Die Zahl der Baugenehmigungen ist seit Monaten rückläufig – das hat Auswirkungen auf die kommenden Jahre. Denn klar ist: Wo heute keine neuen Wohnungen genehmigt werden, wird morgen nicht gebaut.
Baugewerbe: Das Bauhauptgewerbe in Deutschland schwächelt weiter. Foto: iStock.com / MichaelDerrerFuchs
Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, sank die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen im September um 23,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Mit nur 15.300 genehmigten Wohnungen ist das Ziel der Bundesregierung, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen, in weite Ferne gerückt. Von Januar bis September wurden insgesamt 157.200 Wohnungen genehmigt – ein Minus von fast 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Auswirkungen werden in den nächsten Jahren deutlich spürbar sein.
Wohnungsbau: Ein düsterer Ausblick
Die Zahlen zeigen ein alarmierendes Bild: Das derzeitige Niveau der Baugenehmigungen deutet darauf hin, dass jährlich nur rund 200.000 neue Wohnungen entstehen könnten. Damit wird nicht einmal die Hälfte des anvisierten Ziels erreicht. Besonders betroffen ist der Bau von Einfamilienhäusern, der mit einem Minus von 25,7 Prozent am stärksten einbrach. Aber auch bei Mehrfamilienhäusern, die für städtische Ballungsräume von entscheidender Bedeutung sind, gab es einen deutlichen Rückgang von 21,7 Prozent.
Experten gehen davon aus, dass eine Erholung frühestens Ende 2025 eintreten könnte. Bis dahin könnten mögliche Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank die Rahmenbedingungen verbessern. Doch der Weg dorthin bleibt holprig: Hohe Material- und Finanzierungskosten lähmen die Branche, und viele Bauvorhaben werden wegen wirtschaftlicher Unsicherheiten auf Eis gelegt.
Mietpreise unter Druck
Die Folgen für den Wohnungsmarkt sind gravierend. In Ballungsräumen, die ohnehin schon unter Wohnungsnot leiden, verschärft der Rückgang der Baugenehmigungen die Situation weiter. Wo heute keine Wohnungen geplant werden, fehlen morgen dringend benötigte Kapazitäten. Das Angebot bleibt knapp, und steigende Mieten sind eine wahrscheinliche Konsequenz. Vor allem Geringverdiener könnten dadurch noch stärker belastet werden.
Ein harter Schlag für die Bauwirtschaft
Die Bauwirtschaft kämpft nicht nur mit sinkenden Genehmigungszahlen, sondern auch mit schrumpfenden Auftragsbüchern. Laut einer aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts berichten knapp die Hälfte der Unternehmen im Wohnungsbau von Auftragsmangel. Zwar deutete sich im Oktober eine leichte Verbesserung an, doch von einer Trendwende kann keine Rede sein. Ohne substanzielle politische und wirtschaftliche Maßnahmen droht eine längerfristige Stagnation.
Die Bundesregierung steht unter Druck, ihre ambitionierten Wohnungsbauziele neu zu justieren. Eine stärkere Förderung von bezahlbarem Wohnraum, Maßnahmen gegen hohe Baukosten und schnellere Genehmigungsverfahren könnten ein Weg aus der Krise sein. Ob diese Schritte rechtzeitig eingeleitet werden, bleibt jedoch fraglich – und so scheint Deutschlands Wohnungsbaukrise vorerst ungelöst.