Ratgeber

Die Wärmepumpe fürs Fenster: Kommt hier die nächste Stufe der Heizungswende?

Autorenbild Kilian Treß
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Eine Wärmepumpe, die einfach ins Fenster geschoben wird, per Steckdose läuft und ganze Räume heizen soll – was zunächst wie ein Gadget klingt, wird international bereits als möglicher Baustein der Wärmewende diskutiert. Doch was steckt hinter der sogenannten Fenster-Wärmepumpe wirklich?

Was ist diese Weltneuheit?

Optisch erinnert sie stark an ein klassisches Fenster-Klimagerät. Tatsächlich handelt es sich bei der Packaged Window Heat Pump um eine Luft-Luft-Wärmepumpe im Kompaktformat, die direkt in ein Fenster eingesetzt wird.

Das neuartige Gerät zieht Außenluft an, entzieht ihr Energie und gibt diese als warme Luft direkt in den Raum ab. Im Sommer funktioniert das System umgekehrt und kühlt. Heizkörper, Fußbodenheizung oder ein zentrales Heizsystem braucht es dafür nicht.

Die Idee dahinter: Heizen per Plug-and-Play. Kein Heizungsumbau, keine wasserführenden Leitungen, kein Installateur. Ein Gerät, ein Fenster, eine Steckdose.

Woher kommt die Idee – und wer steckt dahinter?

Die bekannteste Variante stammt vom Konzern Midea, einem der weltweit größten Hersteller für Klima- und Wärmetechnik. Entwickelt und getestet wurde das Gerät vor allem für den US-Markt.

Dort sind Fenster-Klimageräte seit Jahrzehnten Standard. Viele Gebäude verfügen über vertikale Schiebefenster, die sich technisch gut für solche Systeme eignen. Entsprechend wurden Fenster-Wärmepumpen in den USA auch im Rahmen von Energieeffizienz-Programmen und Pilotprojekten getestet – mit dem Ziel, ineffiziente Elektroheizungen zu ersetzen.

Midea positioniert das Gerät deshalb nicht als Heizungsersatz für Einfamilienhäuser, sondern als raumweise Lösung für Wohnungen, Apartments oder Übergangszeiten.

Was kann das Gerät – und wo liegen die Grenzen?

Technisch liefert die Fenster-Wärmepumpe eine Heizleistung von rund 2,5 Kilowatt. Entscheidend ist jedoch die Effizienz, gemessen am COP-Wert.

Ein COP von 2 bedeutet: Aus 1 Kilowattstunde Strom entstehen 2 Kilowattstunden Wärme. Moderne Heizungs-Wärmepumpen kommen hier auf Werte von 4 bis über 5.

Vergleich: Fenster-Wärmepumpe vs. gängiges Modell in Deutschland

(Vergleichsmaßstab: Viessmann Vitocal 250-A, häufige genannte Wärmepumpe in vielen Vergleichen)

Kriterium Fenster-Wärmepumpe (Midea) Viessmann Vitocal 250-A
Gerätetyp Einzelraum-Wärmepumpe Zentrale Heizungswärmepumpe
Heizleistung ca. 2,6 kW ca. 9–10 kW
COP (Heizen) ca. 2,0–2,4 bis über 5
Strombedarf für gleiche Wärme hoch deutlich geringer
Einbindung ins Heizsystem nicht möglich Vollständig
Geeignet für ganzes Haus nein Ja
Installationsaufwand Gering hoch, aber dauerhaft
Rolle Zusatz- oder Nischenlösung vollwertiger Heizungsersatz

Der Vergleich der beiden Datenblätter zeigt: Technisch spielen beide Geräte in völlig unterschiedlichen Klassen. Während die Viessmann-Wärmepumpe auf Effizienz und Dauerbetrieb ausgelegt ist, bleibt die Fenster-Wärmepumpe eine punktuelle Lösung mit begrenzter Leistung. Dafür dürfte sie auch deutlich billiger sein, damit mehrere Geräte je Zimmer installiert werden können.

Aber ist das Gerät in Deutschland überhaupt nutzbar?

Genau hier liegt das größte Problem – unabhängig von Effizienz oder Stromverbrauch.

Die Fenster-Wärmepumpe ist für US-Schiebefenster konzipiert. In Deutschland dominieren jedoch Kipp- und Drehfenster, die sich nach innen öffnen. Sie sind weder für das Gewicht noch für den dauerhaften Einbau eines solchen Geräts ausgelegt. Ergo: Die Geräte passen in Deutschland nicht bei normalen Fenstern.

Hinzu kommen weitere Hürden:

  • Fenster sind Teil der gedämmten Gebäudehülle – unsaubere Einbauten können Wärmeverluste und Feuchtigkeit verursachen.
  • In Mehrfamilienhäusern ist oft die Zustimmung der Eigentümergemeinschaft nötig. Ähnlich wie es bei Balkonkraftwerken der Fall war.
  • In Mietwohnungen würde der Einbau als bauliche Veränderung gewertet werden, hier bedarf es viel Austausch mit dem Vermieter.
  • In vielen Städten greifen zusätzlich Vorgaben aus dem Denkmalschutz.

Fazit: spannende Idee, aber kein Gamechanger

Die Wärmepumpe fürs Fenster ist keine Spielerei. Sie zeigt, wie flexibel Wärmepumpentechnik eingesetzt werden kann – und sie kann in bestimmten Situationen sinnvoll sein, etwa als Zusatzheizung ähnlich wie Infrarotheizungen oder für spezielle Gebäudetypen. Aber: Was in den USA technisch und rechtlich gut funktioniert, scheitert in Deutschland häufig bereits an Fensterbauweise, Mietrecht und Bauvorschriften.

Für die Heizungswende in Deutschland ist sie in ihrer aktuellen Form keine Lösung im großen Maßstab. Dafür sind Effizienz, Heizleistung und vor allem die baulichen Voraussetzungen zu eingeschränkt.

Der Maßstab für dauerhaftes, sparsames Heizen fernab von Gas und Öl bleibt hierzulande weiterhin die zentrale Luft-Wasser-Wärmepumpe.

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