Ratgeber

Wohnen unter der Erde: Wie ein Erdhaus Hitze, Sturm und Klimakrise trotzt

Autorenbild: Andreas Steger
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Die Sommer in Mitteleuropa werden immer extremer. Hitzeperioden wechseln sich mit Starkregen, Unwettern und langen Dürrephasen ab – und auch der bevorstehende Sommer verspricht erneut Rekorde zu brechen. Angesichts dieser Entwicklung gewinnen alternative Wohnkonzepte an Bedeutung. Eine besonders spannende Lösung liegt buchstäblich unter der Erde: das Erdhaus.

Was ist ein Erdhaus – und warum bleibt es darin kühl?

Ein Erdhaus ist ein Gebäude, das teilweise oder vollständig von Erde umgeben ist. Dabei wird die thermische Masse des Bodens genutzt, um extreme Temperaturschwankungen auszugleichen. Während herkömmliche Häuser bei anhaltender Sommerhitze regelrecht aufheizen, bleiben Erdhäuser angenehm kühl – ganz ohne energieintensive Klimaanlagen.

Der Grund dafür liegt im konstanten Erdreichklima. In etwa 1,5 bis 2 Metern Tiefe herrschen ganzjährig Temperaturen zwischen 8 und 12 Grad Celsius. Diese natürliche Isolierung schützt vor Hitze im Sommer und Kälte im Winter.

Ein zusätzlicher Vorteil vieler Erdhäuser ist die kompakte, oft runde Bauform. Diese reduziert die äußere Oberfläche, was den Wärmeverlust im Winter minimiert und den Kühlbedarf im Sommer weiter senkt – ein cleverer energetischer Nebeneffekt, der sich auch bei den Baukosten positiv bemerkbar macht.

Warum Erdhäuser gerade jetzt an Bedeutung gewinnen

Die vergangenen Jahre haben gezeigt, wie stark der Klimawandel unsere Sommer beeinflusst. Rekordtemperaturen, Dürreperioden und tropische Nächte nehmen zu – besonders in Städten. Gleichzeitig steigen die Energiekosten für Kühlung und Heizung.

Ein Erdhaus bietet hier eine nachhaltige und langfristige Alternative. Es reduziert den Energiebedarf deutlich und schafft ein stabiles, angenehmes Raumklima – ganz ohne technische Hilfsmittel. In Kombination mit Solartechnik und Regenwassernutzung wird es zur echten Klimaoase.

Zudem wirkt ein begrüntes Dach nicht nur wie ein zusätzlicher Wärmepuffer, sondern verbessert auch das Mikroklima und bietet Lebensraum für Insekten und Pflanzen. So fügt sich das Erdhaus nahtlos in seine Umgebung ein – ökologisch und optisch.

Diese Bauweisen gibt es beim Erdhaus

Nicht jedes Erdhaus ist gleich. Je nach Gelände, Budget und gewünschtem Stil gibt es verschiedene Ansätze:

  • Erdberührte Häuser: Nur eine Wand liegt unter oder gegen die Erde, etwa an einem Hang.
  • Teilversenkte Häuser: Das Erdgeschoss liegt ganz oder teilweise unter dem Bodenniveau.
  • Vollversenkte Erdhäuser: Diese verschwinden komplett unter der Erde und sind oft nur durch Dachfenster oder Atrien belichtet.

Allen gemein ist die Nutzung natürlicher Dämmung, kompakter Formen und das Streben nach Energieeffizienz.

Leben im Erdhaus: Komfort oder Kompromiss?

Wer an unterirdisches Wohnen denkt, hat oft dunkle, feuchte Räume im Kopf. Die Realität moderner Erdhäuser sieht ganz anders aus: Große Fensteröffnungen zur Südseite, Lichtschächte und durchdachte Belüftungssysteme sorgen für helle, gut durchlüftete Räume. Viele Erdhäuser bieten sogar mehr Tageslicht als herkömmliche Bauten.

Gestalterisch sind kaum Grenzen gesetzt – von naturnahem Lehmputz über elegante Sichtbetonwände bis hin zu Designlösungen, die an Hobbit-Häuser erinnern, ist alles möglich. Die organische Formensprache, oft geprägt von Rundungen und sanften Übergängen, schafft ein besonderes Wohngefühl.

Die Idee ist übrigens nicht neu: Schon die Wikinger bauten ihre Häuser teilweise unter der Erde, um sich vor Kälte und Stürmen zu schützen. Auch nomadische Völker in Nordamerika kannten ähnliche Bauweisen. Was damals ein Überlebenskonzept war, wird heute zum nachhaltigen Wohntrend – ähnlich dem Tiny-House-Movement.

Wie realistisch ist der Bau eines Erdhauses?

Der Bau eines Erdhauses erfordert mehr Planung als ein Standardhaus. Statik, Feuchtigkeitsschutz und Belichtung müssen exakt aufeinander abgestimmt sein. Auch die Baukosten können je nach Ausführung höher ausfallen – gleichen sich aber durch langfristig geringere Energieausgaben wieder aus.

Wichtig ist auch die Bauplatzwahl: Hanglagen oder Grundstücke mit lockerer Bebauung eignen sich besonders gut. Wer sich unsicher ist, sollte mit einem Architekten sprechen, der auf nachhaltiges Bauen spezialisiert ist. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind erstaunlich vielseitig – vom avantgardistischen Designhaus bis zur naturnahen Erdhütte ist alles machbar.

Klimaschutz trifft Wohnqualität

In Zeiten von Hitzesommern, Ressourcenknappheit und Energiewende zeigt sich: Das Erdhaus ist weit mehr als ein architektonischer Trend. Es bietet eine konkrete, praxistaugliche Alternative für alle, die klimafreundlich, energieeffizient und zukunftsorientiert wohnen möchten – und dabei der Hitze ein Schnippchen schlagen wollen.

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