Ratgeber

Zirkuläres Bauen: Wie der Kreislaufgedanke unsere Städte verändert

Autorenbild: Andreas Steger
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Beim Bauen an morgen denken – das ist keine Zukunftsvision mehr, sondern ein wachsender Trend. Zirkuläres Bauen setzt auf Wiederverwertung statt Abriss, auf Planung mit Rückbau im Blick und auf Materialien, die ein zweites Leben bekommen können.

Was bedeutet zirkuläres Bauen konkret?

Zirkuläres Bauen basiert auf dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft: Gebäude und Materialien werden so konzipiert, dass sie am Ende ihrer Nutzung nicht entsorgt, sondern wiederverwendet oder recycelt werden können. Es geht darum, Ressourcen im Umlauf zu halten – ähnlich wie in der Natur, wo nichts verloren geht.

Konkret heißt das:

  • Baustoffe werden sortenrein eingesetzt und lassen sich einfach trennen
  • Rückbau und Wiederverwertung werden schon bei der Planung mitgedacht
  • Gebäude können modular erweitert, verändert oder zurückgebaut werden
  • Materialien stammen idealerweise aus dem Rückbau anderer Gebäude

Warum das klassische Bauen an seine Grenzen stößt

Traditionelle Bauweisen führen zu einem enormen Ressourcenverbrauch und Abfallaufkommen. Allein in Deutschland entstehen laut Umweltbundesamt jährlich über 200 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle – das sind über 50 % des gesamten Abfalls im Land.

Hinzu kommen Herausforderungen wie:

  • Sand- und Kiesknappheit
  • CO₂-Emissionen bei der Herstellung energieintensiver Baustoffe wie Zement
  • Entsorgungsprobleme durch Materialverbunde, die sich schwer trennen lassen

Zirkuläres Bauen bietet hier einen vielversprechenden Ausweg.

Beispiele aus der Praxis: So funktioniert’s bereits

Immer mehr Bauprojekte setzen den Kreislaufgedanken bereits um – mit überraschend kreativen Lösungen:

  • Materiallager statt Abriss: Die Stadt Zürich betreibt eine digitale Plattform für wiederverwendbare Bauteile. Fenster, Türen oder Stahlträger aus Rückbauten finden dort neue Eigentümer.
  • Rückbaubare Modulhäuser: In Amsterdam wurde ein Bürogebäude errichtet, das vollständig demontierbar ist. Alle Bauteile wurden dokumentiert und können später erneut verbaut werden.
  • Urban Mining: In Berlin entstand ein Wohnprojekt, bei dem fast ausschließlich gebrauchte Materialien aus Rückbauten verwendet wurden – von Ziegeln bis zu Holzbalken.

Was sich ändern muss, damit zirkuläres Bauen zum Standard wird

Noch steht das zirkuläre Bauen vor einigen Hürden. Dazu gehören unter anderem:

  • fehlende gesetzliche Rahmenbedingungen, etwa zur Wiederverwendung von Baustoffen
  • mangelndes Wissen über Materialien und ihre Rückbaufähigkeit
  • höhere Planungskosten und längere Vorlaufzeiten

Doch Initiativen wie digitale Materialpässe, neue Normen und Förderprogramme könnten das bald ändern. Auch Architekturbüros und Bauherren entdecken das Thema zunehmend als Innovationschance.

Warum zirkuläres Bauen mehr ist als Nachhaltigkeit

Zirkuläres Bauen bedeutet nicht nur Umweltschutz. Es schafft auch wirtschaftliche Vorteile:

  • Weniger Abfall heißt geringere Entsorgungskosten
  • Wiederverwendete Materialien senken Baukosten
  • Rückbaufähige Gebäude sind flexibler nutzbar und dadurch langlebiger

Vor allem aber verändert es die Art, wie wir über Gebäude denken: nicht mehr als einmalige Konstruktionen, sondern als temporäre Materiallager im städtischen Kreislauf.

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