt dafür, dass die Wärmepumpe auch bei Frost zuverlässig weiterarbeitet, bis der gesamte Tankinhalt vereist ist.
Wie funktioniert der Eisspeicher in Kombination mit einer Wärmepumpe? Foto: Bosch
Regeneration und Ganzjahresbetrieb
Damit der Eisspeicher nicht irgendwann als massiver Eisblock im Boden verbleibt, muss er regelmäßig wieder aufgetaut werden. Das geschieht durch Wärmezufuhr – zum Beispiel über Solarthermie, sogenannte Solar-Luft-Absorber oder durch die natürliche Erdwärme, die durch die ungedämmten Außenwände des Tanks eindringt.
Wird diese Regeneration konsequent betrieben, lässt sich ein Eisspeicher tatsächlich ganzjährig nutzen: Im Winter liefert er Heizwärme, im Sommer gibt er beim Schmelzen des Eises Kälte ab, die für eine natürliche Kühlung („Natural Cooling“) genutzt werden kann. Wichtig ist allerdings, dass der Wärmeentzug und die Wärmezufuhr im richtigen Verhältnis stehen. Andernfalls sinkt die Effizienz der Wärmepumpe.
Vorteile im Überblick
- Ganzjährige Nutzung: Heizen im Winter, Kühlen im Sommer.
- Effiziente Umweltenergienutzung: Kombination aus Sonnenenergie, Umgebungsluft, Erdwärme und Kristallisationsenergie.
- Hoher Komfort: Gleichmäßige Wärmeversorgung, auch bei längeren Kälteperioden.
- Keine Genehmigung für Tiefenbohrungen: Der Einbau erfolgt oberflächennah.
- Ökologisch unbedenklich: Wasser als Speichermedium, keine chemischen Zusätze nötig.
Nachteile und Herausforderungen
- Hohe Investitionskosten: Der Bau eines Eisspeichers und die Einbindung ins Heizsystem sind kostenintensiv.
- Platzbedarf: Der Tank benötigt mehrere Quadratmeter Fläche im Erdreich.
- Planungsaufwand: Exakte Abstimmung zwischen Speicher, Wärmepumpe und Regenerationsquellen ist entscheidend.
- Technische Komplexität: Der Betrieb erfordert Erfahrung in Planung und Installation.
Wo sich ein Eisspeicher lohnt
Am meisten profitieren Neubauten oder Quartierslösungen, bei denen die Technik von Anfang an eingeplant wird. Hier können ganze Straßenzüge oder größere Wohnanlagen zentral mit Wärme und Kälte versorgt werden. Auch für Gewerbegebäude mit konstant hohem Energiebedarf ist der Eisspeicher interessant. In Bestandsbauten ist der nachträgliche Einbau möglich, erfordert aber ausreichend Platz und einen gut geplanten Eingriff ins bestehende Heizsystem.
Kühlung als Bonus
Ein oft unterschätzter Vorteil: Im Sommer kann die beim Schmelzen entstehende Kälte direkt genutzt werden, um das Gebäude zu temperieren. Das funktioniert ohne energieintensive Klimageräte und senkt so den Stromverbrauch. Währenddessen kann die Warmwasserbereitung komplett über Solar-Luft-Absorber laufen, sodass der Speicher in Ruhe regeneriert.
Kosten und Förderung
Die Kosten hängen von Größe und Leistung ab. Für ein Einfamilienhaus mit durchschnittlichem Wärmebedarf wird oft ein Speicher von etwa 10 Kubikmetern Volumen gewählt. Hinzu kommen Wärmepumpe, Solarthermieanlage oder Absorber sowie die nötige Steuer- und Regeltechnik. Zwar wird der Speicher selbst in der Regel nicht gefördert, wohl aber die Wärmepumpe und die Solarkollektoren – meist über Programme der KfW oder BAFA.
Fazit
Ein Eisspeicher ist keine Konkurrenz zur Wärmepumpe, sondern ihr idealer Partner. Er liefert auch bei strengem Frost verlässlich Wärme, kann im Sommer kühlen und macht das Heizsystem flexibler und unabhängiger. Wer den nötigen Platz hat und bereit ist, in die Technik zu investieren, erhält ein zukunftssicheres System, das Umweltenergie maximal ausschöpft. Ganzjähriger Betrieb ist möglich – vorausgesetzt, die Regeneration wird klug geplant und konsequent umgesetzt.
Geschrieben am 04.12.2025
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