Union und SPD versprechen eine deutliche Entlastung bei den Stromkosten. Doch ein genauer Blick auf die Pläne zeigt: Nicht jeder Verbraucher wird automatisch profitieren. Wer wirklich sparen will, sollte jetzt seine Stromtarife prüfen und aktiv werden.
Union und SPD wollen Strompreise senken – aber nicht für alle
Nur wenige Tage nach der Bundestagswahl 2025 haben CDU, CSU und SPD am 8. März ein 11-seitiges Sondierungspapier vorgelegt. Darin bekräftigen sie ihr Ziel, die Stromkosten zu senken – doch anders als ursprünglich angekündigt, soll die erste Entlastung vor allem der Wirtschaft zugutekommen.
Im Abschnitt „Wirtschaft“ des Dokuments heißt es:
„Für schnelle Entlastungen um mindestens fünf Cent pro kWh wollen wir in einem ersten Schritt die Stromsteuer für alle auf das europäische Mindestmaß senken und die Übertragungsnetzentgelte halbieren. Ziel ist eine dauerhafte Deckelung der Netzentgelte. Wir streben eine Ausweitung der Regelungen der Strompreiskompensation auf weitere energieintensive Branchen an und wollen die Kompensation verlängern.“
Der ursprüngliche CDU-Wahlkampfslogan „Strom muss für alle günstiger werden“ wurde damit in der Sondierung etwas abgeschwächt. Zwar sollen auch private Haushalte entlastet werden, aber der Schwerpunkt liegt auf den energieintensiven Industrien.
Die zwei Hauptmaßnahmen: Stromsteuer und Netzentgelte
Die geplante Strompreis-Senkung, setzt sich aus zwei wesentlichen Maßnahmen zusammen:
1. Abschaffung der Stromsteuer
Die Stromsteuer beträgt derzeit 2,05 Cent pro kWh netto. Die Ampel-Koalition hatte bereits eine Reduzierung für energieintensive Unternehmen ermöglicht, jetzt sollen auch Haushalte profitieren. Die neue Regierung plant, die Stromsteuer auf das EU-Mindestmaß von 0,1 Cent zu senken.
Für Verbraucher bedeutet das:
- Eine Ersparnis von 2,32 Cent pro kWh brutto.
- Bei einem Verbrauch von 3.000 kWh pro Jahr eine Entlastung von etwa 70 Euro.
- Diese Senkung wird automatisch an die Kunden weitergegeben.
2. Reduzierung der Netzentgelte
Netzentgelte machen rund ein Drittel des Strompreises aus. Sie setzen sich aus Gebühren für lokale Verteilnetze und überregionale Stromautobahnen zusammen.
- Derzeit betragen die Übertragungsnetzentgelte bundesweit durchschnittlich 6,65 Cent pro kWh netto.
- Das Ziel: Eine Halbierung dieser Kosten.
- Das könnte den Strompreis um weitere 3 Cent pro kWh senken.
- Eine vollständige Umsetzung ist jedoch frühestens zum Jahreswechsel 2025/26 zu erwarten, da die Netzentgelte nur einmal jährlich neu festgelegt werden.
Die Ampel-Regierung hatte ursprünglich geplant, die Netzentgelte 2024 mit 5,5 Milliarden Euro zu subventionieren, musste diese Maßnahme aber nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts streichen. Nun will die neue Regierung eine dauerhafte Deckelung einführen.
Warum die Ersparnis nicht automatisch ankommt
Ein zentrales Problem: Die geplante Entlastung kommt nicht automatisch bei den Verbrauchern an.
- Viele Stromverträge enthalten Preisgarantien, die sowohl die Stromkosten als auch die Netzentgelte umfassen. Das bedeutet:
- Steigen die Netzentgelte, bleibt der Preis stabil.
- Sinken sie, profitieren Verbraucher nicht automatisch.
- Zudem sind Stromanbieter nicht verpflichtet, Preissenkungen direkt weiterzugeben.
Vor allem für Wärmepumpen-Nutzer gibt es eine Besonderheit:
- Wärmepumpenstrom hat bereits gesenkte Netzentgelte.
- Haushalte mit einer Wärmepumpe, die nach §14a EnWG als steuerbare Verbrauchseinrichtung (SteuVE) registriert sind, zahlen 60 % weniger Netzentgelte.
- Durch die neue Regelung wird die Entlastung für Wärmepumpenbesitzer geringer ausfallen als für Haushalte mit normalem Haushaltsstrom.
Eine Wärmepumpe mit einer Jahresarbeitszahl (JAZ) von 3,0 benötigt ca. 6.000 kWh Strom pro Jahr.
- Eine Strompreissenkung um 5 Cent pro kWh würde eine jährliche Entlastung von 300 Euro bedeuten.
- Bei einer effizienteren Wärmepumpe mit 3.750 kWh Stromverbrauch sinkt die Entlastung auf 188 Euro pro Jahr.
Worauf Verbraucher jetzt achten sollten
Wer von den möglichen Preissenkungen wirklich profitieren will, sollte jetzt aktiv werden. Die wichtigsten Punkte im Überblick:
1. Stromtarif prüfen
Haben Sie einen langfristigen Vertrag mit Preisgarantie? Dann wird eine Senkung der Netzentgelte für Sie vermutlich keine Auswirkungen haben.
Läuft Ihr Vertrag bald aus, sollten Sie sich rechtzeitig nach einer günstigeren Alternative umsehen.
2. Keine langfristigen Verträge abschließen
Wer jetzt einen neuen Vertrag benötigt, sollte:
✅ Einen Jahresvertrag mit monatlicher Kündigungsfrist wählen.
✅ So bleibt man flexibel und kann bei fallenden Strompreisen schnell zu einem günstigeren Anbieter wechseln.
3. Preisvergleich nutzen
Strompreise variieren je nach Anbieter erheblich. Nutzen Sie Vergleichsportale, um die besten Tarife zu finden.
4. Auf neue Netzentgelte warten
Die neuen Netzentgelte könnten frühestens 2026 umgesetzt werden. Wer flexibel bleibt, kann dann schnell auf bessere Tarife umsteigen.
Was bedeutet das für Gas-Kunden?
Während Stromkunden auf eine spürbare Entlastung hoffen können, sieht die Situation für Gasverbraucher anders aus.
- Die Mehrwertsteuer auf Gas wurde Anfang 2024 wieder von 7 auf 19 Prozent angehoben.
- Gaspreise sind durch gestiegene Beschaffungskosten und einen kälteren Winter 2024/25 weiter gestiegen.
- Die Gasspeicher sind derzeit nur noch zu 30 Prozent gefüllt – ein kritischer Wert.
- Netzentgelte für Gas werden voraussichtlich weiter steigen, da der Gasverbrauch langfristig zurückgeht, die Netze aber erhalten bleiben müssen.
Ein Beispiel: Die Stadt Mannheim hat bereits angekündigt, ihr Gasnetz bis 2035 komplett abzuschalten. Auch in anderen Städten könnten ähnliche Maßnahmen folgen.
Wer noch eine Gasheizung nutzt, sollte sich frühzeitig nach Alternativen wie Wärmepumpen oder Fernwärme umsehen.
Fazit: Jetzt handeln, um zu profitieren
Die geplanten Strompreis-Senkungen von Union und SPD könnten für Verbraucher eine willkommene Entlastung bedeuten. Doch wer wirklich sparen will, darf sich nicht darauf verlassen, dass die Ersparnis automatisch weitergegeben wird.
✅ Jetzt den eigenen Stromtarif prüfen!
✅ Preisgarantien hinterfragen!
✅ Flexible Verträge abschließen!
Für Gas-Kunden sieht die Lage hingegen düster aus: Hier sind eher steigende Kosten zu erwarten. Wer noch eine Gasheizung nutzt, sollte sich frühzeitig mit Alternativen beschäftigen.
Geschrieben am 15.03.2025
von
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