Ratgeber

Bettwanzen-Alarm: So wirst du die Plage wieder los

Autorenbild: Andreas Steger
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Allein der Gedanke daran juckt uns – Bettwanzen erobern unsere Wohnungen. Doch keine Panik! Wer die kleinen Blutsauger versteht und die richtigen Vorsichtsmaßnahmen trifft, kann sie wieder loswerden – und zu ruhigen Nächten zurückfinden.

Oh, Bettwanze!

Eines vorweg: Bettwanzen haben absolut nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Diese Insekten ernähren sich ausschließlich von Blut. Jeder Mensch ist für sie schlicht ein wandelndes Buffet. Immerhin: Krankheiten übertragen sie nicht.

Warum nehmen die Fälle dennoch so stark zu? Globalisierung und fehlendes Wissen sind die Hauptgründe. Reisen, Warenverkehr und die Resistenz gegen Insektizide haben ihre Verbreitung massiv begünstigt. Schädlingsbekämpfungs-Verbände in Deutschland berichten seit Jahren von einer deutlichen Zunahme der Einsätze.

Besonders heikel: Bettwanzen vermehren sich rasant. Ein Weibchen legt bis zu 15 Eier am Tag. Nach etwa 2 Wochen schlüpfen die Larven, nach 6 Wochen sind sie erwachsen. Eine Invasion kann also schnell exponentielle Ausmaße annehmen.

Bettwanzen erkennen

Optisch sind Bettwanzen wenig appetitlich. Je nach Entwicklungsstadium variieren sie stark: vom durchsichtigen Reiskorn (Ei) über das Sesamkorn (Larve) bis hin zum braunen Apfelkern (erwachsene Wanze, ca. 6 mm groß). Obwohl sie vor allem im Dunkeln aktiv sind, lassen sich ausgewachsene Tiere relativ leicht erkennen.

Drei Hauptanzeichen helfen beim Aufspüren:

  1. Stiche – Sie sind nicht eindeutig, aber oft mehrfach in Linie oder kleinen Gruppen.
  2. Verstecke – Typisch sind Matratzen, Lattenroste, Sofas, Teppiche, aber auch Steckdosen, hinter Bildern, Fußleisten oder Tapetenrändern. Überall dort, wo eine Kreditkarte dazwischen passt, können Bettwanzen Unterschlupf finden.
  3. Spuren – Kleine Blutflecken auf der Bettwäsche, Kotspuren oder zurückgebliebene Häutungen sind deutliche Hinweise.

Wichtig: Bettwanzen können über ein Jahr ohne Nahrung überleben.

Bekämpfung: So wird man Bettwanzen los

Schon bei Verdacht gilt: sofort handeln! Wer selbst gegen Bettwanzen vorgeht, braucht Disziplin und Ausdauer. Professionelle Hilfe ist wirksam, kann aber teuer werden.

  • Isolation: Koffer, Kleidung und Bücher in luftdichte Beutel packen, doppelseitiges Klebeband um das Bett oder an Türen anbringen.
  • Hitze oder Kälte: Textilien bei 60 °C waschen und bei 90 °C trocknen – oder für mindestens 72 Stunden einfrieren.
  • Gründliche Reinigung: Mit schmalem Staubsaugeraufsatz jede Ritze absaugen, Beutel sofort draußen entsorgen und das Gerät reinigen.
  • Thermische Verfahren: Dampf (bis 180 °C) oder Kälteverfahren (bis -78 °C) können wirksam sein, oft auch als Leihgeräte erhältlich.
  • Fallen & natürliche Mittel: Schalen unter Bettfüßen, gefüllt mit Kieselgur (Diatomeenerde), helfen beim Eindämmen. Vorsicht bei Kindern, Schutzkleidung tragen!

Hocheffektive Sofortwirkung verspricht das Gerobug Bettwanzen-Spray*, das für 19,95€ bei Amazon erhältlich ist.

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Achtung bei Profis: Nur Fachbetriebe mit nachweislicher Qualifikation engagieren. Sonst drohen teure Fehlbehandlungen. Im Schnitt kann die Bekämpfung mehrere Hundert Euro kosten – je nach Größe der Wohnung und Stärke des Befalls.

Was sagt das deutsche Mietrecht?

In Deutschland gilt: Vermieter müssen eine mangelfreie Wohnung bereitstellen. Wird ein Befall kurz nach Einzug festgestellt, ist der Vermieter in der Pflicht, Abhilfe zu schaffen und die Kosten zu übernehmen.

Tritt der Befall während des Mietverhältnisses auf, hängt es vom Einzelfall ab, ob Vermieter oder Mieter zahlen müssen. Gerichte entscheiden hier unterschiedlich, in der Regel aber zugunsten des Mieters, wenn kein Fehlverhalten nachweisbar ist. In diesem Fall können Mieter eine Mietminderung durchsetzen.

Gerichtsurteile zu Bettwanzen in der Wohnung

Zwei Urteile der jüngeren Vergangenheit verdeutlichen die Tendenz der Rechtsprechung:

  • Amtsgericht Stuttgart (30.03.2021, Az. 35 C 5509/19): Selbst wenn die Insekten durch alltägliche Handlungen des Mieters wie das Mitbringen von Taschen oder Einkäufen eingeschleppt wurden, bleibt der Vermieter für die Beseitigung verantwortlich.
  • Amtsgericht Frankfurt (21.06.2021, Az. 33 C 1888/21): Auch hier wurde entschieden, dass der Vermieter für die Beseitigung der Insekten zuständig ist – es sei denn, der Mieter hat den Befall nachweislich selbst verursacht.

Vorbeugen ist besser als heilen

  • Second-Hand-Ware: Kleidung und Möbel vor Nutzung gründlich behandeln – per Dampfreinigung oder Tiefkühlung.
  • Reisen: Hotelmatratzen kontrollieren, Gepäck nicht auf dem Boden abstellen, Kleidung nach Rückkehr direkt isolieren und reinigen.
  • Kontrolle: Spezialisierte Spürhunde können Befall sicher feststellen.

Einige Unternehmen bieten inzwischen spezielle Bettwanzen-Versicherungen an – klassische Hausratversicherungen übernehmen die Kosten in der Regel nicht.

Darüber reden hilft

Bettwanzen sind kein Tabuthema und kein Zeichen mangelnder Sauberkeit. Offene Kommunikation spart Kosten und Nerven: Werden mehrere Wohnungen eines Hauses gleichzeitig behandelt, lassen sich die Ausgaben für professionelle Schädlingsbekämpfung teilen – und psychische Belastungen mindern.

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