In fast allen Städten bekommen Käufer 2025 mehr Wohnfläche fürs Geld als vor drei Jahren – außer in Kaiserslautern. Dort ist der Quadratmeterpreis inmitten des KI-Hypes deutlich gestiegen. Könnten ChatGPT und Co. die Ursache sein?
Nicht nur "der Betze lebt" in Kaiserslautern. Rund um die Universität gedeiht die Stadt und damit auch die Preise? Foto: istock.com / Fontanis
Kaufpreise steigen in Kaiserlautern drastisch
Eine aktuelle Analyse von immowelt zeigt: Wer 2025 eine Wohnung kaufen will, bekommt in der Regel wieder mehr fürs Geld. In 72 von 79 untersuchten Großstädten ist die leistbare Wohnfläche bei einem Budget von 350.000 Euro gestiegen – und das teils deutlich. Also: Fast alle Städte sind günstiger als zuvor. Ein Effekt, der durch gesunkene Angebotspreise und eine gewisse Entspannung bei den Bauzinsen ausgelöst wurde.
Doch Kaiserslautern tanzt aus der Reihe. Dort ist die Wohnfläche, die man sich für das gleiche Budget leisten kann, zwischen 2022 und 2025 sogar um 9 Quadratmeter geschrumpft. Keine andere Stadt verzeichnet einen so starken Rückgang. Während bundesweit die Preise zurückgingen, ist Eigentum in Kaiserslautern spürbar teurer geworden.
Ein Blick auf die Zahlen macht das Ausmaß deutlich: Die Quadratmeterpreise stiegen in Kaiserslautern von 2.238 Euro (2022) auf 2.404 Euro (2025). Das entspricht einem Anstieg von über 7 Prozent – und das in einer Marktphase, in der vielerorts sinkende Preise dominieren.
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Wohnflächen-Vergleich: Was bekomme ich für 350.000 €?
| Jahr | Stadt 1 | Stadt 2 | Unterschied |
|---|---|---|---|
| 2020 | |||
| 2022 | |||
| 2025 |
Was macht Kaiserslautern so besonders?
Eine mögliche Erklärung liegt im strukturellen Wandel der Stadt. Kaiserslautern hat sich vom klassischen Industriestandort zum gefragten Tech-Hotspot entwickelt. Die Stadt wirbt inzwischen mit dem Namen „Silicon Woods“, wie der SWR berichtet – angelehnt an das kalifornische Silicon Valley. Entlang der Trippstadter Straße und rund um den Campus der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität (RPTU) haben sich in den vergangenen Jahren zahlreiche Start-ups, Tech-Firmen und Forschungseinrichtungen angesiedelt. Mit dabei: das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), zwei Fraunhofer-Institute und das Max-Planck-Institut für Softwaresysteme.
Diese Entwicklung bringt gut bezahlte Jobs in die Region. Jährlich verlassen hunderte Informatiker die Universität – viele bleiben direkt in der Stadt, gründen Unternehmen oder starten ihre Karriere in der Forschung. Spätestens seit dem KI-Hype rund um ChatGPT ist Künstliche Intelligenz nicht mehr nur ein Forschungsthema, sondern ein echter Wirtschaftsbooster.
KI-Sektor zieht
Der Verdacht liegt nahe: Der wachsende KI-Sektor zieht neue, kaufkräftige Zielgruppen an – und könnte so für eine steigende Nachfrage auf dem Immobilienmarkt sorgen. Die Folge: steigendende Preise trotz allgemeiner Marktschwäche.
Ein Beweis lässt sich dafür zwar nicht eindeutig führen, doch die Koinzidenz ist auffällig. Kaiserslautern ist damit einer von wenigen Standorten in Deutschland, wo die Kaufpreise gegen den Trend steigen.
Natürlich bleibt Kaiserslautern im bundesweiten Vergleich nach wie vor günstig. Während in München oder Hamburg teils über 8.000 Euro pro Quadratmeter fällig werden, liegt Kaiserslautern bei rund 2.400 Euro. Doch die Richtung ist klar. Auf 5 Jahre haben sich die Preise sogar über 30 Prozent erhöht. Wer in Kaiserslautern heute Eigentum sucht, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen als früher – während Käufer in anderen Städten teils deutlich mehr Wohnfläche bekommen.
Ob sich Kaiserslautern damit zur Tech-Stadt mit Start-up-Flair und angespanntem Wohnungsmarkt entwickelt, bleibt abzuwarten. Doch der Trend gibt einen ersten Hinweis.
Geschrieben am 25.06.2025
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