Das Tiny House steht für Minimalismus und Reduktion auf das Wesentliche – eigentlich, denn inzwischen werden die Mini-Häuser immer größer. Doch ab welcher Größe sind sie eigentlich nicht mehr „tiny“?

Tiny Houses gibt es auch in groß. Foto: febrinadwsr / stock.adobe.com
Von minimalistisch zu maximal kompakt: Die Entwicklung der Tiny Houses
Der Trend zum Tiny House begann als Gegenbewegung zu überdimensionierten Einfamilienhäusern. In den USA erlebte das Konzept nach der Finanzkrise 2008 einen Boom, als viele Menschen kostengünstigere Wohnformen suchten. Statt teurer Immobilien setzten sie auf kompakte Holzhäuser mit durchdachten Grundrissen. Die Idee: weniger Platz, geringere Kosten, mehr Freiheit.
In Deutschland wurde der Trend vor allem durch den Wunsch nach nachhaltigem Wohnen populär. Ein Tiny House benötigt weniger Ressourcen, verursacht niedrigere Energiekosten und zwingt Bewohner dazu, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Doch mit der wachsenden Beliebtheit stellt sich eine neue Frage: Wann ist ein Tiny House eigentlich kein Tiny House mehr?
Von winzig zu geräumig: Werden Tiny Houses zu groß?
Während die ersten Tiny Houses oft nur 10 bis 20 Quadratmeter hatten, gibt es heute Modelle mit 40 oder sogar über 50 Quadratmetern Wohnfläche. Auch in der Höhe und Breite wird nicht mehr so strikt begrenzt. Besonders bei stationären Tiny Houses auf festen Fundamenten wachsen die Dimensionen.
Doch warum werden die einst kleinen Häuser immer größer?
- Komfortwunsch: Viele möchten nicht auf separate Schlafbereiche oder größere Küchen verzichten.
- Gesetzliche Vorgaben: In Deutschland gibt es klare Regelungen für mobile Tiny Houses, z. B. maximale Breiten und Gewichtsgrenzen für den Straßenverkehr. Wer sein Tiny House fest installiert, muss sich an reguläre Bauvorschriften halten – was oft zu mehr Fläche führt.
- Marktentwicklung: Hersteller reagieren auf die Nachfrage und bieten größere Modelle an, um eine breitere Zielgruppe anzusprechen.
Wie groß darf ein Tiny House sein?
Es gibt keine offizielle Obergrenze, ab wann ein Tiny House kein Tiny House mehr ist – aber einige Richtwerte:
- Mobil oder fest installiert? Tiny Houses auf Rädern dürfen in Deutschland maximal 4 Meter hoch, 2,55 Meter breit und bis zu 3,5 Tonnen schwer sein, um ohne Sondergenehmigung auf der Straße bewegt zu werden.
- Größe im internationalen Vergleich: In den USA gelten oft 37 Quadratmeter als Obergrenze für ein Tiny House. In Deutschland gibt es keine feste Regel, aber ab etwa 50 Quadratmetern wird eher von einem „Kleinhaus“ gesprochen.
- Bauvorschriften beachten: Wer ein Tiny House auf ein Grundstück stellt, muss sich an die jeweiligen Landesbauordnungen halten. Hier gibt es keine spezielle Definition für Tiny Houses – entscheidend sind Bauhöhe, Grundfläche und Anschlussmöglichkeiten.
Fazit: Wann ist ein Tiny House noch „tiny“?
Tiny Houses stehen für Minimalismus und bewusstes Wohnen – doch die Entwicklung zeigt, dass sich das Konzept verändert. Wer wirklich klein wohnen möchte, sollte sich fragen: Geht es um die Quadratmeterzahl oder um das Lebensgefühl? Denn letztlich entscheidet nicht die Größe allein, sondern die Art, wie der vorhandene Raum genutzt wird.