Ein gesunder Garten ist ein lebendiges Ökosystem – aber nicht immer ein friedliches. Wenn plötzlich die Blätter angefressen sind, Pflanzen welken oder gar verschwinden, sind oft tierische Schädlinge am Werk. Doch nicht jeder Gast im Garten ist ein Problem. Entscheidend ist, welche Schädlinge wann auftreten, wie gefährlich sie wirklich sind – und was du tun kannst, um deine Pflanzen zu schützen.
Die häufigsten Gartenschädlinge und ihre Saison
Nicht alle Schädlinge kommen auf einmal. Je nach Jahreszeit und Witterung treten unterschiedliche Arten auf – mit teils sehr spezifischen Vorlieben. Hier ein Überblick:
| Schädling | Gefährdete Pflanzen | Aktiv von–bis | Typische Schäden |
| Blattläuse | Rosen, Obst, Gemüse | April – August | Verkrüppelte Triebe, Honigtau, Ameisen |
| Nacktschnecken | Salate, Jungpflanzen | März – Oktober | Lochfraß, abgefressene Jungblätter |
| Wühlmäuse | Wurzelgemüse, Stauden | ganzjährig | Pflanze kippt um, Wurzeln angefressen |
| Drahtwürmer | Kartoffeln, Möhren | April – September | Bohrlöcher in Wurzeln und Knollen |
| Lilienhähnchen | Zierlilien, Knoblauch | April – Juli | Rote Käfer, Lochfraß an Blättern |
| Apfelwickler | Apfelbäume | Mai – September | Maden im Fruchtfleisch |
| Engerlinge | Rasen, Topfpflanzen | Mai – August | Wurzelschäden, Wachstumsstörungen |
Besonders im Frühjahr und Frühsommer ist Aufmerksamkeit gefragt – junge Pflanzen sind anfälliger und regenerieren sich oft schlechter von Schäden.
Blattlaus (Aphidoidea)
Schaden: Saugt Pflanzensäfte aus jungen Trieben und Blättern → Blätter kräuseln sich, Triebe verkrüppeln. Hinterlässt klebrigen Honigtau, der Pilzbefall (Rußtau) begünstigt.
Zeitraum: April bis August (in milden Jahren länger)
Lieblingspflanzen: Rosen, Bohnen, Obstgehölze, Kohlarten
Vorbeugung & Bekämpfung:
- Pflanzen kräftig & gesund halten (z. B. mit Brennnesseljauche düngen)
- Marienkäfer, Florfliegen & Schlupfwespen fördern
- Bei Befall: Abspritzen mit Wasser oder Schmierseifenlösung
Nacktschnecke (z. B. Spanische Wegschnecke)
Schnecken lieben zarte Blätter - vor allem Salatbeete sind vor ihnen nicht sicher. Foto: Simone / stock.adobe.com
Schaden: Frisst Jungpflanzen kahl, besonders nach Regen. Vor allem nachts aktiv.
Zeitraum: März bis Oktober, Hochsaison bei feuchtem Wetter
Lieblingspflanzen: Salat, Kohlrabi, Kürbis, Zucchini, Erdbeeren
Vorbeugung & Bekämpfung:
- Frühbeete & empfindliche Pflanzen mit Schneckenzaun schützen
- Kaffeesatz oder grober Rindenmulch als Barriere
- Morgens & abends absammeln (mit Handschuhen!)
- Bierfallen mit Bedacht – sie ziehen Schnecken auch von außen an
Wühlmaus (Schermäuse, z. B. Arvicola terrestris)
Wühlmäuse wüten unter der Erde. Sie fressen Wurzeln und kippen ganze Pflanzen um. Foto: Suffolk Banks / stock.adobe.com
Schaden: Frisst Wurzeln & Zwiebeln → Pflanzen kippen plötzlich um oder welken. Gräbt unterirdische Gänge, ähnlich wie Maulwurf.
Zeitraum: Ganzjährig, besonders aktiv im Herbst & Frühjahr
Lieblingspflanzen: Möhren, Sellerie, Stauden, Apfelbäume
Vorbeugung & Bekämpfung:
- Hochbeete mit Drahtgitter (Maulwurfschutz) unten auskleiden
- Duftstoffe (Knoblauch-Joghurt-Mix, Buttermilch) in Gänge geben
- Lebendfallen mit Apfel oder Sellerie als Köder
Drahtwurm (Larve des Schnellkäfers)
Die Larve des Schnellkäfers frisst sich durch Wurzeln und Knollen – besonders Kartoffeln sind betroffen. Foto: Peter Oetelshofen / stock.adobe.com
Schaden: Frisst Gänge in Knollen und Wurzeln → Ernteausfall bei Karotten, Kartoffeln, Roter Bete
Zeitraum: April bis September, vor allem in frisch umgebrochenem Grasland
Lieblingspflanzen: Kartoffeln, Karotten, Rote Bete, Mais
Vorbeugung & Bekämpfung:
- Keine frische Grünfläche direkt umpflügen und sofort bepflanzen
- Kartoffelfallen auslegen (halbe Knolle vergraben, regelmäßig kontrollieren)
- Boden regelmäßig lockern – das stört die Larvenentwicklung
Lilienhähnchen (Lilioceris lilii)
Das Lilienhähnchen ist ein auffällig schöner Käfer, aber gefährlich für Zierlilien und Knoblauch. Foto: Stefan / stock.adobe.com
Schaden: Die roten Käfer fressen Blätter, Knospen & Blüten. Larven sind schleimig und schwer zu erkennen.
Zeitraum: April bis Juli
Lieblingspflanzen: Zierlilien, Knoblauch, Maiglöckchen
Vorbeugung & Bekämpfung:
- Pflanzen regelmäßig absuchen, Käfer & Larven absammeln
- Bei starkem Befall: Neem-Präparate oder biologische Insektizide
- Im Herbst Pflanzenreste entfernen – dort überwintern sie
Apfelwickler (Cydia pomonella)
Schaden: Maden bohren sich in Äpfel → braune Gänge im Inneren, Früchte fallen früh ab
Zeitraum: Flugzeit Mai bis Juli (je nach Region 1–2 Generationen)
Lieblingspflanzen: Apfelbäume, Birne, Walnuss
Vorbeugung & Bekämpfung:
- Pheromonfallen im Mai aufhängen → reduziert Eiablage
- Wellpappgürtel am Stamm anbringen (Verpuppung verhindern)
- Befallene Früchte konsequent absammeln & entsorgen (nicht kompostieren!)
Engerling (Larve von Maikäfer, Junikäfer, Gartenlaubkäfer)
Engerlinge sind hungrig auf Wurzeln – die Larven vieler Käferarten schädigen Rasen und Pflanzen. Foto: karo_s / stock.adobe.com
Schaden: Frisst die Wurzeln von Rasen & Topfpflanzen → gelbe Flecken, Pflanzenwachstum stockt
Zeitraum: Mai bis August (Larven leben bis zu 4 Jahre im Boden)
Lieblingspflanzen: Rasen, Stauden, Topfpflanzen
Vorbeugung & Bekämpfung:
- Nematoden (Heterorhabditis spp.) im Frühjahr oder Spätsommer ausbringen
- Boden regelmäßig lockern
- Vogelfreundlichen Garten fördern – Amseln & Co. picken gerne Larven
Vorbeugen statt bekämpfen: So schützt du deine Pflanzen frühzeitig
Der beste Schutz gegen Schädlinge ist ein robuster Garten. Gesunde, standortgerecht gepflanzte Gewächse mit guter Nährstoffversorgung sind deutlich weniger anfällig. Dazu kommen einfache, aber wirksame Maßnahmen:
- Fruchtfolge und Mischkultur: Regelmäßiger Wechsel von Gemüsesorten im Beet verringert Schädlingsdruck. Kräuter wie Basilikum, Thymian oder Ringelblume wirken zudem abschreckend.
- Nützlinge fördern: Marienkäfer, Schlupfwespen oder Igel sind natürliche Feinde vieler Schädlinge. Laubhaufen, Trockenmauern und Insektenhotels schaffen Lebensräume.
- Barrieren einsetzen: Schneckenzäune, engmaschige Gitter gegen Wühlmäuse oder Gemüseschutznetze helfen besonders bei empfindlichen Kulturen.
- Pflanzen regelmäßig kontrollieren: Wer seine Beete im Blick hat, erkennt Probleme früh – bevor sie zum Befall werden.
Schädlinge bekämpfen – aber mit Bedacht
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es passieren: Blattläuse vermehren sich plötzlich rasant, oder die ersten Fraßspuren tauchen auf. In solchen Fällen lohnt sich ein gezieltes, möglichst schonendes Vorgehen.
- Blattläuse: Oft reicht es, sie mit einem kräftigen Wasserstrahl von der Pflanze zu spülen. Alternativ hilft eine Mischung aus Wasser, etwas Schmierseife und einem Spritzer Spiritus. Bei starkem Befall können Nützlingspräparate (z. B. Florfliegenlarven) eingesetzt werden.
- Nacktschnecken: Morgens oder abends absammeln ist effektiv – besonders nach Regen. Schneckenzäune, Kaffeesatz oder Kupferbänder wirken abschreckend. Bierfallen locken allerdings auch Schnecken aus Nachbargärten an – also mit Vorsicht einsetzen.
- Wühlmäuse: Besonders unter Hochbeeten richten sie viel Schaden an. Eine Drahtgitter-Sperre am Boden hilft vorbeugend. Bei Befall wirken Duftstoffe wie Buttermilch-Knoblauch-Gemisch oder spezielle Fallen.
- Drahtwürmer & Engerlinge: Hier helfen sogenannte Kartoffelfallen: Eine halbierte Kartoffel im Boden wirkt als Lockköder. Betroffene Beete nicht zu nass halten – das begünstigt Larvenbefall.
- Apfelwickler: Leimringe am Stamm und Pheromonfallen zur Flugzeit (Mai–Juni) reduzieren die Eiablage. Befallene Früchte regelmäßig absammeln und nicht kompostieren.
Was du besser vermeidest
Der Griff zur Chemie ist verlockend, sollte aber der letzte Schritt sein – besonders im Nutzgarten. Viele Mittel wirken nicht selektiv und schädigen auch Nützlinge. Zudem können Rückstände im Boden oder auf Erntegut zurückbleiben.
Wer auf biologische Alternativen setzt, schützt nicht nur seine Pflanzen, sondern auch die Artenvielfalt im Garten.
Fazit: Mit Aufmerksamkeit und Wissen gegen Gartenschädlinge
Ein Garten ganz ohne Schädlinge ist kaum möglich – und auch nicht nötig. Viele Insekten, Käfer oder Larven gehören zum natürlichen Gleichgewicht. Entscheidend ist, die schädlichen von den harmlosen zu unterscheiden, Befall früh zu erkennen – und dann mit möglichst sanften Mitteln einzugreifen.
Mit gesunden Pflanzen, einem vielfältigen Garten und etwas Beobachtungsgabe hast du die besten Voraussetzungen, Schädlinge im Griff zu behalten – ganz ohne die Chemiekeule.
Geschrieben am 25.07.2025
von
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