Energie

Clean Industrial Deal: Was der EU-Plan wirklich für deine Stromrechnung bedeutet

Autorenbild Kilian Treß
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Die Europäische Union plant weitreichende Maßnahmen, um die Energiepreise für Unternehmen und Verbraucher zu senken. Mit dem sogenannten Clean Industrial Deal will die EU-Kommission nicht nur die Kosten für Strom reduzieren, sondern auch die Abhängigkeit von China und den USA verringern.

 

Strompreise senken: So geht die EU-Kommission vor

Die EU-Kommission arbeitet an einem Aktionsplan für bezahlbare Energie, der bereits in der kommenden Woche beschlossen werden soll. Parallel dazu wird der Clean Industrial Deal vorgestellt, der die industriepolitischen Leitlinien für die kommenden fünf Jahre definiert. Ziel ist es, die Energiepreise stabil und für Unternehmen planbar zu machen.

Dafür setzt die EU auf zwei bewährte Modelle:

  1. Langfristige Stromlieferverträge (Power Purchase Agreements, PPA):
    Hierbei schließen Stromproduzenten und Unternehmen direkte Verträge über die Lieferung von Strom zu festen Preisen. Dadurch sollen Unternehmen Planungssicherheit erhalten und nicht mehr so stark von Preisschwankungen an den Strombörsen abhängig sein.
  2. Differenzverträge (Contracts for Difference, CfD):
    Bei diesen Vereinbarungen garantiert der Staat einen festen Strompreis für die Erzeuger:
    • Liegt der Marktpreis unter diesem Wert, zahlt der Staat die Differenz an den Produzenten.
    • Ist der Strompreis höher als der garantierte Preis, muss der Produzent die Differenz an den Staat zurückzahlen.

Dieses Modell wurde bereits in einigen EU-Staaten erfolgreich getestet und soll nun in größerem Umfang eingeführt werden.

Industrie entlasten – aber auch Verbraucher profitieren

Die hohen Energiepreise in Europa belasten nicht nur große Industriebetriebe, sondern auch kleine und mittelständische Unternehmen sowie private Haushalte. Die geplanten Maßnahmen sollen daher nicht nur Firmen zugutekommen, sondern auch langfristig zu niedrigeren Stromkosten für Verbraucher führen.

Vor allem stromintensive Industrien, wie die Chemie-, Stahl- und Automobilbranche, könnten von der Stabilisierung der Energiepreise profitieren. Bisher mussten viele Unternehmen ihre Produktion drosseln oder sogar Standorte ins Ausland verlagern, weil die Strompreise in der EU deutlich höher sind als beispielsweise in den USA oder China.

Durch die neuen Maßnahmen will die EU eine Abwanderung von Industriebetrieben verhindern und gleichzeitig den Ausbau erneuerbarer Energien fördern. Denn langfristige Stromverträge und Differenzverträge machen Investitionen in Wind- und Solarenergie attraktiver, da sie den Betreibern eine finanzielle Absicherung bieten.

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Mehr staatliche Unterstützung – aber mit Regeln

Um diese Maßnahmen umzusetzen, plant die EU-Kommission eine Reform des staatlichen Beihilferechts. Bis Juli soll der Rahmen für staatliche Hilfen überarbeitet werden, damit Mitgliedstaaten einfacher Unterstützung leisten können. Das soll verhindern, dass einzelne Länder mit eigenen Subventionsprogrammen für Wettbewerbsverzerrung sorgen.

Gleichzeitig soll das „Buy European“-Prinzip gestärkt werden: Die EU will sicherstellen, dass öffentliche Gelder verstärkt in europäische Unternehmen fließen, um sich unabhängiger von China und den USA zu machen. Besonders in sensiblen Bereichen wie der Batterieproduktion und der Halbleiterindustrie soll Europa wieder wettbewerbsfähiger werden.

Kritik: Reicht das aus, um die Energiepreise dauerhaft zu senken?

Während viele Wirtschaftsvertreter die Maßnahmen begrüßen, gibt es auch Kritik. Einige Experten bezweifeln, dass Differenzverträge und Stromlieferverträge allein ausreichen, um die Strompreise langfristig zu senken. Hauptproblem bleibt der schleppende Ausbau erneuerbarer Energien in vielen EU-Ländern, der durch lange Genehmigungsverfahren und fehlende Investitionen behindert wird.

Zudem gibt es Bedenken, dass staatlich garantierte Preise dazu führen könnten, dass Verbraucher letztlich höhere Kosten tragen müssen, wenn der Staat Defizite ausgleichen muss.

Dennoch gilt der Clean Industrial Deal als wichtiger Schritt, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu sichern und gleichzeitig die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu reduzieren. Ob die geplanten Maßnahmen den gewünschten Effekt haben, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.

 

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