Die Ergebnisse des neuen Glücksatlas 2025 überraschen: Glücklich wohnen muss nicht teuer sein.
Glück ist messbar – und oft dort zu finden, wo das Wohnen noch bezahlbar ist. Foto: iStock.com / Ridofranz
Der jährlich erscheinende SKL Glücksatlas hat erneut untersucht, wie zufrieden die Menschen in den 40 größten deutschen Städten sind. Das Ergebnis: Kassel ist 2025 wie im Vorjahr die glücklichste Großstadt Deutschlands.
Diese Platzierung überrascht gleich doppelt. Zum einen, weil Kassel im bundesweiten Vergleich oft unter dem Radar läuft. Zum anderen, weil die Wohnkosten dort vergleichsweise moderat sind. Laut Daten von immowelt liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis in Kassel aktuell bei rund 2.894 Euro. Damit bewegt sich die Stadt im unteren Mittelfeld – und zeigt, dass hohe Lebenszufriedenheit nicht zwingend mit teurem Wohnraum einhergeht.
Die 10 glücklichsten Städte 2025:
| Rang | Stadt | Preis pro Quadratmeter* |
|---|---|---|
| 1 | Kassel | 2.894 € |
| 2 | Krefeld | 2.573 € |
| 3 | Düsseldorf | 4.292 € |
| 4 | Augsburg | 4.434 € |
| 5 | Aachen | 3.438 € |
| 6 | Erfurt | 2.772 € |
| 7 | Münster | 4.568 € |
| 8 | Mönchengladbach | 2.242 € |
| 9 | Hamburg | 5.997 € |
| 10 | Duisburg | 1.861 € |
*Quelle: immowelt.de (Stand: 28.10.2025)
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Krefeld und Erfurt, die ebenfalls in den Top 10 auftauchen und bei den Wohnkosten noch unter Kassel liegen. Anders sieht es in Hamburg aus: Die Hansestadt gehört zwar ebenfalls zu den zehn glücklichsten Städten, ist mit knapp 6.000 Euro pro Quadratmeter aber Spitzenreiter bei den Wohnkosten der Top 10.
Großstadt, hohes Einkommen – aber unglücklich?
Am unteren Ende des Rankings stehen unter anderem Berlin, Karlsruhe und Wiesbaden. Diese Städte schneiden bei der Lebenszufriedenheit deutlich schlechter ab – obwohl sie wirtschaftlich stark sind und teilweise hohe Durchschnittseinkommen aufweisen. Auch die Wohnkosten in diesen Städten sind hoch: In Berlin etwa liegt der Quadratmeterpreis bei über 4.800 Euro, in Wiesbaden sogar noch darüber.
Die 5 unglücklichsten Städte 2025:
| Rang | Stadt | Preis pro Quadratmeter* |
|---|---|---|
| 36 | Nürnberg | 3.577 € |
| 37 | Berlin | 4.857 € |
| 38 | Karlsruhe | 4.164 € |
| 39 | Wiesbaden | 4.368 € |
| 40 | Rostock | 4.091 € |
*Quelle: immowelt.de (Stand: 28.10.2025)
Die Ergebnisse widerlegen den oft angenommenen Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Stärke und subjektivem Wohlbefinden. Stattdessen scheinen Faktoren wie Lärm, soziale Ungleichheit und urbane Verdichtung eine deutlich größere Rolle zu spielen. In Städten mit stark ausgeprägten Gegensätzen – also vielen sehr glücklichen und gleichzeitig vielen sehr unzufriedenen Menschen – sinkt der durchschnittliche Glückswert deutlich. Die Verteilung der Zufriedenheit innerhalb der Stadt ist damit ebenso entscheidend wie das Niveau selbst.
Was macht Städte wirklich lebenswert?
Die Glücksforschung betont seit Jahren: Materielle Faktoren wie Einkommen oder Mietpreise sind nur ein Teil des Gesamtbildes. Viel wichtiger sind emotionale und soziale Aspekte – also wie sicher man sich fühlt, wie gut die Nachbarschaft funktioniert oder wie viel Grün und Ruhe die Stadt bietet.
Der Glücksatlas 2025 greift diese Perspektive erneut auf. Demnach schneiden Städte besonders gut ab, die überschaubar groß sind, über funktionierende Infrastrukturen verfügen und in denen es wenig soziale Spannungen gibt. „Underperformer-Städte sind laut und teuer – Overperformer-Städte ruhig, sauber und mit guter öffentlicher Daseinsvorsorge“, heißt es in der Auswertung.
Duisburg liefert ein interessantes Beispiel: Die Stadt gehört zu den zehn glücklichsten im Ranking – und liegt mit durchschnittlich 1.861 Euro pro Quadratmeter ganz unten bei den Preisen. Auch Mönchengladbach, ebenfalls unter den Top 10, ist mit rund 2.242 Euro pro Quadratmeter vergleichsweise günstig.
Worauf es beim Wohnen wirklich ankommt
Für Wohnungssuchende und Investoren liefert der aktuelle Glücksatlas wertvolle Erkenntnisse. Wer sich bei der Wohnortwahl nur am Quadratmeterpreis orientiert, übersieht möglicherweise wichtigere Kriterien. Die Studie zeigt: Lebenszufriedenheit hängt eng mit Faktoren wie Umweltqualität, sozialem Zusammenhalt und gefühlter Sicherheit zusammen.
Mittlere Großstädte – also Städte mit über 200.000 Einwohnern, aber ohne Metropolenstatus – schneiden in dieser Hinsicht besonders gut ab. Sie bieten oft eine ausgewogene Mischung aus Infrastruktur, Urbanität und Lebensqualität. Für viele Menschen ist das offenbar attraktiver als der Trubel der Millionenstädte.
Gleichzeitig scheinen diese Städte eine stabilere Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt zu erzeugen. Wer sich wohlfühlt, zieht seltener um – ein Faktor, der nicht nur für Immobilienkäufer, sondern auch für Vermieter relevant sein kann.
Nicht nur Zahlen zählen – sondern das Gefühl
Die Ergebnisse des Glücksatlas 2025 legen nahe, dass wir unsere Vorstellungen von „attraktivem Wohnen“ überdenken sollten. Quadratmeterpreise sagen viel über Angebot und Nachfrage aus – aber wenig über Lebensqualität. Entscheidend ist, wie gut man sich in einer Stadt fühlt. Das umfasst die kleinen Dinge im Alltag: ob man gerne zum Bäcker geht, ob man sich im Park wohlfühlt, ob man die Nachbarn grüßt.
Kassel, Krefeld, Erfurt oder Duisburg zeigen, dass Städte keine Weltmetropolen sein müssen, um ein gutes Lebensgefühl zu vermitteln. Vielleicht liegt das Glück eben nicht dort, wo die Skyline glänzt – sondern wo man morgens in Ruhe seinen Kaffee trinken kann.
Geschrieben am 05.11.2025
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