Wie das Wohnungsunternehmen wbg Nürnberg mit einem Pilotprojekt in Langwasser nachhaltiges Wohnen auf kleiner Fläche testet.
Tiny House in Nürnberg - Die wbg testet das Modell im Praxis-Versuch. Foto: wbg Nürnberg
Klein, modern und nachhaltig – in Nürnberg nimmt das Wohnen der Zukunft konkrete Formen an. Mit einem Pilotprojekt in Langwasser Süd wagt die wbg Nürnberg Immobilien GmbH ein Experiment, das überregionale Aufmerksamkeit erregen dürfte. Die kommunale Wohnbaugesellschaft errichtet dort vier Tiny Houses, die modernes Design, ökologische Bauweise und bezahlbare Mieten vereinen.
„Damit werden wir die Wohnungsnot in Nürnberg nicht lösen“, betont Pressesprecher Philip Hauck, „aber wir möchten ausprobieren, wie groß der Wunsch nach dieser Wohnform tatsächlich ist.“
Vier Häuser als Pilotprojekt
Die kleinen Häuser stehen bereits bereit – gefertigt, möbliert und vollständig ausgestattet. Sie müssen nur noch auf ihre Fundamente gesetzt werden. Der Bau soll im ersten Quartal 2026 erfolgen, derzeit läuft der Vertragsabschluss mit den künftigen Mietern, erklärt Hauck.
Die Grundmiete liegt bei etwa 15 Euro pro Quadratmeter, ein Preis, der in Nürnberg als moderat gilt. Doch für die wbg ist das Projekt vor allem ein Testlauf: „Es handelt sich um ein Pilotprojekt, das zeigen soll, ob sich diese Form des Wohnens wirtschaftlich und städtebaulich bewährt“, sagt Hauck.
Kompakt, durchdacht, komplett ausgestattet
Die vier Minihäuser entstehen im Quartier Reinerzer Straße im Stadtteil Langwasser Südost, einem Viertel mit breiten Grünachsen und ruhiger Lage. Hier sollen die Tiny Houses neue Impulse setzen, ohne den Charakter des Viertels zu verändern.
Laut wbg-Broschüre bieten die Wohneinheiten zwischen 20 und 51,5 Quadratmetern Wohnfläche, ergänzt um Terrassen und eigene Gärten. Die Modelle heißen „Fernblick“ und „Galerie“:
- Das Tiny House „Fernblick“ (ca. 49 m²) besteht aus zwei Modulen mit großen Panoramafenstern, die Innen- und Außenraum verschmelzen lassen. Der Garten umfasst rund 46 m², die Grundmiete beträgt ca. 1.039 Euro.
- Das Tiny House „Galerie“ (ca. 51,5 m²) bietet Wohnen auf zwei Ebenen, mit Galerie und Glasfassade. Die Miete liegt bei 1.076 Euro, zuzüglich Nebenkosten von 2 Euro/m² und Stromkosten von etwa 47 Euro.
„Die Häuser sind voll ausgestattet, inklusive Küche, Bad und Einbaumobiliar“, so Hauck. „Unsere Mieter sollen einziehen und sich sofort wohlfühlen können, ohne sich um Einrichtung oder Ausstattung kümmern zu müssen.“
Langwasser als Labor für neue Wohnformen
Langwasser Süd bietet ideale Bedingungen, um alternative Wohnkonzepte zu erproben. Die Bebauung stammt aus den 1960er-Jahren, geprägt von großzügigen Freiflächen und gewachsenen Grünstrukturen. Man wolle bestehendes Wohngefühl bewahren und gleichzeitig Neues ausprobieren.
Die ökologische Bauweise spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Innenwände bestehen aus Fichtenholz, die Böden aus Eiche, ergänzt durch eine elektrische Fußbodenheizung und große Glasflächen, die viel Licht in die Räume lassen. Damit schafft die wbg ein Wohnumfeld, das nachhaltig, energiesparend und modern zugleich ist.
Klein wohnen, groß denken
Mit dem Tiny-House-Projekt zeigt die wbg Nürnberg, dass kommunaler Wohnungsbau auch innovativ sein kann. Der Trend zu kleinen, effizienten Wohnformen gewinnt in ganz Bayern an Fahrt – von Mehlmeisel über Ursberg bis Unterammergau. Doch Nürnberg ist die erste Großstadt, die den Schritt wagt und Tiny Houses als Teil eines kommunalen Wohnprogramms umsetzt.
„Es geht uns nicht um Gewinnmaximierung, sondern um Erfahrung. Wir wollen herausfinden, ob sich dieses Wohnkonzept dauerhaft in unsere Stadtstruktur integrieren lässt“, fasst Hauck zusammen.
Vorreiterrolle für die Region
Sollte das Projekt in Langwasser erfolgreich sein, könnte es zu einem Modell für andere Städte werden. Mit vergleichsweise geringem Flächenverbrauch, niedrigen Energiekosten und hoher Lebensqualität steht das Tiny House sinnbildlich für den Wandel im urbanen Wohnen.
Die Frankenmetropole Nürnberg setzt mit diesem Pilotprojekt ein Zeichen – für nachhaltiges, kompaktes und dennoch komfortables Wohnen. Ein Impuls, der über die Stadtgrenzen hinaus wirken dürfte.
Geschrieben am 02.12.2025
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