Ein Tiny House kostet weniger als ein Einfamilienhaus – doch viele schaffen es trotzdem nicht ohne Kredit. Die Finanzierung eines Minihauses ist jedoch alles andere als Standard. Ob mobil, fest installiert oder irgendwo dazwischen: Wer das richtige Modell wählt und einige Besonderheiten beachtet, kommt auch beim Thema Kredit ganz groß raus.
Ein Tiny House finanzieren? Worauf kommt es eigentlich an? Foto: iStock.com / Ekaterina-Chizhevskaya
Ein kleines Haus, eine große Entscheidung
Das eigene Tiny House ist für viele mehr als nur ein Bauprojekt. Es ist ein Lebensentwurf – nachhaltig, flexibel, unabhängig. Doch so kompakt ein Tiny House auch ist: ganz ohne Geld funktioniert es nicht. Die gute Nachricht: Auch für Minihäuser gibt es passende Finanzierungen. Die weniger gute: Der klassische Immobilienkredit passt nicht zu jedem Modell.
Denn: Nicht jedes Tiny House ist eine Immobilie. Und genau hier trennt sich die Finanzierungswelt in drei Varianten.
1. Klassischer Immobilienkredit fürs fest verbaute Tiny House
Wenn das Tiny House fest mit dem Boden verbunden ist – zum Beispiel auf einem Schraub- oder Streifenfundament –, dann wird es rechtlich wie ein normales Haus behandelt. In diesem Fall ist eine klassische Baufinanzierung mit Grundbucheintrag und Grundschuld möglich.
Allerdings tun sich manche Banken noch schwer. Der Grund: Tiny Houses gelten als neuartiges Wohnkonzept. Viele Institute haben keine Erfahrungswerte zur Wertbeständigkeit und schätzen das Risiko höher ein als bei klassischen Immobilien. Wer dennoch einen Baukredit möchte, sollte auf Energieeffizienz achten: Förderfähige Minihäuser (z. B. als Effizienzhaus 40) haben bei manchen Banken deutlich bessere Chancen auf günstige Zinsen.
2. Teilmobile Modelle: Zwischen Mobilie und Immobilie
Manche Tiny Houses stehen auf einem Trailer, sind aber nicht für den Straßenverkehr zugelassen. Sie werden per Tieflader an ihren Standort gebracht und dort auf einem Fundament verankert. Juristisch zählen sie dann oft als Immobilie – zumindest, wenn sie dauerhaft auf dem Grundstück verbleiben.
Die Finanzierung? In vielen Fällen funktioniert hier eine Mischform: eine Kombination aus Konsumentenkredit und Grundschuld – je nachdem, ob das Grundstück mitfinanziert wird. Einige spezialisierte Banken bieten genau dafür eigene „Tiny-House-Kredite“ an – mit flexibler Laufzeit und bonitätsabhängigem Zinssatz.
Tipp: Wer ein eigenes Grundstück besitzt oder pachtet und dies in die Finanzierung einbringt, kann dadurch oft bessere Konditionen erzielen.
3. Mobile Tiny Houses: Finanzierung auf Rädern
Ist das Tiny House wirklich mobil – mit Straßenzulassung, oft als „Tiny House on Wheels“ bezeichnet –, sieht die Welt anders aus. Hier greifen keine Immobilienkredite, da es sich rechtlich nicht um eine Immobilie handelt, sondern um bewegliches Gut.
Die Lösung: ein zweckgebundener Ratenkredit mit Sicherungsübereignung – ähnlich wie bei einem Autokredit. Das Haus bleibt bis zur vollständigen Rückzahlung Eigentum der Bank. Vorteil: Die Kredite sind schneller bewilligt, oft flexibler und mit kürzeren Laufzeiten.
Wichtig: Eigenkapital von 20 % oder mehr wird in der Regel erwartet. Auch ein bereits vorhandenes Grundstück – ob im Eigentum oder auf Pachtbasis – wirkt sich positiv auf die Kreditvergabe aus.
Wie viel Tiny House kann ich mir leisten?
Bevor es zur Bank geht, sollte man selbst einmal durchrechnen: Was kostet das gewünschte Modell inklusive Lieferung, Ausstattung und eventueller Nebenkosten? Wie viel Eigenkapital steht zur Verfügung? Daraus ergibt sich die zu finanzierende Summe.
Ein Beispiel:
- Tiny House: 65.000 €
- Nebenkosten (ca. 10 %): 6.500 €
- Ausstattung (z. B. Küche, Möbel): 8.500 €
- Eigenkapital: 30.000 €
- Finanzierungsbedarf: 50.000 €
Die monatliche Belastung hängt vom Zinssatz und der gewählten Tilgung ab. Bei einem Nominalzins von 3,75 % und 2 % Tilgung liegt die monatliche Rate bei ca. 245,83 € (bezogen auf eine Finanzierungssumme von 50.000 €). Wer schneller tilgt, zahlt natürlich mehr – ist aber auch früher schuldenfrei.
Monatliche Rate bei 2 % Tilgung und 3,5 % bis 4,0 % Nominalzins
| Finanzierungssumme | 3,5 % Zins | 3,75 % Zins | 4,0 % Zins |
| 25.000 € | 114,58 € | 122,92 € | 131,25 € |
| 50.000 € | 229,17 € | 245,83 € | 262,50 € |
| 75.000 € | 343,75 € | 368,75 € | 393,75 € |
| 100.000 € | 458,33 € | 491,67 € | 525,00 € |
Fazit: Tiny House finanzieren? Ja, aber clever
Die Finanzierung eines Tiny Houses ist kein Hexenwerk – aber sie verlangt etwas mehr Vorbereitung als bei klassischen Immobilien. Wichtig ist, das richtige Finanzierungsmodell zum richtigen Haustyp zu wählen und sich im Idealfall an eine Bank zu wenden, die bereits Erfahrung mit Tiny Houses hat. Wer dazu noch etwas Eigenkapital mitbringt und realistisch plant, hat gute Chancen, den Traum vom kleinen, eigenen Zuhause schon bald zu verwirklichen.
Geschrieben am 02.05.2025
von
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