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Ökobilanzierung für ein Gebäude: Was sie enthalten muss und wie du sie erstellst

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Beim Hausbau oder -kauf kommt es nicht nur auf Optik und Preis an, sondern auch auf Nachhaltigkeit. Dazu lohnt sich ein Blick auf die Ökobilanz des Gebäudes. Diese zeigt dir, welche Umweltwirkungen eine Immobilie über ihren gesamten Lebenszyklus verursacht. Wie die Ökobilanzierung von Gebäuden funktioniert und was du beachten solltest, erfährst du hier.

Das Wichtigste in Kürze zur Ökobilanzierung von Gebäuden

  • Die Ökobilanz eines Gebäudes analysiert und dokumentiert, wie stark ein Gebäude die Umwelt über seinen gesamten Lebenszyklus belastet.
  • Sie umfasst Herstellung, Bau, Nutzung und Rückbau und bezieht alle Bauprodukte und Umweltwirkungen mit ein.
  • Mit Tools wie eLCA und Datensätzen aus der ÖKOBAUDAT kannst du die Ökobilanzierung leicht nachvollziehen und nachhaltiger bauen oder kaufen.

Ökobilanz als Nachhaltigkeitsanalyse von Gebäuden

Möchtest du eine Immobilie kaufen, bauen oder sanieren, ist es wichtig, die potenziellen Umweltwirkungen zu kennen. Hier kommt die Ökobilanz ins Spiel: eine systematische Analyse, die feststellt, wie stark ein Gebäude die Umwelt über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg belastet – also von der Herstellung der Bauprodukte über den Bau, die Nutzung bis zum Rückbau und zur Entsorgung. Andere Bezeichnungen für die Ökobilanz sind daher auch Lebenszyklusanalyse oder LCA (Life Cycle Assessment).

Mithilfe der Ökobilanzierung kannst du verstehen, wie nachhaltig ein Gebäude wirklich ist, und auf dieser Basis fundierte Entscheidungen treffen. Besonders im Neubau kannst du so gezielt auf Materialien und Konzepte setzen, die ökobilanziell sinnvoll sind. Wenn du zum Beispiel überlegst, ob du ein Massivhaus oder ein Holzhaus bauen möchtest, kann die Ökobilanz dir deine Entscheidung erleichtern.

Das solltest du bei der Ökobilanzierung eines Gebäudes beachten

Damit die Ökobilanz Ihren Sinn und Zweck erfüllt, muss sie sämtliche Umweltwirkungen über die gesamte Nutzungsdauer des Gebäudes erfassen und nachvollziehbar abbilden. Berücksichtige daher ein paar wichtige Aspekte.

Systemgrenzen: Die gesamte Nutzungsdauer im Blick

Mit Systemgrenzen ist gemeint, dass du festlegst, welche Lebenszyklusphasen eines Gebäudes du in die Bewertung einbeziehst. Im Sinne der Ökobilanzierung hat nämlich jedes Gebäude vier Lebenszyklusphasen:

  • Herstellung der Bauprodukte
  • Bau des Gebäudes
  • Nutzung des Gebäudes
  • Rückbau und Entsorgung

Für ein vollständiges Bild muss die Ökobilanz alle diese Phasen abbilden.

Funktionelle Einheit: Ökobilanziell vergleichbar machen

Die Ergebnisse in der Ökobilanz müssen sich auf etwas Konkretes beziehen und eine einheitliche Bezugsgröße haben – zum Beispiel „1 Quadratmeter NGF (Nettogrundfläche) über 50 Jahre“. Durch die funktionelle Einheit kannst du in deiner Ökobilanz von Baustoffen bis hin zu Energieträgern verschiedene Dinge effektiv miteinander vergleichen.

Umweltwirkungen: Verschiedene Arten der Belastung

Eine gute Ökobilanz betrachtet mehrere Umweltwirkungen, nicht nur den CO₂-Ausstoß. Im besten Fall enthält Sie neben Infos zu Treibhausgasemissionen auch Auskünfte zu Aspekten wie Ressourcenverbrauch, Versauerung von Böden oder Überdüngung von Gewässern.

Datensätze: Zuverlässige Grundlage jeder Bilanz

Verlässliche Datensätze sind bei der Ökobilanzierung von Gebäuden unabdingbar. Diese stammen idealerweise aus der ÖKOBAUDAT, einer öffentlich zugänglichen Datenbank des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB). Auf der Plattform findest du geprüfte Umweltinformationen zu Hunderten von Bauprodukten.

Info

Praktische Software für sichere Datensätze

Wenn du selbst oder mit einem Profi an der Erstellung der Ökobilanz arbeitest, lohnt sich ein Blick auf Tools wie eLCA. Das ist eine kostenlose Online-Anwendung zur Ökobilanzierung, die direkt auf die ÖKOBAUDAT zugreift.

Zertifikate: Bestätigung von offizieller Stelle

Zertifizierungen sind eine gute Möglichkeit, Gebäude auf Basis einheitlicher und von offiziellen Stellen festgelegter Standards zu vergleichen. Für die Ökobilanz ist beispielsweise das Zertifikat der DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) relevant. Übrigens: Auch darüber hinaus ist die DGNB eine gute Anlaufstelle, wenn du tiefergehende Infos zum Thema Ökobilanz suchst.

Erstellung einer Ökobilanz für Gebäude in 5 Schritten

Um eine Ökobilanz für ein Gebäude zu erstellen, brauchst du kein Profi-Wissen. Mit dieser Anleitung kannst du ganz einfach nachvollziehen, welche Umweltwirkungen dein Bauprojekt verursacht:

  1. Sammle alle nötigen Bauinformationen!
    Trage zusammen, welche Materialien und Bauprodukte in deinem Gebäude stecken. Dazu gehören zum Beispiel Wandaufbau, Fenster, Dach, Bodenplatten, Dämmstoffe und mehr. Denk auch an Mengenangaben und Maßeinheiten.
  2. Lege die relevanten Parameter fest!
    Bestimme die funktionelle Einheit und definiere die Lebensphasen deines Projekts. So sorgst du dafür, dass deine Ökobilanz alle wichtigen Werte darstellt und vergleichbar macht.
  3. Berechne die Umweltwirkungen!
    Addiere alle relevanten Umweltwirkungen über den gesamten Lebenszyklus. Dazu gehören Treibhausgase, Ressourcenverbrauch, Versauerungspotenzial, Überdüngung und mehr.
  4. Beziehe den Energiebedarf ein!
    Die Energie für Heizung, Warmwasser und Lüftung macht oft einen großen Teil der Ökobilanz aus – vor allem über lange Nutzungsdauern hinweg. Berücksichtige die Energieeffizienzklasse des Hauses. Außerdem auch den Energieverbrauch sowohl in der Herstellungs- und Bauphase als auch während der Nutzung des Gebäudes.
  5. Dokumentiere die Ergebnisse transparent!
    Indem du festhältst, welche Systemgrenzen, Tools und Datensätze du verwendet hast, bleibt die Erstellung der Ökobilanz nachvollziehbar. Das ist besonders wichtig, wenn du deine Ergebnisse mit bestimmten Zertifizierungsstandards vergleichen möchtest.

FAQ

Was ist die Ökobilanz eines gesamten Gebäudes?

Die Ökobilanz eines gesamten Gebäudes zeigt dir die Umweltwirkungen über den kompletten Lebenszyklus – von der Herstellung der Bauprodukte bis zum Rückbau. Sie berücksichtigt den Energieverbrauch, die CO₂-Emissionen und den Ressourceneinsatz. So kannst du einschätzen, wie ökobilanziell nachhaltig ein Gebäude wirklich ist.

Welche vier Phasen der Ökobilanz gibt es?

Bei der Ökobilanzierung solltest du die vier Lebenszyklusphasen eines Gebäudes berücksichtigen. Diese sind: Herstellung (der Bauprodukte), Bau, Nutzung und Rückbau/Entsorgung. Je vollständiger du alle Phasen berücksichtigst, desto aussagekräftiger ist die Ökobilanz.

Wer darf eine Ökobilanz für ein Gebäude erstellen?

Grundsätzlich darf jeder eine Ökobilanz erstellen – du brauchst dafür kein spezielles Zertifikat. Allerdings ist etwas Fachwissen im Bereich Bauphysik, Nachhaltigkeit und Datenerfassung hilfreich. Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, lohnt sich die Zusammenarbeit mit einem Energieberater, einem Architekten oder einem spezialisierten Bauplanungsbüro. Diese Profis wissen genau, welche Daten wichtig sind, welche Tools sich eignen und wie du deine Ökobilanz für Zertifizierungen nutzen kannst.

Wie aufwendig ist eine Ökobilanz für ein Einfamilienhaus?

Der Aufwand für die Erstellung einer Ökobilanz hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Detailgrad der Analyse und der Verfügbarkeit von Daten. Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus kann die Erstellung einer Ökobilanz mehrere Stunden bis einige Tage in Anspruch nehmen. Die Nutzung von Tools wie eLCA und Daten aus der ÖKOBAUDAT kann den Prozess erheblich vereinfachen und beschleunigen.

Was ist Ökobilanz in der Architektur?

In der Architektur spielt die Ökobilanzierung von Gebäuden eine erhebliche Rolle. Sie ermöglicht nämlich, schon bei der Planung auf umweltfreundliche Materialien und Bauweisen zu setzen. Du kannst dadurch gezielt Gebäude entwerfen, die über ihre gesamte Nutzungsdauer hinweg möglichst geringe Umweltwirkungen verursachen. Tools wie eLCA und Daten aus der ÖKOBAUDAT helfen dir dabei, sichere Entscheidungen für deinen Neubau zu treffen.

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