Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher gelten als sichere Bank gegen Stromausfälle. Doch der Schein trügt: Ein Blick auf die Technik zeigt, warum auch hierzulande viele Solarhäuser im Ernstfall im Dunkeln sitzen.
Warum du mit einem Solarhaus beim Blackout im Dunkeln sitzt. Foto: iStock.com / Wako-Megumi
Sonnenstrom allein reicht nicht
Wer Solarmodule auf dem Dach hat und zusätzlich einen Batteriespeicher nutzt, fühlt sich oft sicher: Selbst wenn das öffentliche Stromnetz ausfällt, sollte doch genug Energie vorhanden sein – oder? In der Realität schaltet sich die Mehrheit der Photovoltaikanlagen in Deutschland bei einem Netzausfall automatisch ab. Grund dafür ist der gesetzlich vorgeschriebene Netz- und Anlagenschutz (NA-Schutz). Er verhindert, dass Anlagen Strom in ein möglicherweise beschädigtes Netz einspeisen – eine wichtige Sicherheitsmaßnahme für Wartungsarbeiten und den Schutz der Infrastruktur.
Das bedeutet konkret:
Ohne aktives Netz können herkömmliche Solaranlagen weder Strom liefern noch Batterien entladen – selbst bei strahlender Sonne und vollem Speicher.
Warum der Wechselrichter entscheidend ist
Der Knackpunkt liegt beim Wechselrichter. Photovoltaikmodule erzeugen Gleichstrom, der für Haushaltsgeräte nutzlos ist. Der Wechselrichter wandelt diesen in Wechselstrom um, der eine stabile Frequenz (50 Hertz) benötigt. Normale Wechselrichter orientieren sich dabei am öffentlichen Netz. Fehlt das Netz, fehlt die Referenz – der Wechselrichter schaltet sich ab.
Das betrifft sowohl klassische Dachanlagen als auch Balkonkraftwerke: Mini-PV-Systeme benötigen ebenfalls Netzspannung, damit ihre Mikrowechselrichter arbeiten können.
Deshalb gilt: Ohne spezielles Notstrom- oder Inselfähigkeitssystem ist bei einem Stromausfall kein Solarstrom verfügbar.
Was echte Autarkie möglich macht
Wer sich gegen Stromausfälle absichern will, braucht mehr als Standardtechnik:
- Inselfähige Wechselrichter oder Hybridwechselrichter: Sie können bei einem Netzausfall selbstständig ein stabiles Hausnetz aufbauen und Solarstrom sowie Batteriestrom verwalten.
- Notstromfähige Speicher: Herkömmliche Batteriespeicher sind in der Regel nicht inselfähig. Nur spezialisierte Systeme können auch bei einem Blackout Energie liefern.
- Priorisierung der Verbraucher: Wichtig ist, im Ernstfall nur zentrale Geräte wie Kühlschränke, Kommunikationsmittel und Sicherheitsanlagen zu versorgen. Heizungen oder Klimaanlagen haben niedrige Priorität, weil sie zu viel Strom verbrauchen.
Geräte mit hoher Priorität bei Notstrom:
- Notbeleuchtung
- Smartphones, Router
- Kühl- und Gefriergeräte
- Medizinische Geräte
- Sicherheitssysteme
- Wasserversorgung (Pumpen)
Geräte mit niedriger Priorität:
- Heizung und Klimaanlage
- Entertainmentgeräte wie Fernseher und Konsolen
Nur durch diese spezielle Kombination wird ein Haus wirklich unabhängig vom öffentlichen Stromnetz.
Fazit: Unabhängigkeit ist möglich, aber nicht Standard
Solarstrom und Batteriespeicher sind wertvolle Bausteine auf dem Weg zur absoluten Unabhängigkeit. Doch Schutz vor Stromausfällen bieten sie nur, wenn die Technik dafür ausgelegt ist.
Ob Spanien oder Deutschland: Ohne inselfähige Systeme bleibt das eigene Zuhause bei einem Blackout dunkel – trotz voller Module und voller Batterien.
Wer auf echte Autarkie setzen möchte, sollte seine Anlage bewusst auf Inselbetrieb ausrichten – oder sich zumindest über die Nachrüstung geeigneter Komponenten informieren.
Geschrieben am 29.04.2025
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