Ratgeber

Geothermie 2.0: Warum Erdwärme die Wärmewende retten könnte

Die Geothermie könnte eine Schlüsselrolle in der deutschen Wärmewende spielen – effizient, umweltfreundlich und unabhängig von fossilen Brennstoffen. Neue Technologien wie Trockendampfkraftwerke, Flash-Dampf-Kraftwerke und Binärkraftwerke machen die Nutzung von Erdwärme noch effektiver. Ist das die Zukunft der Energieversorgung?

Warum Erdwärme eine Schlüssellösung sein kann

Geothermie ist grundlastfähig, effizient und nahezu emissionsfrei. Anders als Wind oder Solar liefert sie kontinuierlich Wärme und Strom – unabhängig von Wetter oder Tageszeit.
Eine Studie aus dem Jahr 2022 zeigt: Bis zu 25 Prozent des deutschen Wärmebedarfs könnten langfristig über Geothermie gedeckt werden – vor allem im urbanen Raum über Fernwärme.

2024 hat die Bundesregierung die Weichen gestellt:

  • Mehr Fördermittel (1 Mrd. Euro bis 2030)
  • Vereinfachte Genehmigungen
  • Investitionen von Versorgern wie E.ON, EnBW und Deutsche ErdWärme
  • Technologische Fortschritte, z. B. Enhanced Geothermal Systems (EGS)

Die aktuellen Entwicklungen: Ausbau der Geothermie in Deutschland

Lange wurde das Potenzial der Geothermie unterschätzt, doch jetzt wächst der Sektor rasant. Nach Angaben des Bundesverbandes Geothermie gibt es in Deutschland:

  • 41 geothermische Anlagen, die bereits Strom und Wärme liefern
  • 12 weitere Anlagen, die aktuell gebaut werden
  • Über 150 neue Projekte, die in der Planungsphase sind (Stand: August 2024)

Zusätzlich nutzen bereits über 470.000 Gebäude die oberflächennahe Geothermie, und jährlich kommen etwa 31.000 neue Anlagen hinzu.

Die größte deutsche Geothermieanlage entsteht derzeit in München – und ist gleichzeitig die größte in Kontinentaleuropa. Sie soll bis 2033 fertiggestellt werden und 75.000 Haushalte mit Fernwärme versorgen. Wegen der guten geologischen Lage könnte Bayerns Energiebedarf zu bis zu 40 Prozent mit Energie aus Geothermie gedeckt werden.

Germering & Puchheim: Geothermie für die Region

Zwei Städte bei München zeigen, wie kommunale Wärmewende gehen kann: Laut IZ.de starten Germering und Puchheim mit den Stadtwerken München das Projekt „Zukunftswärme M West“. Geplant sind acht Tiefbohrungen mit 52 Megawatt thermischer Leistung. Der Start ist für 2033 vorgesehen.

  • 60Prozent der Wärme gehen an die Stadtwerke München
  • 25 Prozent nach Germering, 15Prozent nach Puchheim
  • Die Kommunen müssen ihre Fernwärmenetze massiv ausbauen
  • Kosten: rund 260 Mio. Euro

Ein regionales Vorzeigeprojekt – und ein Beispiel dafür, wie Städte gemeinsam in die Tiefe investieren.

Neue Technologien: Geothermie wird vielseitiger

Geothermie hat sich technisch enorm weiterentwickelt. Drei Kraftwerks-Typen treiben die neue Generation voran:

  • Trockendampfkraftwerke: Nutzen natürlichen Dampf direkt zur Stromgewinnung
  • Flash-Dampf-Anlagen: Erzeugen Dampf durch Druckentlastung von heißem Tiefenwasser
  • Binärkraftwerke: Machen auch geringere Temperaturen nutzbar – z. B. mit Spezialflüssigkeiten

Besonders Binärsysteme erweitern die Einsatzmöglichkeiten – sogar in Regionen ohne klassische Thermalquellen.

Vorteile: Warum Geothermie überzeugt

  • Zuverlässig & wetterunabhängig
  • Nahezu CO₂-neutral im Betrieb
  • Lokal nutzbar – für Stadt, Land, Quartier
  • Langfristig günstige Betriebskosten
  • Leise & platzsparend

Herausforderungen: Was noch bremst

  • Hohe Anfangskosten, vor allem bei Tiefbohrungen
  • Genehmigungsaufwand, trotz Reformen
  • Geologisches Risiko – nicht jeder Standort ist geeignet
  • Akzeptanz in der Bevölkerung, etwa bei Erschütterungen

Doch mit Förderungen, digitalisierten Verfahren und kommunaler Beteiligung lassen sich viele Hürden abbauen.

Förderung ab 2024:

  • 30Prozent Basisförderung für Heizsysteme mit erneuerbaren Energien
  • +5 Prozent Effizienzbonus
  • Kleinere Wärmepumpen genehmigungsfrei
  • Geothermie auch im Außenbereich einfacher möglich

Blick nach Island – und in die Zukunft

In Island deckt Geothermie 90 Prozent des Wärmebedarfs – ein Vorbild für andere Länder.

Mit Technologien wie EGS oder Binärkraftwerken könnte auch Deutschland einen großen Schritt machen – selbst ohne Vulkane.

Fazit: Energie aus der Tiefe – ein echtes Zukunftsmodell

Geothermie ist mehr als ein Nischenthema. Sie ist eine stabile, nachhaltige Säule für die Wärmewende – mit großem Potenzial für Städte, Regionen und Hausbesitzer. Projekte wie in München, Germering und Puchheim zeigen: Der Wandel hat begonnen. Jetzt braucht es Mut, Förderung und geologische Neugier – dann könnte die Wärme von morgen direkt unter unseren Füßen liegen.

  • Trockendampfkraftwerke: Diese Anlagen nutzen natürlichen Dampf aus geothermischen Quellen direkt zur Stromerzeugung – effizient und umweltfreundlich.
  • Flash-Dampf-Kraftwerke: Heißes Wasser wird unter Druck in ein Reservoir gepumpt. Beim Druckabfall entsteht Dampf, der Turbinen antreibt. Besonders geeignet für tiefe und heiße Geothermalquellen.
  • Binärkraftwerke: Eine bahnbrechende Innovation! Diese Kraftwerke nutzen Flüssigkeiten mit niedrigerem Siedepunkt als Wasser, so werden auch geothermische Quellen mit geringeren Temperaturen, an weltweit mehr Standorten, nutzbar.

Die neuen Technologien ermöglichen eine höhere Energieausbeute und erweitern die möglichen Einsatzgebiete erheblich. Dadurch wird Geothermie auch in Regionen wirtschaftlich, die bisher nicht als ideale Standorte galten.

Was ist Geothermie 2.0?

Geothermie 2.0 nutzt tiefere Erdwärmequellen und neue Fördertechnologien.So kann Erdwärme auch außerhalb klassischer Thermalquellen genutzt werden – für Fernwärme, Stromerzeugung und Industrie. Mit effizienteren Bohrungen und verbesserten Wärmetransfers könnte Geothermie langfristig ein Viertel des deutschen Wärmebedarfs decken.

Vorteile der Geothermie: Warum sie ein wichtiger Baustein in der Wärmewende sein kann

Geothermische Energie bietet eine Reihe von Vorteilen, die sie zu einer der vielversprechendsten Technologien der Wärmewende machen:

  • Klimafreundlich: Nahezu keine CO₂-Emissionen im Betrieb.
  • Zuverlässig: Erdwärme ist immer verfügbar – unabhängig von Wetter und Tageszeit.
  • Kosteneffizient: Nach der Erschließung ist die Wärmequelle langfristig nutzbar.
  • Vielseitig einsetzbar: Funktioniert sowohl für einzelne Gebäude als auch für große Fernwärmenetze.
  • Platzsparend & lautlos: Keine großen Anlagen oder Lärmbelästigungen wie bei Windkraft.

Herausforderungen: Was bremst die Geothermie noch aus?

Trotz ihrer vielen Vorteile gibt es auch Herausforderungen, die beim Ausbau der Geothermie berücksichtigt werden müssen:

  • Hohe Anfangsinvestitionen: Besonders bei Tiefengeothermie sind Bohrungen kostenintensiv.
  • Mögliche Umweltwirkungen: In Einzelfällen kann es zu Bodenveränderungen kommen.
  • Regulierungen & Genehmigungen: Bürokratische Hürden können Projekte verzögern.

Doch neue Gesetze sollen den Ausbau erleichtern: Genehmigungsverfahren werden vereinfacht, Förderungen ausgeweitet und bürokratische Hürden abgebaut.

Förderungen & gesetzliche Änderungen: Ein Boost für die Geothermie

Seit 2024 gibt es im Rahmen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) eine Grundförderung von 30 Prozent für Heizsysteme mit erneuerbaren Energien – einschließlich Erdwärmepumpen. Zusätzlich gibt es einen Bonus von 5 Prozent für besonders effiziente Systeme.

Weitere Erleichterungen umfassen:

  • Privathaushalte profitieren: Kleinere Erdwärmepumpen benötigen keine wasserrechtliche Genehmigung mehr.
  • Neue Baurechtsregelungen: Erleichterungen für geothermische Projekte in Außenbereichen.
  • Mehr Digitalisierung: Verwaltungsprozesse sollen gestrafft werden.

Vorbild Island: Wie Geothermie ein Land revolutionierte

Ein Blick nach Island zeigt, welches Potenzial Geothermie hat:

  • 90 Prozent der Haushalte heizen dort mit Erdwärme.
  • Reykjavik bezieht fast seine gesamte Wärmeversorgung aus geothermischen Quellen.
  • Die Stromkosten sind extrem niedrig, da die Energiequelle unerschöpflich ist.

Island profitiert von idealen geologischen Bedingungen, doch neue Technologien wie Binärkraftwerke ermöglichen es jetzt auch anderen Ländern, Geothermie effizient zu nutzen – selbst ohne vulkanische Aktivität.

Fazit: Die Wärmewende braucht Geothermie 2.0

Die Kombination aus technologischen Fortschritten, neuen Gesetzesreformen und steigenden Investitionen macht die Geothermie zu einer der vielversprechendsten Lösungen für die deutsche Wärmewende.

Ob als Teil großer Fernwärmenetze oder zur individuellen Nutzung im Eigenheim – die Zukunft der Energieversorgung könnte direkt unter unseren Füßen liegen. Jetzt kommt es darauf an, die richtigen politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen zu treffen, um dieses Potenzial voll auszuschöpfen.

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