In Städten wie München fehlen Tausende Wohnungen – und der Neubau kommt kaum hinterher. Eine neue Analyse des PropTechs „syte“ zeigt: Durch gezielte Aufstockung könnten allein in der bayerischen Landeshauptstadt 3.000 zusätzliche Wohnungen entstehen.
Aufstocken statt Neubau? Ein Startup hilft mit KI, wo sich Chancen ergeben. Foto: stock.adobe.com / Anna
Preisträger denkt das Dach neu
Das Münsteraner Start-up syte, ausgezeichnet mit dem Deutschen KI-Preis 2023 und dem PropTech Germany Award 2024, hat gemeinsam mit PriceHubble untersucht, wie viel Potenzial in der Aufstockung bestehender Gebäude steckt. Das Ergebnis: In München könnten durch Nachverdichtung über 150.000 Quadratmeter Wohnfläche zusätzlich entstehen – das entspricht rund 3.000 neuen Wohnungen, ohne dass neue Flächen versiegelt werden müssen.
Die Analyse beschränkte sich auf Wohnhäuser mit Flachdach oder geringer Dachneigung sowie unterdurchschnittlicher Geschosszahl im Vergleich zur Nachbarschaft. Außerdem wurden nur Gebäude unter sieben Geschossen einbezogen – um aufwendige Hochhausregelungen zu vermeiden.
Warum das Aufstocken lohnt
Vor allem in dicht bebauten Städten bringt die Erweiterung im Bestand klare Vorteile:
- Kein zusätzliches Bauland nötig
- Bestehende Infrastruktur bleibt erhalten
- Schnellere Umsetzung durch modulare Bauweisen
- Förderprogramme möglich (z. B. KfW, BAFA)
- Politische Unterstützung – etwa durch die seit Januar 2025 geltende Novelle der Bayerischen Bauordnung
München zeigt dabei im Vergleich zu Berlin sogar höheres Potenzial pro Fläche: Während die Hauptstadt bei dreifacher Stadtgröße laut früherer syte-Analyse Platz für 8.000 neue Wohnungen bietet, erreicht München bereits ein Drittel davon.
Was gegen das Aufstocken spricht – und wo man Informationen bekommt
Nicht jede Aufstockung ist möglich. Häufige Hürden sind:
- Unzureichende Statik
- Einschränkungen durch Bebauungsplan oder Milieuschutz
- Ablehnung durch Miteigentümer
- Erheblicher Sanierungsbedarf
Wo bekomme ich Informationen, ob mein Haus aufgestockt werden darf?
| Thema | Ansprechpartner / Quelle |
|---|---|
| Bebauungsplan & Abstandsflächen | Bauamt der Stadt / Kommune |
| Statik & Tragfähigkeit | Statiker oder Bauingenieur |
| Denkmal- oder Milieuschutz | Untere Denkmalbehörde / Stadtplanungsamt |
| Eigentümergemeinschaft | Beschluss im Rahmen der WEG notwendig |
| Brand- & Schallschutz | Architekt oder Brandschutzgutachter |
| Fördermöglichkeiten | Energieberater / www.kfw.de / www.bafa.de |
In Städten wie München bieten auch digitale Tools wie Geoportale oder Potenzialkarten erste Anhaltspunkte. syte selbst stellt für viele Kommunen bereits entsprechende Karten zur Verfügung.
Fazit: KI erkennt Wohnraum, den das Auge übersieht
Gerade in angespannten Wohnungsmärkten wie München kann die gezielte Aufstockung ein entscheidender Hebel sein. Dank KI-gestützter Analysen wie von syte werden diese Potenziale nicht nur sichtbar, sondern auch wirtschaftlich kalkulierbar. Mit politischer Rückendeckung, neuen Bauordnungen und digitalen Werkzeugen rückt die Aufstockung in den Mittelpunkt moderner Stadtentwicklung.
Geschrieben am 17.05.2025
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