Umweltfreundlich wohnen klingt gut – doch wenn es teuer wird, endet oft die Begeisterung. Eine Umfrage von immowelt.at zeigt, wie widersprüchlich viele Österreicher beim Thema Nachhaltigkeit im Wohnbereich ticken.
Hallstatt ist eine Marktgemeinde am Westufer des Hallstätter Sees im österreichischen Salzkammergut. Foto: Andrew Mayovskyy / stock.adobe.com
Ein umweltfreundliches Zuhause wünschen sich viele. Laut einer aktuellen Umfrage von immowelt.at geben 86 Prozent der Österreicher an, dass ihnen ein nachhaltiges Wohnumfeld zumindest ein bisschen wichtig ist. Doch sobald konkrete Entscheidungen anstehen, etwa ein Umzug oder eine Sanierung, zeigt sich: Die Bereitschaft, dafür mehr Geld in die Hand zu nehmen, ist überraschend gering.
Nachhaltigkeit als sympathische Nebensache
Gerade einmal jeder Fünfte bewertet Nachhaltigkeit beim Wohnen als „sehr wichtig“. Für den Großteil bleibt sie eher ein angenehmer Bonus als ein zentrales Kriterium bei der Wohnungswahl. Dr. Robert Wagner, Geschäftsführer von immowelt, bringt es auf den Punkt: „Viele erhoffen sich vor allem finanzielle Vorteile durch klimafreundliche Maßnahmen – etwa geringere Betriebskosten. Sobald jedoch zusätzliche Ausgaben notwendig wären, schwindet die Begeisterung.“
Kaum Unterschiede zwischen Stadt und Land
Interessant: Das Umweltbewusstsein unterscheidet sich kaum zwischen städtischen und ländlichen Regionen. Egal ob Mietwohnung oder Einfamilienhaus – überall ist die Haltung ähnlich. Am stärksten ausgeprägt ist das Bewusstsein bei Hausbesitzern (22 Prozent) und Menschen auf dem Land (21 Prozent). Doch insgesamt bleibt das Thema in der Breite verankert, ohne in der Tiefe zu überzeugen.
Was wirklich zählt: Spart es Geld?
Gefragt sind vor allem Lösungen, die sich direkt im Alltag auszahlen. Die meistgenannten Aspekte nachhaltigen Wohnens:
- 61 %: niedrige Betriebskosten
- 54 %: moderne Heizsysteme mit erneuerbarer Energie
- 46 %: gesundes Raumklima
Weniger relevant sind dagegen Kriterien wie:
- 14 %: Recyclingfähigkeit von Baustoffen
- 19 %: flexible Grundrisse oder Anpassungen fürs Alter
Deutlich wird: Nachhaltigkeit ist willkommen – solange sie keine Zusatzkosten verursacht. Nur 13 Prozent der Befragten wären „auf jeden Fall“ bereit, mehr für klimafreundliches Wohnen zu bezahlen.
Der Zeitpunkt entscheidet mit
Die Relevanz von Nachhaltigkeit hängt auch vom geplanten Umzugszeitpunkt ab:
- 58 % der Menschen ohne Umzugspläne nennen Nachhaltigkeit als wichtig
- 51 % bei kurzfristigen Umzugsplänen (2–3 Jahre)
- 44 % bei mittelfristigen Plänen (4–5 Jahre)
Das legt nahe: Wer aktuell keine Veränderung plant, lebt entweder bereits nachhaltig – oder hat sich mit den finanziellen Herausforderungen noch nicht intensiv beschäftigt.
Zwischen Ideal und Wirklichkeit: Der "Attitude-Behavior-Gap"
Die Diskrepanz zwischen dem Wunsch nach nachhaltigem Wohnen und der tatsächlichen Zahlungsbereitschaft ist kein Einzelfall. Auch in anderen Lebensbereichen zeigen sich ähnliche Muster: Zwar geben 41 Prozent der Österreicher an, dass Nachhaltigkeit ihr Konsumverhalten beeinflusst, doch nur 28 Prozent sind bereit, dafür auf Wohlstand zu verzichten.
Beim Thema Wohnen – der wohl größten finanziellen Entscheidung im Leben – fällt diese Lücke besonders ins Gewicht. Nachhaltigkeit bleibt ein sympathisches Ideal, das oft an der Realität des Geldbeutels scheitert.
Geschrieben am 03.09.2025
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