Die Immobilienpreise in Gera sind in fünf Jahren um satte 50 Prozent gestiegen. Trotzdem bleibt die ostdeutsche Stadt eine der günstigsten im Land. Ein Widerspruch? Nicht ganz – denn hinter dem Boom steckt mehr als nur Renditefantasie.
Die Untermhäuser Brücke führt in den Stadtkern. Hinter der Landeshauptstadt Erfurt sowie Jena steht Gera mit 94.847 Einwohnern nach Bevölkerung an dritter Stelle im Freistaat Thüringen. Foto: iStock.com / Animeflora
Boom an der Weißen Elster: Warum Gera zulegt
Gera liegt im Osten von Thüringen. Verkehrsgünstig gelegen zwischen Leipzig und Jena. Lange galt die Stadt als Beispiel für die strukturellen Herausforderungen vieler ostdeutscher Mittelzentren: Schrumpfende Bevölkerung, verlassene Plattenbauten, niedrige Immobilienpreise. Doch Zeiten sändern sich – zumindest auf dem Immobilienmarkt.
In den letzten fünf Jahren stiegen die Kaufpreise für Häuser in Gera von 1.016 auf 1.521 Euro pro Quadratmeter – ein Plus von 50 Prozent. Eigentumswohnungen legten um 44 Prozent zu (1.090 auf 1.568 €/m²). Damit gehört Gera zu den größten Aufsteigern im Osten – und reiht sich ein in eine Entwicklung, die auch andere ostdeutsche Städte erfasst hat:
- Eisenach: +49 % bei Häusern
- Zwickau: +43 %
- Cottbus: +38 %
- Dessau-Roßlau: +41 %
- Plauen: +42 %
- Halle (Saale): +30 %
Die Dynamik zeigt: Der Osten holt auf – und viele Investoren haben genau das erkannt.
Alle genannten Daten stammen aus dem aktuellen Immowelt Preiskompass Q1 2025.
Preise für Eigentumswohnungen in Deutschland in Q1
Der Osten als Rendite-Region
Was treibt die Preise in Städten, die lange als schwierig galten? Ein Grund: Die niedrige Ausgangsbasis. In Gera konnte man noch vor wenigen Jahren Häuser für weniger als 1.000 Euro pro Quadratmeter kaufen – ein Traum für Kapitalanleger, die in München oder Hamburg längst keine Renditen mehr finden.
Hinzu kommt: Die Lage innerhalb Ostdeutschlands macht Städte wie Gera interessant. Wer in Leipzig, Jena oder Dresden keinen bezahlbaren Wohnraum mehr findet, schaut sich in der Region um. Gera profitiert davon – als Pendlerstadt, als Rückzugsort, als Kapitalanlage.
Auch infrastrukturell ist die Stadt gut angebunden: ICE-Anschluss über Erfurt oder Leipzig, Nähe zur A4 und zur B2, schnelles Internet und stabile Mieten – all das macht Gera für Käufer attraktiv.
Noch günstig – aber der Spielraum wird kleiner
Trotz der massiven Preissteigerungen bleibt Gera vergleichsweise günstig. In westdeutschen Städten wie Saarbrücken, Kaiserslautern oder Herne liegen die Hauspreise inzwischen höher, obwohl das Mietniveau dort kaum besser ist. Gera ist also längst kein Geheimtipp mehr – aber immer noch ein Schnäppchen.
Der große Run auf den Osten dürfte allerdings in eine neue Phase treten. Steigende Zinsen bremsen Käufer aus, die Finanzierung wird teurer – und das spürt man auch in Thüringen. Dennoch: Wer heute kauft, zahlt wenig im Vergleich zum Rest Deutschlands – und profitiert vielleicht bald von der nächsten Aufwertungsrunde im Osten.
Geschrieben am 05.04.2025
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