Deutschland produziert so viel Strom aus erneuerbaren Energien wie nie zuvor. Doch trotz des Booms bei Wind- und Solarenergie bleibt der Strompreis für Verbraucher hoch. Woran liegt das? Und gibt es Hoffnung auf günstigere Strompreise in der Zukunft?

Bislang wirkt sich der Boom bei den erneuerbaren Energien noch nicht auf den Strompreis aus. Foto: iStock.com / gopixa
Erneuerbare Energien auf Rekordniveau
2024 war ein Rekordjahr für erneuerbare Energien in Deutschland. Rund 62,7 Prozent des Stroms stammten aus Wind- und Sonnenenergie oder anderen grünen Quellen. Das geht aus einer Auswertung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) hervor. Besonders Photovoltaik verzeichnete mit 15,9 Gigawatt einen enormen Zubau. Doch während die Stromproduktion grüner wird, profitieren Verbraucher kaum von niedrigeren Preisen.
Hohe Kosten trotz Ökostrom – die Gründe
Obwohl erneuerbare Energien günstiger produzieren als fossile Kraftwerke, bleibt der Strompreis hoch. Die wichtigsten Gründe:
- Hohe Netzentgelte: Die Kosten für den Stromnetzausbau sind stark gestiegen. 2024 zahlten Verbraucher durchschnittlich 23 Prozent mehr für Netzentgelte, wie strom-report.com berichtet.
- Steuern und Abgaben: Rund 29 Prozent des Strompreises bestehen aus staatlichen Abgaben, darunter Stromsteuer und Umlagen.
- Marktmechanismus (Merit-Order-Prinzip): Der Strompreis wird oft durch teure Gaskraftwerke bestimmt, wenn Wind und Sonne nicht ausreichen.
- Mangelnde Speicherkapazitäten: Ohne ausreichend Speicher geht günstiger Ökostrom verloren, während in Dunkelflauten teurer Strom aus fossilen Quellen benötigt wird.
- Internationale Energiepreise: Der europäische Strommarkt beeinflusst die Preise – hohe Gaspreise treiben auch die deutschen Stromkosten in die Höhe.
Warum erneuerbare Energien günstiger sind als Öl und Gas
Strom aus erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarenergie hat deutlich geringere Gestehungskosten als fossile Energieträger wie Öl oder Gas. Also die durchschnittlichen Kosten für die Erzeugung einer Kilowattstunde Strom. Der Hauptgrund: Während fossile Kraftwerke kontinuierlich Brennstoffe benötigen, die durch Marktpreise und geopolitische Krisen stark schwanken, sind Wind und Sonne kostenlos verfügbar.
- Geringere Betriebskosten: Erneuerbare Energien benötigen nach der Installation kaum teure Brennstoffe. Solaranlagen und Windkraftwerke haben niedrige laufende Kosten im Vergleich zu Gas- oder Kohlekraftwerken, die ständig Brennstoffe nachkaufen müssen.
- Keine Importabhängigkeit: Gas und Öl müssen oft importiert werden, was Deutschland von internationalen Märkten abhängig macht. Erneuerbare Energien hingegen nutzen heimische Ressourcen und reduzieren das Risiko von Preisschocks durch geopolitische Spannungen.
- Sinkende Gestehungskosten: Durch technologische Fortschritte sind Wind- und Solarenergie in den letzten Jahren immer günstiger geworden. Die Stromgestehungskosten für Photovoltaik lagen 2023 bereits unter denen neuer fossiler Kraftwerke.
Trotz dieser Vorteile schlagen sich die niedrigeren Kosten erneuerbarer Energien bislang nicht in den Verbraucherpreisen nieder – unter anderem wegen hoher Netzentgelte, Abgaben und des aktuellen Strommarktdesigns.
Wann wird Strom endlich günstiger?
Kurzfristig bleibt der Strompreis voraussichtlich auf hohem Niveau. Mittel- und langfristig könnte ein stärkerer Ausbau von Speichern und Netzkapazitäten für eine Entspannung sorgen. Für eben solche Projekte plant die designierte neue Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD ein Sondervermögen in Höhe von 500 Milliarden Euro. Auch weitere politische Maßnahmen, wie die Senkung der Stromsteuer oder Reformen im Strommarkt, könnten die Preise senken.
Fazit: Trotz des Rekordwachstums bei erneuerbaren Energien bleibt Strom in Deutschland teuer – vorerst. Ob Verbraucher in den kommenden Jahren tatsächlich von sinkenden Preisen profitieren, hängt von weiteren Investitionen und politischen Entscheidungen ab.