Seit Januar 2025 müssen alle Stromversorger in Deutschland dynamische Tarife anbieten. Wer Strom dann nutzt, wenn er günstig ist, kann kräftig sparen. Aber lohnt sich das für jeden – oder droht die nächste Preisfalle?
Sparen mit einem dynamischen Stromtarif? Wann es wirklich was bringt. stock.adobe.com / tobiasott
Flexibler Stromverbrauch – das neue Sparmodell?
Mit dem Start ins Jahr 2025 hat sich der Strommarkt in Deutschland grundlegend verändert: Erstmals sind alle Energieversorger gesetzlich verpflichtet, dynamische Stromtarife anzubieten. Das bedeutet: Der Strompreis ist nicht mehr fix, sondern schwankt – je nach Tageszeit, Angebot und Nachfrage. Wer clever plant, kann Strom dann verbrauchen, wenn er besonders günstig ist.
Die Idee dahinter ist einfach: Wenn mittags viel Solarstrom ins Bundesnetz eingespeist wird oder nachts die Nachfrage sinkt, fällt auch der Preis. Verbraucher, die ihre Waschmaschine, Spülmaschine oder das E-Auto entsprechend timen, können laut Anbieterschätzungen mehrere Hundert Euro im Jahr sparen. Das ist gegebeenfalls sogar effiienter, als wenn man sich beispielsweise eine eigene Balkon-Solar-Anlage zulegt.
Sozialbericht zeigt: Stromkosten sind Druckpunkt Nummer eins
Wie der aktuelle Sozialbericht 2024 der Bundeszentrale für politische Bildung zeigt, sind Wohn- und Energiekosten für viele Haushalte die größte Belastung im Alltag. Besonders betroffen: alleinlebende Menschen, Rentner und Geringverdiener. Sie wenden teils über 40 Prozent ihres Einkommens für Miete und Energie auf – ein Wert, der deutlich über dem EU-Durchschnitt liegt.
Smart Meter: Ohne digitale Zähler geht nichts
Zentrale Voraussetzung für einen dynamischen Stromtarif ist ein sogenannter Smart Meter, also ein digitaler Stromzähler mit direkter Verbindung zum Anbieter. Nur mit ihm lässt sich der Verbrauch minutengenau erfassen und abrechnen. Laut Bundesnetzagentur sind bis Mai 2025 rund elf Millionen Haushalte damit ausgestattet – das ist erst ein Bruchteil.
Auch ein intelligenter Netzanschluss oder ein Energiemanager für Solaranlagen oder Wärmepumpen kann sich lohnen: Anbieter wie Tibber, 1Komma5° oder Awattar koppeln Tarife an eigene Apps und Speicherlösungen.
Wer profitiert – und wer besser nicht wechselt
Für Haushalte mit flexiblen Verbrauchsmustern, etwa durch smarte Haushaltsgeräte, Wärmepumpen oder E-Autos, können sich die neuen Tarife auszahlen. Wer tagsüber arbeitet und abends den Großteil seines Stroms verbraucht, muss hingegen mit Preisspitzen rechnen – gerade zwischen 17 und 21 Uhr, wenn viele Geräte parallel laufen.
Hinzu kommt: Nicht jeder Anbieter verzichtet auf Grundgebühren oder garantiert transparente Preisgestaltung. Ein Blick ins Kleingedruckte lohnt sich. Tarife mit kurzen Kündigungsfristen und fairer Preisbindung sind für Einsteiger empfehlenswert.
Fazit: Strom clever nutzen statt blind sparen
Dynamische Stromtarife markieren einen Meilenstein in der Energiewende – sowohl technisch als auch wirtschaftlich. Doch sie sind kein Allheilmittel: Wer sich auf das Preiskarussell einlässt, braucht nicht nur die passende Technik, sondern auch die Bereitschaft, das eigene Verhalten anzupassen. Und: Nur weil der Strom gerade günstig ist, sollte man nicht gleich die Sauna anschalten.
Unser Tipp: Erst prüfen, ob ein Smart Meter installiert ist – dann Tarife vergleichen. Die größten Ersparnisse winken denen, die jetzt schon flexibel denken.
Geschrieben am 11.05.2025
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