Ratgeber

Luxus auf kleinem Raum: Bestimmen Clusterwohnungen das Wohnen der Zukunft?

Autorenbild: Andreas Steger
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Immer mehr Menschen wohnen allein, gleichzeitig wächst die Wohnfläche pro Kopf. Clusterwohnungen bieten hier eine radikal andere Antwort: weniger individuelle Fläche, dafür großzügige Gemeinschaftsbereiche und ein neues Gefühl von Luxus.

Warum klassische Wohnkonzepte an ihre Grenzen stoßen

Die meisten Wohnungen orientieren sich noch immer an einem überholten Ideal: der Kleinfamilie. Doch die Realität sieht längst anders aus. In Deutschland besteht inzwischen fast jeder zweite Haushalt aus nur einer Person – Tendenz steigend. Parallel wächst der Pro-Kopf-Verbrauch an Wohnfläche, in vielen Städten längst ein Luxus, den sich viele nicht mehr leisten können.

Diese Entwicklung ist nicht nur teuer, sondern auch ökologisch problematisch. Mehr Fläche bedeutet mehr Energieverbrauch, mehr Baumaterialien, mehr Verkehr. Gleichzeitig vereinsamen viele Menschen in ihren kleinen, abgeschlossenen Wohnungen.

Was ist eine Clusterwohnung?

Clusterwohnungen kombinieren kompakte, private Wohneinheiten mit großzügigen Gemeinschaftsflächen. Die Idee: Jeder hat sein eigenes Zimmer, oft mit eigenem Bad und Küchenzeile – aber daneben gibt es Räume, die gemeinsam genutzt werden:

  • große Wohnküchen
  • Gemeinschaftsbalkone
  • Arbeits- und Aufenthaltsräume
  • manchmal sogar Gästezimmer oder Waschküchen

Diese Struktur ermöglicht mehr Begegnung und Austausch – ohne die Privatsphäre aufzugeben.

Leipzig als Vorreiter – ein Beispiel aus der Praxis

In einem Haus im Leipziger Westen wohnen derzeit zehn Erwachsene und drei Kinder in einem Cluster, wie mdr.de berichtet. Sie verteilen sich auf sieben Einheiten über zwei Etagen, verbunden durch gemeinschaftlich genutzte Räume. Beim Kochen, Essen oder auf dem Balkon begegnet man sich regelmäßig, oft ganz spontan.

Heidi Wittmer, eine der Bewohnerinnen, hat ihre Wohnfläche auf 56 Quadratmeter reduziert – und fühlt sich dennoch großzügig umsorgt: „Was uns zur Verfügung steht, ist tatsächlich ein Vielfaches.“

Mehr Gemeinschaft, weniger Besitz

Was auf den ersten Blick nach Einschränkung klingt, empfinden viele als Bereicherung. Denn durch das Teilen entsteht ein „Mehr“ an Möglichkeiten:

  • Kinderbetreuung wird zur gemeinsamen Aufgabe
  • der große Esstisch steht allen offen
  • Werkzeuge, Haushaltsgeräte oder Möbel müssen nicht doppelt vorhanden sein

Diese Art zu wohnen spart nicht nur Platz, sondern stärkt das soziale Miteinander – ein Aspekt, der gerade in der Stadtentwicklung immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Warum Clusterwohnungen noch die Ausnahme sind

Trotz ihres Potenzials sind Clusterwohnungen bislang rar. Bauvorschriften, Finanzierungshürden und fehlende politische Unterstützung bremsen viele Projekte aus. Die rechtliche Einstufung der Gemeinschaftsflächen sorgt regelmäßig für Diskussionen mit Behörden – besonders bei Eigentumsmodellen.

Häufig sind es kleine Genossenschaften oder engagierte Architektinnen wie Šárka Voříšková, die solche Projekte überhaupt möglich machen. Ihre Erfahrung: „Die Bauordnungen sehen so etwas überhaupt nicht vor.“

Luxus neu gedacht: Mehrwert durch Nähe

Viele Bewohnerinnen und Bewohner empfinden ihr Leben im Cluster als deutlich reicher als zuvor – obwohl sie objektiv gesehen auf weniger privater Fläche leben. „Man lebt absolut luxuriös“, sagt Voříšková über ihr neues Zuhause.

Dieser neue Luxus besteht nicht aus Quadratmetern, sondern aus Begegnungen, Flexibilität und einem Alltag, der mehr bietet als die eigenen vier Wände.

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