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Der Japankäfer kommt: Nach dem Borkenkäfer die nächste Bedrohung für deinen Garten?

Autorenbild Kilian Treß
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Die heimischen Gärten und Parks stehen vor einer neuen Herausforderung: Der invasive Japan-Käfer (Popillia japonica) breitet sich in Europa aus und bedroht heimische Pflanzenarten. Noch ist er in Deutschland nicht flächendeckend angekommen, doch erste Funde alarmieren Behörden und Hobbygärtner gleichermaßen. Was macht den Käfer so gefährlich? Und wie kannst du dich vorbereiten?

Ein unscheinbarer Käfer mit großer Wirkung

Der Japan-Käfer stammt ursprünglich – wie der Name verrät – aus Japan, wurde aber Anfang des 20. Jahrhunderts nach Nordamerika eingeschleppt. Dort hat er sich rasant verbreitet und gilt bis heute als einer der gefährlichsten Schädlinge für Landwirtschaft und Gärten. Seit einigen Jahren wurde er auch in Italien und der Schweiz nachgewiesen – und nun auch in Deutschland. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat bereits Notfallzulassungen zur Bekämpfung adulter Japankäfer erteilt. Die Anwendung wurde in Zierpflanzen für die regulär zugelassenen Pflanzenschutzmittel genehmigt. Der Japan-Käfer ist neben dem Borkenkäfer eine erneute ernsthafte Bedrohung.

Das Lagebild: Mehrere Fänge – Zufallsfund ausgeschlossen

Rund um Trebur (Kreis Groß-Gerau) wurden nach einem Erstfund weitere Japankäfer in Fallen nachgewiesen. Das Regierungspräsidium Gießen bestätigt mehrere Fänge und veröffentlicht eine Allgemeinverfügung samt Aktionsplan zur Eindämmung. Damit ist ein zufälliges Auftreten ausgeschlossen, die Region arbeitet nach Notfallplan.

Die Tiere sind etwa einen Zentimeter groß, mit einem metallisch grünen Kopf und kupferfarbenen Flügeldecken. Besonders markant: die weißen Haarbüschel an den Seiten und am Hinterleib. Was auf den ersten Blick hübsch schillert, kann schnell zur Plage werden.

Warum der Japan-Käfer so gefährlich ist

Das Problem: Der Käfer ist nicht wählerisch. Über 300 Pflanzenarten stehen auf seinem Speiseplan – darunter Rosen, Weinreben, Apfelbäume, Linden und sogar Mais. Erwachsene Käfer fressen Blätter und Blüten, während die Larven sich im Boden von Graswurzeln ernähren. Die Folgen sind doppelt fatal: kahle Pflanzen oberhalb der Erde und zerstörte Rasenflächen oder Wiesen durch Wurzelschäden.

Besonders gefährlich ist der Massenbefall. Die Käfer treten in großen Schwärmen auf und können innerhalb weniger Tage ganze Pflanzenbestände kahlfressen. In den USA mussten Landwirte Schäden in Milliardenhöhe hinnehmen – ein Szenario, das Europa nun unbedingt verhindern möchte.

Weitere Funde in Deutschland

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) bestätigt: Einzelne Exemplare wurden bereits nahe der Schweizer Grenze entdeckt. Noch gilt Deutschland als befallsfrei, doch Behörden haben einen Notfallplan erstellt. Dazu gehören strenge Kontrollen, Pheromonfallen und die Verpflichtung, Sichtungen sofort zu melden.

Für Gartenbesitzer bedeutet das: wachsam sein. Wer einen verdächtigen Käfer findet, sollte ihn nicht einfach zerdrücken, sondern die Funde dokumentieren und an die Pflanzenschutzdienste melden. So können die Behörden frühzeitig reagieren.

Melden statt zerdrücken: So läuft die Verdachtsmeldung

Im privaten Garten gibt es bislang keine zugelassenen Insektizide speziell gegen den Japan-Käfer. Stattdessen setzen Fachleute auf eine Kombination aus Monitoring und natürlicher Kontrolle. Dazu gehören:

Wer einen Käfer findet, soll einsammeln, aufbewahren, fotografieren und Fundort + Zeitpunkt notieren. Meldungen gehen an den Pflanzenschutzdienst (Hessen) bzw. die ADD (RLP). Kommunen wie Trebur bündeln Infos und verweisen auf Termine/Hotlines. Gegebenenfalls helfen dein örtlichen Behörden weiter.

  • Pheromonfallen: Sie locken Käfer gezielt an und helfen beim Monitoring – sollten aber professionell eingesetzt werden, da sie auch Käfer anziehen können.
  • Natürliche Feinde: Vögel, Schlupfwespen und bestimmte Nematoden können helfen, Populationen einzudämmen.
  • Robuste Pflanzenwahl: Wer auf weniger gefährdete Pflanzenarten setzt, kann das Risiko reduzieren.

Für Landwirte und Winzer steht viel auf dem Spiel. Gerade Weinreben und Obstplantagen gehören zu den bevorzugten Zielen des Käfers. Hier könnten großflächige Schutzmaßnahmen notwendig werden, wenn es zu einem Ausbruch kommt.

Was Gartenbesitzer und Betriebe jetzt konkret tun sollten

  • Bewässerung aussetzen (Juni–September), Rasen kurz halten; Staunässe vermeiden.
  • Kontrollen: Pflanzenbestände, Hecken, Obst/Wein regelmäßig inspizieren; Ernte vor Transport checken.
  • Logistik anpassen: Erde, Oberboden, Grünschnitt nur nach Vorgaben bewegen; Maschinen reinigen.

Fazit: Alarmstufe Gelb im Garten

Noch ist der Japan-Käfer kein flächendeckendes Problem in Deutschland – aber die Vorzeichen sind deutlich. Die Erfahrung aus Nordamerika und Südeuropa zeigt, wie schnell sich der Schädling ausbreiten kann. Je früher gegengesteuert wird, desto größer die Chance, die Invasion einzudämmen. Für Hobbygärtner heißt das: Augen offenhalten, Funde melden – und sich schon jetzt über Abwehrmöglichkeiten informieren.

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