China schränkt den Export wichtiger Metalle ein – ein Signal, das weltweit Besorgnis auslöst. Doch während viele Industrien zittern, zeigt sich die deutsche Solarbranche erstaunlich unbeeindruckt. Bei der Wärmepumpe könnte es kritischer werden.
Seltene Erden sind Chinas Hebel, um wirtschaftlichen Druck auf den politischen Westen zu erhöhen. Foto: stock.adobe.com / Marina
Zwischen globaler Abhängigkeit und lokaler Stärke
China kontrolliert rund 90 Prozent der weltweiten Produktion Seltener Erden – jener Metalle, die für Hightech-Produkte, Batterien und Magneten unverzichtbar sind. Seit 2025 gelten neue Genehmigungspflichten für den Export von Samarium, Dysprosium, Terbium oder Yttrium. Was für Autohersteller oder Chipproduzenten ein Risiko bedeutet, könnte auch die Energiewende treffen – schließlich hängen viele Zukunftstechnologien an stabilen Rohstoffströmen.
Doch für die Solarbranche gibt es Entwarnung. Die Abhängigkeit von diesen Materialien ist laut EU-Kommission gering, und auch Branchenvertreter sehen keinen Grund zur Panik. Zwar stammen viele Solarmodule und Wechselrichter aus China, doch entscheidende Komponenten kommen ohne Seltene Erden aus.
Photovoltaik bleibt stabil
Die gängigsten Photovoltaikanlagen basieren auf kristallinem Silizium – einer Technologie, die keine Seltenen Erden benötigt. Kritischere Metalle wie Indium, Tellur oder Germanium werden nur in bestimmten Dünnschichtmodulen genutzt, die am Markt eine geringe Rolle spielen.
In Wechselrichtern und Nachführsystemen kommen zwar vereinzelt Magnetmetalle wie Yttrium oder Neodym zum Einsatz, allerdings in verschwindend kleinen Mengen. Auch Lithium-Ionen-Batterien für Solarspeicher benötigen keine dieser Stoffe. Somit drohen derzeit weder Lieferengpässe noch Preisexplosionen, selbst wenn die Handelskonflikte mit China anhalten sollten.
Welche Metall sind für welche Produkte wichtig? Eine Übersicht: Quelle: Critical Raw Materials for Strategic Technologies and Sectors in the EU - A Foresight Study
„Keine akuten Engpässe absehbar“
Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW), gibt sich deswegen auf Anfrage auch gelassen: „Für die Solarbranche sind derzeit keine akuten Engpässe oder Preissteigerungen infolge der chinesischen Exportbeschränkungen absehbar.“ Gleichzeitig fordert er, langfristig diversifizierte Lieferketten und eine stärkere Kreislaufwirtschaft aufzubauen. Damit ließe sich die Solarindustrie unabhängiger machen – und die Energiewende widerstandsfähiger gegenüber geopolitischen Risiken.
Wärmepumpen und Speicher im Fokus
Anders ist es bei Wärmepumpen. Während Solaranlagen weitgehend ohne Seltene Erden auskommen, sind viele Wärmepumpen auf Permanentmagnete angewiesen, die mit Metallen wie Neodym, Dysprosium oder Praseodym gefertigt werden.
Diese Metalle stecken in den Elektromotoren, die die Verdichter antreiben – sie sorgen dafür, dass Wärme aus Luft, Wasser oder Erde effizient gewonnen werden kann. Die Abhängigkeit von China ist in diesem Bereich daher deutlich größer, denn das Land liefert den Großteil dieser Magnetmaterialien.
Zwar gibt es bereits europäische Projekte zur Substitution oder zum Recycling solcher Magnete, doch der Aufbau eigener Förder- und Verarbeitungskapazitäten steckt noch in den Anfängen. Für den schnellen Hochlauf der Wärmepumpenproduktion – ein zentrales Ziel der Energiewende – bleibt Europa somit vorerst auf Importe angewiesen.
Eigene Ressourcen-Kette aufbauen
In Schweden gilt das Vorkommen nahe Kiruna als Europas größte Hoffnung auf eigene Seltene Erden: Das staatliche Bergbauunternehmen LKAB schätzt, dass die Lagerstätte „Per Geijer“ künftig bis zu 18 Prozent des europäischen Bedarfs decken könnte. Die EU hat das Projekt bereits als strategisch eingestuft, um Genehmigungen und Infrastrukturmaßnahmen zu beschleunigen.
Parallel dazu sucht Europa auch jenseits der eigenen Grenzen nach Alternativen – etwa in Brasilien, wo ehemalige Asbestminen auf die Förderung von Metallen wie Neodym, Dysprosium und Praseodym umgestellt werden sollen. Damit verfolgt die EU eine Doppelstrategie aus heimischem Abbau und internationalen Partnerschaften, um die Abhängigkeit von China langfristig zu verringern.
Klar ist dennoch: Chinas Exportbeschränkungen treffen viele Industrien empfindlich – die Solarbranche jedoch kaum. Ihre wichtigsten Technologien kommen ohne Seltene Erden aus, und auch die Preise bleiben stabil.
Geschrieben am 14.11.2025
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